Ganz tief in die Lunge hineinschauen

Hermeskeil · Das St.-Josef-Krankenhaus erweitert sein medizinisches Angebot: Mit Hilfe eines neuen Geräts können die Mediziner nun in jeden Winkel von Lunge und und Brustraum hineinblicken und so beispielsweise Tumore leichter diagnostizieren. Die Anschaffung für insgesamt 138 000 Euro wurde auch durch zwei Spenden ermöglicht.

 Ein dünner Schlauch für den besseren Durchblick: Dr. Wolfgang Schneider, Chefarzt für Innere Medizin am Hermeskeiler Krankenhaus, demonstriert ein neues Gerät für die Diagnose von Lungentumoren. TV-Foto: Christa Weber

Ein dünner Schlauch für den besseren Durchblick: Dr. Wolfgang Schneider, Chefarzt für Innere Medizin am Hermeskeiler Krankenhaus, demonstriert ein neues Gerät für die Diagnose von Lungentumoren. TV-Foto: Christa Weber

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Hermeskeil. Trauben findet Dr. Wolfgang Schneider, Chefarzt für Innere Medizin am Hermeskeiler St.-Josef-Krankenhaus, auf seinem Behandlungstisch wohl eher selten vor. Für diesen Nachmittag hat er sich die Früchte jedoch als Hilfsmittel organisiert, um ein neues medizinisches Gerät vorzuführen. Seit kurzem besitzt die Klinik im Hochwald ein sogenanntes endobronchiales Ultraschallgerät. Damit lassen sich Entzündungen, Fremdkörper, Gewebeerkrankungen und vor allem Tumore in den Lungen-Lymphknoten sichtbar machen. Außerdem können für weitere Untersuchungen Gewebeproben entnommen werden.
Kontrolle per Minikamera


Wie genau das funktioniert, demonstriert der Chefarzt mit Hilfe der Trauben, die in einem Wasserglas schwimmen. Dort taucht er das Ende eines langen schwarzen Schlauchs hinein, an dessen Kopf eine winzige Kamera, ein Ultraschallgerät und eine ausfahrbare Nadel sitzen. Auf einem Monitor, der mit dem Gerät verbunden ist, erscheint nun ein typisches schwarz-weißes Ultraschallbild, wie man es von Untersuchungen bei Schwangeren kennt. Gut sichtbar sind kleine weiße Punkte am oberen Bildrand. "Das sind Wasserbläschen, die wir beim bloßen Hinschauen gar nicht erkennen", erklärt der Mediziner. Ein zweites kleineres Monitorbild zeigt an, wo genau sich der Schlauch im Wasserglas befindet - damit der Bediener sozusagen nicht vom richtigen Weg abkommt. Bei einem größeren weißen Fleck, einer Traube, stoppt der Chefarzt und fährt nun die fünf Zentimeter lange Nadel aus. "Damit könnte ich jetzt theoretisch eine Probe aus der Traube entnehmen", erklärt er.
Zurück zur Praxis: Mit dem neuen Gerät können sich die Ärzte den gesamten Lungenbaum eines Patienten von innen anschauen, auch das sogenannte Mittelfeld zwischen Speise-, Luftröhre und großen Gefäßen. Dieser Bereich bleibt bei einer normalen Lungenspiegelung verborgen, er wird erst durch den Einsatz des Ultraschalls einsehbar. Die Entnahme der Proben ist laut Schneider wichtig, um für die vorgefundene Tumorart die richtige Therapie zu entwickeln. Durch das Verfahren ließen sich aber ebenso gutartige Veränderungen in der Lunge leichter diagnostizieren.
Der Eingriff dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Momentan erfolgt er in der Hermeskeiler Klinik noch unter Narkose. "Sobald das Team eingespielt ist, kann man das aber auch mit einer Sedierung ähnlich wie bei einer Magenspiegelung machen", sagt Schneider. Früher sei für solche Diagnosen eine Operation mit "nicht unerheblichen Risiken" notwendig gewesen.
Laut Schneider hat das Gerät rund 138 000 Euro gekostet, ein Teil davon wurde über Spenden des Krankenhaus-Fördervereins (15 000 Euro) und der Karl-und-Katharina-Heil Stiftung (10 000 Euro) finanziert. Dadurch habe man den Anschaffungsprozess "deutlich beschleunigen" können, sagt der Chefarzt, der für sein "neues Spielzeug" sehr dankbar ist. "Der Förderverein hat das Geld gleich zugesagt, als der Antrag kam", sagt Vereinschef Willi Auler. "Mir persönlich liegt viel am Erhalt des Krankenhauses, deshalb wollten wir uns beteiligen", ergänzt Karl Heil, der den Scheck der Stiftung in Begleitung seiner Vorstandskollegen Günter Weber und Jörg Hartig übergibt.
Erweiterung des Klinikangebots


Für das Krankenhaus sei die Anschaffung "eine sehr sinnvolle Investition", sagt Schneider. Die Zahl der Tumorerkrankungen nehme zu. "Wir erweitern damit unser medizinisches Spektrum und können den Lungen-Onkologiepatienten jetzt komplett hier untersuchen." Zuvor habe man Patienten für diese Untersuchungen nach Trier oder Völklingen schicken müssen. In seiner Abteilung würden jährlich etwa 3500 Patienten behandelt, sagt der Chefarzt. Lungen-Diagnosen machten davon rund ein Viertel aus. Eine Untersuchung pro Woche mit dem neuen Gerät wäre für ihn "ein guter Schnitt".
Es gelte jetzt, die Neuerung bei Patienten und Ärzten bekanntzumachen, auch über den Flyer des neuen Klinikverbunds, sagt Krankenhausoberin Annette Münster-Weber. Die Hermeskeiler Klinik in Trägerschaft der Marienhaus GmbH bildet seit 1. März mit den Häusern in Lebach, Losheim und Wadern den Verbund Hochwald-Saar. Hermeskeil sei darin das einzige Haus mit einem endobronchialen Ultraschallgerät, sagt Münster-Weber. "Es ist sicher etwas, das als Leuchtturm herausstechen kann", stellt Schneider fest.

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