Generöser Weidmann

PALZEM. Wenn Georg Geisler mit der Flinte durchs Unterholz streifte, verließ das Wild mitunter fluchtartig den Platz – anders als die Leute aus Palzem, die eine langjährige Freundschaft mit dem passionierten Jäger verband. Mehr als ein Jahr nach seinem Tod erinnerten sie an "ihren Schorsch".

Samstagmittag an der Straße aus Richtung Dilmar: Eine getragene Melodie hallt durch den nahen Wald. Uniformierte Frauen und Männer mit Musikinstrumenten haben sich auf einer Wiese am Straßenrand aufgestellt - es ist der Musikverein "Harmonie" Palzem. Aus ihrer Mitte ragt ein frisch gepflanzter Kastanienbaum. Eine Plakette an dem Holzgerüst, das den dünnen Stamm schützen soll, trägt die Aufschrift: "Zur Erinnerung an Georg Geisler".Immer freundlich und respektvoll

Mehr als 40 Jahre lang war "Schorsch", wie Geisler von den Palzemern genannt wurde, als Jagdpächter für die Hege und Pflege des Wildes in den Wäldern und Wiesen der Gemeinde verantwortlich. Manchmal - das war die große Leidenschaft des Mannes aus dem Ruhrgebiet - machte er sich mit seiner Flinte auf den Weg durchs Unterholz. Doch nicht nur Hasen, Rehen und sonstigem Getier war der Jäger Georg Geisler ein Begriff. Die Bürger aus Palzem schätzten ihn vor allem als Mensch. "Immer freundlich und respektvoll - so haben wir den Schorsch gekannt", berichtet Walter Stolz, Leiter des Hegerings Obermosel im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz. Den Ortsvereinen habe er sich stets verbunden gefühlt. Kurz vor seinem 79. Geburtstag im vergangenen Jahr starb Georg Geisler. Wie es in Jägerkreisen Tradition ist, legten ihm seine Kameraden als letzten Gruß einen Eichenbruch mit ins Grab. Was der nicht nur bei den Palzemern beliebte Weidmann hinterließ, waren Trauer und das, worin er Erfüllung fand: die Werkzeuge für die Jagd. Da Geisler keine Nachkommen hat, wurden die Waffen verkauft. Der Erlös von 1100 Euro kam zu gleichen Teilen dem Kindergarten sowie dem Musikverein Palzem zugute. Als Erinnerung an "ihren Schorsch", der am 25. Mai 80 Jahre alt geworden wäre, pflanzten die Palzemer an der Straße aus Richtung Dilmar einen Kastanienbaum. Eine Metallplakette an einem Holzgerüst trägt seinen Namen. Während einer Feierstunde fasste Hegeringleiter Stolz die Verbundenheit Geislers mit den Palzemern in Worte: "Möge diese Kastanie Wurzeln schlagen, wie auch du sie einst an der Obermosel schlugst."

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