FWG fordert: Realschule Zerf aufgeben

Kell am See/Zerf · Zwei Standorte sind einer zu viel: Das ist die Position der FWG-Fraktion im Kreistag Trier-Saarburg. Sie fordert deshalb, dass die Realschule plus Kell/Zerf künftig nur noch in Kell fortgeführt wird, was zwangsläufig das Aus für Zerf bedeuten würde. Der Kreistag entscheidet am 15. Juni über den FWG-Antrag, den die CDU unterstützt. Es gibt aber auch Kritik.

Kell am See/Zerf. Im Hinblick auf das künftige Aussehen der Schullandschaft steht die Hochwaldregion vor entscheidenden Wochen. Zurzeit läuft noch eine Umfrage, mit der sich der Kreis als Träger der weiterführenden Schulen ein Meinungsbild bei den Eltern einholen will. Zudem fällt spätestens Mitte Juli - die Kreisverwaltung prüft nach eigener Aussage zurzeit noch die Möglichkeit einer Vorverlegung des Abstimmungstermins - die Entscheidung, ob an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Hermeskeil eine Oberstufe eingeführt wird oder nicht.
Wegen eines aktuellen Vorstoßes der FWG-Fraktion wird der Kreistag aber wohl schon am 15. Juni einen Beschluss fassen, der die Zukunft einer anderen Schule betrifft: die Realschule plus Kell/Zerf mit aktuell 270 Schülern.
Sie ist eine sogenannte dislozierte Schule, also eine Schule, die auf verschiedene Orte und Standorte aufgeteilt ist. Die Kinder der Klassen fünf und sechs werden in Kell unterrichtet, ab Klasse sieben wechseln sie nach Zerf.
Bernhard Busch, Sprecher der FWG-Kreistagsfraktion, sagt: "Die Dislozierung ist für die Zukunft nicht haltbar. Dagegen sprechen sowohl pädagogische und schulorganisatorische als auch finanzielle Gründe. Der Kreis muss als Träger den Mut zur Entscheidung für einen Standort aufbringen." Die FWG beantragt daher, "dass der Kreistag beschließen möge, die Dislozierung der Realschule aufzugeben. Die Schule soll am Standort Kell fortgeführt werden."Neubau dauert drei bis vier Jahre



Buschs Fraktion stellt sich somit hinter Überlegungen der Kreisverwaltung, die schon länger im Raum stehen und seit Herbst 2014 öffentlich diskutiert werden (der TV berichtete).
Der FWG-Sprecher rechnet zwar damit, "dass etliche Schüler bei der Aufgabe des Standorts Zerf an die Realschule Saarburg abwandern. Andererseits wäre ein alleiniger Standort Kell für etliche Eltern aus der VG Hermeskeil attraktiv. Der Bestand der Schule scheint durch diese Überlegungen nicht gefährdet."
Am Standpunkt der Verwaltung hat sich nichts geändert, wie eine aktuelle Anfrage unserer Zeitung bei Kreissprecherin Martina Bosch zeigt: "Grundsätzlich sind wir eher der Auffassung, dass eine Dislozierung auf beide Standorte auf Dauer nicht mehr sinnvoll ist. Schon aufgrund der geografischen Lage würde sich bei der Wahl eines einzelnen Standorts eher Kell anbieten, wenn man die beiden VG Kell und Hermeskeil im Blick hat."
Fällt die Wahl auf Kell, soll dort ein Neubau errichtet werden. Dessen grob geschätzte Kosten beziffert Bosch auf 5,2 Millionen Euro. Sie weist darauf hin, dass sich "Neubaukosten im Vorfeld besser abschätzen lassen als Sanierungskosten. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass eine Sanierung beider Standorte nicht günstiger ausfallen wird im Vergleich zu den entstehenden Kosten, als wenn man sich auf einen Standort konzentrieren würde."
Sollte sich der Kreistag für die Aufhebung der Dislozierung aussprechen, würde es etwa drei bis vier Jahre dauern, bis der Neubau fertig ist und alle Schüler am Standort Kell unterrichtet werden können. Die CDU-Kreistagsfraktion kann sich mit dem FWG-Antrag anfreunden. SPD und Grüne sprechen sich gegen eine übereilte Entscheidung aus (siehe Extra). Der Zerfer Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) will unbedingt verhindern, dass seine Gemeinde die Realschule verliert. "Sie hat sich in der Vergangenheit bewährt und soll das auch in Zukunft tun. Wenn sie für den Landrat wirklich so ein Klotz am Bein ist, dann soll er sie der VG zurückgeben." Die VG Kell war bis 2010 Träger der Schule.Meinung

Ein Auslaufmodell
Was sich bereits angedeutet hat, wird wahrscheinlicher: Der Realschulstandort Zerf ist nach Lage der Dinge ein Auslaufmodell. Damit kein Missverständnis aufkommt: An der Schule wurde bis heute gute Arbeit geleistet. Das zeigt sich schon allein daran, dass fast alle Abgänger schnell einen Ausbildungsplatz finden. Klar ist aber: Gerade im Hochwald werden die Schülerzahlen weiter sinken. Der Kreis wird sich auf Dauer keine Schule leisten können, die sich auf zwei Standorte verteilt. Wenn aber nur ein Standort für eine "Hochwald-Realschule" übrig bleiben kann, und der Kreis aus politischer Rücksichtsnahme auf die VG Kell den größeren Reformschritt sein lässt, nämlich neben IGS und Gymnasium auch eine Realschule im Mittelzentrum Hermeskeil anzusiedeln, ist Kell im Vergleich zu Zerf die bessere Wahl. Ein wichtiges Argument für diese Aussage liefert ein Blick über die Kreisgrenze. Derzeit gehen mehr als 100 Kinder aus der VG Hermeskeil fremd und besuchen die Realschule Thalfang. Um diese Abwanderung zu stoppen und die Schülerströme wieder stärker zurück in den Kreis zu leiten, bietet sich Kell als Standort einer "Hochwald-Realschule" eher an als Zerf, das am westlichen Rand des Einzugsgebiets der potenziellen Schüler liegen würde. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Die CDU spricht sich laut Bernd Henter zwar dafür aus, "dass die VG Kell Standort eine Realschule bleiben muss". Die Aufteilung auf zwei Standorte sei aber "kein idealer Zustand, insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt, dass an beiden Standorten hohe Sanierungskosten von insgesamt circa zehn bis elf Millionen Euro anfallen würden". Die CDU präferiere den Standort Kell. SPD-Fraktionssprecherin Ingeborg Sahler-Fesel weist darauf hin, dass der Erhalt des Systems der Grund- und Realschule am Standort Zerf zur Stärkung der Infrastruktur der VG Kell beitrage. "Die Aufgabe eines Standorts bei dislozierten Schulen kann den verbleibenden Standort stärken. Ob dies aber im Fall der Realschule Kell/Zerf erfolgen würde, kann zurzeit niemand vorhersagen", sagt Sahler-Fesel. Der FWG-Antrag sei ein Schnellschuss, den die SPD nicht mittrage. Ihre Partei fordere ein "transparentes Verfahren unter Beteiligung der Schule und der Eltern vor Ort. So viel Zeit muss sein". Die Grünen sind zwar laut Sabina Quijano ebenfalls der Auffassung, dass die "derzeitige Dislozierung der Realschule nicht zukunftsfähig ist". Die Schule müsse aber an einem Standort angesiedelt werden, der für die Mehrzahl der potenziellen Schüler gut erreichbar ist. Wo das ist, darauf wollen sich die Grünen erst festlegen, wenn das Ergebnis der Elternumfrage vorliegt. Da dies noch nicht der Fall ist, "sehen wir auch keinen Grund, jetzt kurzfristig eine Entscheidung übers Knie zu brechen", sagt Quijano über den FWG-Antrag. Für die Grünen sei auch die Umsiedlung der Realschule, beispielsweise nach Hermeskeil, eine Alternative. ax

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