Gefühle in Formen und Farben

KONZ. Jungen Menschen fällt es oft schwer, ihre Gefühle zur Sprache zu bringen. Das Konzer Haus der Jugend erprobte einen anderen Weg: Gefühlsausdruck mit Texten, Formen und Farben.

Die Din-A-3-Blätter auf dem Parkettboden sind vollgemalt - mit schwungvollen, oft lustigen Ornamenten. "Action painting", heißt die Methode, der diese kleinen Kunstwerke ihr Dasein verdanken. Und "Action painting", also Malen aus dem Augenblick, dem spontanen Einfall heraus, ist Teil des Mächengruppen-Projekts in der Karwoche, das Irene Stangl und Marion Harth vom Haus der Jugend im Pfarrheim St. Nikolaus durchgeführt haben. "Abenteuer Gefühle" - unter diesem Titel sollen die Teilnehmerinnen in Kunst und in Texte umsetzen, was sie bewegt. "Action painting" ist dazu nur der Einstieg. Es geht um mehr: um den persönlichen Gefühlausdruck in Texten, Formen und Farben. Reglementiert wird nichts. Sieben Mädchen sitzen am Tisch, kauern am Boden, bewegen sich zwanglos im Raum zwischen halbfertigen Malereien, gehen auch einmal hinaus, weil draußen das WebMobil vom Haus der Jugend lockt. Das liefert nicht nur wertvolle Hilfe bei der Arbeit an den Texten, die in die Kunstobjekte einbezogen werden, sondern bietet auch Erholung beim Computerspiel an, bevor die Arbeit am eigenen Kunstwerk in Stress ausartet. Kunst soll es sein, was da entsteht. Aber im Vordergrund steht etwas anderes: Die Möglichkeit für zwölf- bis 15-jährige Mädchen, sich selber zu artikulieren - ihre Wünsche, Ängste, Hoffnungen, vielleicht auch ihren Ärger. "Macht, was ihr ausdrücken wollt", haben die beiden Betreuerinnen vorgegeben. Und in dem geschützten Raum, der da entsteht, trauen sich diese jungen Mädchen, mit Bildern und kleinen Gegenständen, mit eigens erfundenen und nur in Ausnahmefällen übernommenen Texten auszudrücken, was sie bewegt. Freundschaft ist ein Thema, Glück, Ernst, Fröhlichkeit sind andere. Bei den Älteren kommen Liebe, Kummer, Traurigkeit dazu. Kein Bild gleicht dem anderen - Rosenmotive, Schwarz mit einem fast abschreckend wirkenden kleinen Metallgitter, harmlos-optimistisches Hellblau oder intensives Rot und Orange. Dazu hat jede Teilnehmerin ein kleines Buch geschrieben. Die Bücher liegen auf dem Tisch. Geöffnet werden sie nicht. Was darin steht, bleibt Geheimnis der Autorinnen. Zur kleinen Vernissage mit Kaffee und Kuchen sind Eltern, Freunde und Verwandte gekommen. Die Teilnehmerinnen haben sie auf selbst gestalteten Karten eingeladen. Und die Besucher sind beeindruckt. "Wunderschön und so ideenreich", sagt eine Mutter. "Das stellt was dar", sagt ein Großvater anerkennend. Und eine Ansicht teilen alle: "Solch ein Projekt sollte häufiger stattfinden."

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