Generalsanierung für "das Zelt Gottes"

KONZ. Aufatmen unter den Gläubigen der Pfarrei St. Nikolaus: Am kommenden Samstag können sie wieder in ihrer Pfarrkirche den Gottesdienst feiern. Fast drei Monate wurde das Gotteshaus saniert. Vor 46 Jahren wurde die erste Heilige Messe in der damals nicht unumstrittenen und futuristisch anmutenden Kirche gefeiert.

Als nach dem Sonntagshochamt vor rund drei Monaten die Gläubigen, der Pastor und die Messdiener aus der Kirche auszogen, sollte dies für die nächsten Wochen der letzte Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Nikolaus gewesen sein. Erstmals seit dem Spatenstich am 19. Mai 1959 standen umfangreiche Sanierungsarbeiten an. Nicht nur die Glaselemente hatten ausgedient. Auch die Eingangstüren und das Lichtband im Dach wurden erneuert. Die gesamte Betonkonstruktion wurde saniert, die Holzdecke abgewaschen und versiegelt. Eine neue Elektroinstallation und neue Lampen komplettieren das rund 300 000 Euro teure Vorhaben. "Wir wollten die Kirche so sichern, dass sie im alten Erscheinungsbild erhalten bleibt," sagt Pfarrer Georg Dehn und freut sich über die gelungene Sanierung, "es hat sich nichts verändert. Es ist nur noch heller und freundlicher geworden."Geteilte Meinung zum "Finger Gottes"

So positiv wie die des Pfarrers heute, waren nicht alle Äußerungen damals beim Bau der "neuen" Kirche. Viele alte Konzer erinnern sich noch an das "alte" Gotteshaus mit dem spitzen Glockenturm und der Empore mit der mächtigen Orgel. Der 1873 errichtete Bau des Luxemburger Architekten Charles Arendt war jedoch für die aufstrebende Stadt zu klein geworden. Zudem war das Gebäude durch Kriegseinwirkungen in Mitleidenschaft gezogen worden. Vier Architekten reichten einen Entwurf für ein neues Gotteshaus ein, das an der gleichen Stelle errichtet werden sollte, an der 1265 das erste urkundlich erwähnte Konzer Gotteshaus stand. Eine Jury aus Sachverständigen und dem Kirchenvorstand entschloss sich für das "Zelt Gottes" des Schweizer Architekten Hermann Baur. Eine mutige Entscheidung, entsprach der Bau mit seinem pyramidenförmigen Dach und dem frei stehenden Glockenturm, den der damalige Pastor Martin Steffen einen "Finger Gottes" nannte, so gar nicht den konventionellen Vorstellungen einer Kirche. Zudem musste wegen der Größe des Neubaus ein Gräberfeld umgelegt werden, was für zusätzlichen Verdruss sorgte. Historische Reste entdeckt

Groß war auch das Erstaunen, als man bei Schachtarbeiten Reste einer römischen Villa entdeckte. Von einem Römerbau wussten zwar alle, die Ausmaße der Sommerresidenz erstaunten dennoch. Mauerreste sind noch heute vor der Pfarrkirche und in der Krypta zu sehen. Am 18. Oktober 1959 wurde der Grundstein zum Neubau gelegt. Der stammt von dem Trierer Künstler Toni Christmann, der auch den Altar und den Taufstein schuf. Von ihm stammt auch die Madonna mit dem Kind, die im so genannten "Paradiesgarten" neben dem Altarraum aufgestellt ist. Am 5. November 1960 fand der erste Gottesdienst unter dem "Zelt Gottes" statt. Man hatte den Termin der großen Volksmission ausgewählt und der Missionsleiter und Franziskanerpater Engelbert hielt die erste Predigt. Die noch fehlenden Eingangstüren waren durch Vorhänge ersetzt worden. Mikrofone gab es noch nicht, und die großen Glasscheiben waren erst zwei Tage vorher eingebaut worden. Nach und nach folgten die Orgel, das Altarkreuz und die künstlerische Gestaltung des Altarraumes. Die von dem Kölner Künstler Georg Meistermann gestaltete Altarwand wurde 1969 errichtet. Damit das Gemälde nicht vom Schatten des Deckengesimses verdeckt wurde, errichtete man eine zweite, vorstehende Wand, auf die der Künstler sein Gemälde aufbrachte. Auch die Krypta wurde von Georg Meistermann gestaltet. Die Werke gehören zu den bedeutenden Kunststücken der modernen Kirchenmalerei. "Die Pfarrkirche ist durch ihre Bauweise sehr hell und freundlich", sagt Pfarrer Georg Dehn, "durch die großen Glasflächen wird die Außenwelt in die Innenwelt mit einbezogen." Im Gottesdienst am Samstag, 26. August, um 18 Uhr, ziehen der Pastor und die Messdiener in die frisch renovierte Pfarrkirche ein.

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