Fusion und ein neuer, junger Frontmann

Kell am See/Zerf · Aus zwei mach eins: Der erst 28-jährige Johannes Schmitt ist neuer Vorsitzender des Bauernverbandes für die gesamte Verbandsgemeinde Kell. Er ist aus der Fusion der beiden bisherigen Ortsverbände entstanden. Der für fünf Jahre gewählte Vorstand vertritt 97 Mitglieder. Doch nur noch 15 sind Landwirte im Haupterwerb.

 Der erst 28-jährige Johannes Schmitt vom Schüttershof in Oberzerf vertritt die Landwirte in der Verbandsgemeinde Kell. Er ist das 97. Mitglied und für fünf Jahre gewählt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Der erst 28-jährige Johannes Schmitt vom Schüttershof in Oberzerf vertritt die Landwirte in der Verbandsgemeinde Kell. Er ist das 97. Mitglied und für fünf Jahre gewählt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Kell am See/Zerf. Mehr Gewicht bei der Mitsprache in der Verbandsgemeinde und beim übergeordneten Bauern- und Winzerverband Trier-Saarburg: Das verspricht sich der neu gegründete Ortsverband der Landwirte, der 97 Mitglieder auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Kell vertritt. Ihr neuer Vorsitzender ist Johannes Schmitt (28) vom Oberzerfer Schüttershof.
"Die rund 20 anwesenden Landwirte waren vor der Wahl des Vorstandes der Meinung, dass das mal ein Junger machen sollte", sagt Schmitt im TV-Gespräch.
Der neue Verband will bei Entscheidungen des Verbandsgemeinderates gefragt werden. Zum Beispiel, wenn es um Gewässerschutz geht, wenn der Flächennutzungsplan geändert werden soll oder in Bezug auf das Thema Windenergie.
Egal, wie alt ein Landwirt ist. Das Leben ist in diesem Beruf immer härter geworden.
"Es ist immer mehr Bürokratie zu bewältigen", klagt nicht nur Schmitt. Auch die beiden anderen Vorstandsmitglieder Michael Marquardt (49) und Helmut Backes (67) sehen das so: "Der Schwund ist groß. Vor 20 Jahren gab es noch doppelt so viele aktive Bauern", weiß Backes, der bislang dem Bauernverband Mandern vorstand. Gerade mal 15 Haupterwerbslandwirte kann er zählen.
Marquardt vertrat bisher seine Berufskollegen im Ortsverband für die sieben westlichen Dörfer in der VG Kell. "Wichtig ist, dass die Leute von Praktikern vertreten werden", macht der Mann aus Paschel klar.
Nachwuchsmangel wird größer


Obwohl Bauersein für den jungen Vorsitzenden und Landwirtschaftsmeister Schmitt ein Traumberuf ist, steigt die Altersstruktur stetig.
Neben immer mehr Auflagen von Seiten der Europäischen Union und steigender Schreibtischarbeit ist es der Nachwuchsmangel und der Kampf um den Hofnachfolger, der den Bauern die Sorgenfalten auf die Stirn treibt.
Bestandsregister, Düngemittelverordnung, Buchführung und der Kampf um Ausgleichszahlungen plagen die Landwirte. Enorm viel muss dokumentiert werden. "Das haben wir in unserem Beruf doch alles nicht gelernt", klagt Marquardt.
Beim Nachwuchs wollen nur wenige die Verantwortung für einen Hof übernehmen. "Traktor fahren wollen alle, aber auch nach acht Stunden Feierabend", formuliert Backes das Problem. Da fehle oft das Herzblut, das komplette Bauernfamilien dazu antreibt, an einem Strang zu ziehen. Und zwar Tag und Nacht und bei jedem Wetter.
Der neue Verband fühlt sich als eine Art Gewerkschaft, die auf diese Probleme auf VG-Ebene und auch beim eigenen Kreisverband stärker aufmerksam machen will. An die Lebensmittelkunden richtet Backes die Worte: "Die Leute vergessen oft, wo ihr Essen herkommt."
Auch im benachbarten Raum Hermeskeil gibt es nur noch einen Ortsverband für die ganze Verbandsgemeinde. Dessen Vorsitzender ist Klaus Wahlen aus Reinsfeld, der die Interessen von insgesamt 54 Mitgliedern vertritt.Extra

Vorsitzender: Johannes Schmitt (Oberzerf, Telefon 06587/7111); Zweiter Vorsitzender: Frank Tapprich (Vierherrenborn); Beisitzer: Michael Marquardt (Paschel), Michael Hausen (Hentern), Helmut Backes (Mandern), Josef Maier (Vierherrenborn). doth

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