Geplantes Jugendwohnheim in Saarburg in der Kritik - Anwohner: Fehlende Transparenz

Saarburg · Pläne für ein Jugendwohnheim in einem Saarburger Wohngebiet haben für Unmut gesorgt. Eventuell wird das Projekt nun woanders angesiedelt.

 Blick am morgen über Saarburg 20.05.2017

Blick am morgen über Saarburg 20.05.2017

Foto: Robin

Das Neubaugebiet Berggarten-Walles sollte um ein Jugendwohnheim ergänzt werden. Das hat den künftigen Anwohnern nicht gefallen. Eine von ihnen beklagte: "Wir fühlen uns von der Stadt übergangen, denn wir haben eher zufällig durch einen Nebensatz im Amtsblatt von der Änderung des Bebauungsplans erfahren." Sie bebaut zusammen mit ihrem Mann das unmittelbar angrenzende Grundstück.

Die fehlende Transparenz war nicht der einzige Kritikpunkt der Anwohnerin und einiger Nachbarn. Sie befürchteten möglichen Lärm durch zehn pubertierende Jugendliche und dadurch einen Wertverlust der eigenen Häuser und Bauplätze. Sie machten sich zudem Sorgen, dass das Ganze den Charakter einer Hochhaussiedlung durch ein so großes Gebäude bekommen könnte und sahen es kritisch, dass ein geplanter Fußweg hinauf an die Waldgrenze wegfallen sollte, damit das Grundstück des Wohnheims großzügiger geplant werden konnte.

Das Wohnheim entsteht im Auftrag von Reaktiv2010, einem Dienstleister für Erwachsenenbetreuung und Jugendhilfe. Geschäftsführer Marcel Carrere konnte den Wind, der um das Bauprojekt gemacht wird, nicht nachvollziehen. Das Wohnheim sei als zweigeschossiges Gebäude mit Flachdach konzipiert gewesen, um sich so harmonisch wie möglich in die Umgebung einzupassen. "Hier geht es nicht um ein Mammut-Projekt mit einer riesigen Herberge für 40 Jugendliche. Viel mehr wäre das Jugendwohnheim wie ein Ein- bis Zweifamilienhaus konzipiert und mit knapp 370 Quadratmetern Innenfläche nicht größer als ein privater Bau", erklärte der Geschäftsführer vor zwei Wochen. Die Zielgruppe seien auch keine psychisch kranken oder drogenabhängigen Jugendlichen, sondern solche, die aus zerrütteten, sozial schwachen Familien stammen. "Niemand würde dort die ganze Nacht über Party feiern. Es wären rund um die Uhr Betreuer vor Ort, die bei Schule oder Ausbildung unterstützen", betonte Carrere. Der Dialog mit der Stadt habe hervorragend funktioniert, an einer guten Lösung für alle sei jedem gelegen.

Aus diesem Grund haben Stadt und Träger laut Carrere auf die Bedenken reagiert. Er sagte gestern: "Der Bauanfrage für das Grundstück im Baugebiet Berggarten-Walles ist zwar schon entsprochen worden, doch ich werde das Projekt dort nicht weiter verfolgen. Die Stadt hat mir einen Ausweichstandort angeboten. Für den habe ich nun einen Bauantrag gestellt." Das neue Grundstück liege in Beurig, mehr wolle er noch nicht sagen. Er wolle der Stadt nicht vorgreifen. Carrere sagt: "Ich will die Einrichtung dort errichten, wo wir willkommen sind." Der Wohnraum solle für die Jugendlichen angenehm sein, damit sie sich integrierten.

Soweit der Träger des Jugendheims. Bei der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg klingt das Ganze etwas anders. Laut Pressesprecherin Susanne Rendenbach läuft die Änderung des Bebauungsplans, die unter anderem für das Jugendheim im Baugebiet Berggarten-Walles gemacht wird, zunächst weiter. Ein Planungsbüro sei vor der Standortdiskussion damit beauftragt worden, die Stellungnahmen zum Bebauungsplan einzuarbeiten. Rendenbach merkt an, dass ein Wohnheim als normales Wohnhaus gelte und der Hinweis auf das Heim im Plan nicht obligatorisch sei. Im Übrigen hätten auch Leute das Jugendwohnheim an dieser Stelle begrüßt, sagt die Pressesprecherin.

Zum neuen Standort für das Jugendheim sagt sie lediglich, dass der Saarburger Stadtrat zustimmen müsse, sich mit dem Thema aber noch nicht befasst habe. Sie ergänzt, dass der Alternativstandort wohl nicht auf städtischem Grund liege.Meinung

Diskutieren lohnt sich
Diese Debatte zeigt: Es lohnt sich für Bürger, den Mund aufzumachen, wenn ihnen etwas nicht passt. Zwar scheint die Verlegung des Jugendheims an einen anderen Standort noch nicht ganz sicher zu sein, doch offensichtlich haben die Verantwortlichen reagiert. Andererseits: Sicherlich sind die meisten Menschen dafür, Kindern aus zerrütteten und sozial schwachen Familien eine Chance zu geben. Dafür ist in diesem Fall offensichtlich ein Wohnheim nötig. Konsequenterweise gehört dann auch ein Ja zu diesem Heim dazu. Handeln alle nach der Maxime "Wasch' mir den Pelz, aber mach mich nicht nass" würde diese Gesellschaft auseinanderfliegen. Und überhaupt: Wer sagt, dass diese Jugendlichen keine nette Nachbarn sind? m.maier@volksreund.de

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