Funkmast verärgert Anwohner

Der Digitalfunkmast für den landesweiten Behördenfunk auf dem Hosteberg bei Saarburg-Kahren stößt bei einigen Anwohnern auf Ablehnung. Sie kritisieren den Standort, die Kosten und die Informationspolitik. Die zuständige Projektgruppe Digitalfunk hat darauf reagiert.

 Turm des Anstoßes: Der 20 Meter hohe Funkmast auf dem Hosteberg bei Saarburg-Kahren. TV-Foto: Julia Kalck

Turm des Anstoßes: Der 20 Meter hohe Funkmast auf dem Hosteberg bei Saarburg-Kahren. TV-Foto: Julia Kalck

Saarburg-Kahren. Auf dem Hosteberg lässt es sich leben: Der Mais weht im Wind, der Blick geht bis nach Frankreich. 40 Häuser gibt es im ehemaligen Feriendorf. Urlaubsidylle ist heute noch zu spüren. Der Hosteturm etwa ist ein beliebter Aussichtspunkt. Seit kurzem hat dieser Turm einen direkten Nachbarn: Einen Mast für den neuen Digitalfunk von Polizei und Rettungsdiensten, der im Frühjahr 2011 in Betrieb gehen soll - 20 Meter hoch und aus Beton (der TV berichtete).

Anwohner des Hostebergs sind vom Turm neben dem Turm wenig begeistert. Er verstehe es nicht, wie der Denkmalschutz die Genehmigung erteilen konnte, sagt Joachim Kind. "Wenn ich ein altes, denkmalgeschütztes Haus kaufe, dann habe ich so viele Auflagen."

Matthias Berlandy von der Projektgruppe Digitalfunk Rheinland-Pfalz weist nach TV-Anfrage darauf hin, dass es ein normales Zustimmungsverfahren mit den Denkmalschutzbehörden gegeben habe. Ein Kriterium sei gewesen, dass der Mast außerhalb der Hauptblickrichtung des Aussichtsturms liege. Der jetzige Standort sei zudem der vom Denkmalschutz favorisierte.

Die Hosteberger beklagen auch die Informationspolitik der Projektgruppe Digitalfunk. "Kein Schild hat uns Anwohner informiert", sagt Daniela Kind. "Jeder private Bauherr muss an seiner Baustelle ausweisen, wer was baut", fügt ihr Mann hinzu.

"Das ganze Projekt wurde vom damaligen Bundesinnenminister Otto Schily als Hochsicherheitsnetz deklariert", erklärt Berlandy. Das habe Konsequenzen, etwa, dass Mitarbeiter des Projekts sicherheitsüberprüft werden. Und eben, dass man nicht aktiv vorgehe und die Standorte von sich aus publik mache. "Wenn Informationsbedarf besteht, verschließen wir uns aber nicht", versichert Berlandy. Die Anwohner wundern sich auch über die hohen Kosten. Zur Erinnerung: 160 000 Euro kostet der Bau des Turms, hinzu kommen 600 000 Euro Betriebskosten in den kommenden 15 Jahren. Anwohner Jürgen Knoppek ist überzeugt: Das geht auch billiger. "Beispielsweise durch Satellitentechnik", sagt er. Das sei für den Behördenfunk keine Alternative, sagt Berlandy. Man habe auch geprüft, ob man sowohl den Hosteturm selbst nutzen könne als auch zwei bestehende Mobilfunkmasten in Tawern und Trassem. Der Hosteturm schied unter anderem aus Sicherheitsgründen aus. "Die Variante mit den beiden Mobilfunkmasten hätte uns etwa das Doppelte gekostet", erklärt Berlandy. Denn dort wären auf 15 Jahre 120 000 Euro Mietkosten angefallen, dazu Betriebskosten in Höhe von rund 550 000 Euro - jeweils pro Turm. Und das bei schlechterer Netzabdeckung.

Wären Mieteinnahmen ein Mittel, die Kosten zu reduzieren? Grundsätzlich könne der Mast von kommerziellen Anbietern mitgenutzt werden, sagt Berlandy. Vorausgesetzt, diese erfüllten die Anforderungen, etwa von der Bundesnetzagentur. Diese müsse jeden Funkstandort in Deutschland genehmigen - auch im Hinblick auf Strahlenbelastung. Berlandy: "Bisher hat sich aber noch kein Interessent gemeldet." Extra Digitalfunk: Mit 500 000 Nutzern bundesweit wird das rund fünf Milliarden Euro teure Digitalfunknetz für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) das größte geschlossene digitale Funknetz der Welt. Bereits 2005 haben Bund und Länder die Einführung beschlossen. Der Digitalfunk soll den veralteten, störanfälligen und nicht abhörsicheren Analogfunk ersetzen und die Kommunikation verbessern, da die Rettungskräfte alle im selben Netz funken. (jka)

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