Gerangel ums Dorfmobil

Tawern · Soll Tawern einen eigenen Bürgerbus betreiben oder ist eine Kooperation mit Mannebach die sinnvollere Alternative? Dort läuft schon seit Jahren ein erfolgreicher Bürgerbus. Wegen dieser Frage geht ein Riss durch die Tawerner Kommunalpolitik.

Tawern. Wer auf dem Land wohnt und keinen Führerschein und kein Auto besitzt, gerät leicht in die Isolation. Das ÖPNV-Angebot ist meist dünn und zeitlich beschränkt, und besonders für alte Bewohner kann die Fahrt zum Einkauf oder zum Arzt in die nächste Stadt zum beschwerlichen Hindernislauf werden. Als alternative Mobilitätshilfen bieten immer mehr Ortsgemeinden sogenannte Dorf- oder Bürgermobile an. Dies sind ehrenamtlich oder vom Gemeindearbeiter gelenkte Kleinbusse, die von Bürgern bei Bedarf angefordert werden können. Die Benutzung ist in der Regel kostenlos - eine Spende der Fahrgäste ist aber willkommen. Die Hauptfinanzierung der Fahrzeuge läuft über Sponsoren, die ihre Werbung am Bus anbringen dürfen. Oft stehen die Mobile den Ortsvereinen an den Wochenenden als Mietfahrzeuge zur Verfügung.Angebot seit Sommer 2013


Die Gemeinde Mannebach betreibt seit drei Jahren ein Dorfmobil und würde gerne Nachbargemeinden - insbesondere Tawern - an der Nutzung ihres Ford Transit beteiligen. Wenn es nach der SPD-Fraktion im Tawerner Ortsgemeinderat geht, könnte dies seit der jüngsten Sitzung offiziell beschlossen sein. Nach Angaben von SPD-Ratsmitglied Christian Bock war die SPD im Sommer 2013 auf das Angebot des Mannebacher Ortsbürgermeisters Bernd Gard eingegangen und hatte einmal wöchentlich (donnerstags) das Mannebacher Dorfmobil auch in Tawern mit Norbert Becker als ehrenamtlichem Fahrer angeboten. Finanziert worden sei das örtliche Angebot aus Spenden. Doch die rund 800 Euro Jahreskosten für die Beteiligung, so Bock zum TV, könne nicht Sache des SPD-Ortsvereins sein. Das Ganze solle "ja auch keine Parteiveranstaltung sein, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe zur Daseinsvorsorge".
In der jüngsten Sitzung des Tawerner Rates stand das Thema erneut auf der Tagesordnung. Zu Beginn erläuterte der Mannebacher Ortsbürgermeister Gard als "Gastreferent" die Möglichkeiten der Zusammenarbeit: Mit einer Beteiligung von 800 Euro jährlich wäre Tawern beim Bürgermobil dabei. Dann könnte der Wagen an einem Tag in der Woche für Tawerner Bürger laufen, mit einem ehrenamtlichen Fahrer aus dem Ort.
Doch es gibt da ein Gegenmodell, das CDU-Fraktionschef Thomas Müller in den Ring warf: Der Sportverein Tawern plant den Kauf eines eigenen Busses. Da der Wagen in der Woche kaum ausgelastet wäre, könnte er mit Beteiligung der Gemeinde in der Woche als Bürgermobil bereitstehen. Abzuwarten sei nur noch die Entscheidung des Vereinsvorstandes nach Ostern. Müller beantragte daher, die Abstimmung über das Mannebacher Angebot zu vertagen, weil seine Fraktion erst intern über die Alternativen beraten wolle.
Der Ton im Rat verschärfte sich daraufhin: Karla Kroon (SPD) beantragte im Interesse besonders der älteren Tawerner eine sofortige Entscheidung - zumal man die Sache schon lange genug vor sich herschiebe und der Vereinsbus ebenso lange ohne Ergebnis im Gespräch sei. Die folgende Abstimmung war knapp: Mit neun Ja- gegen acht Neinstimmen setzte sich die CDU-Fraktion durch. Sie wird zunächst das Thema intern beraten können.
CDU-Sprecher Müller zum TV: "Das heißt nicht, dass wir gegen das Mannebacher Fahrzeug sind. Auch wir wollen das Bürgermobil. Aber man sollte erst einmal in Ruhe alle Möglichkeiten durchdenken. Vielleicht geht ja auch beides."Meinung

Bürgermobil muss her
Man sei nicht gegen einen Bürgerbus - auch nicht gegen das Mannebacher Angebot, betont die CDU-Fraktion im Rat. Doch die knappe Entscheidung gegen den sofortigen Einsatz des Mannebacher Busses riecht für Aussenstehende ein bisschen nach Kirchturmspolitik. Motto "wir brauchen die Mannebacher nicht, wir kriegen wohl selbst noch so ein Angebot auf die Beine". Wie dem auch sei: Das Dorfmobil sollte angesichts der dünnen ÖPNV-Versorgung auch den Tawernern so schnell wie möglich zur Verfügung stehen. Wenigstens zunächst für ein Jahr, bis der Sportvereinsbus da ist und nicht nur eine Absichtserklärung bleibt. Das ist keine Parteiveranstaltung, sondern hat mit der Lebensqualität alter Menschen auf dem Land zu tun. trier@volksfreund.deExtra

Einstimmig hat der Rat dem Doppelhaushalt 2014/2015 zugestimmt. Das Zahlenwerk ist erneut nicht ausgeglichen. Einziger Lichtblick laut Ortsbürgermeister Josef Weirich seien die etwas kleiner gewordenen Fehlbeträge. Der Ergebnishaushalt mit Erträgen und Aufwendungen schließt 2013 mit einem Minus von 254 000 Euro und 2015 mit minus 180 000 Euro. Zur Finanzierung von Investitionen sind für 2014 Kreditneuaufnahmen von 473 000 Euro und 2015 von 371 000 Euro erforderlich. Die größten Investitionen 2014: Neue Werkstatträume für die Gemeindearbeiter (135 000 Euro), Baulanderschließung Tawern-Fellerich (310 000 Euro), Sanierung der Friedhofswege (33 000 Euro), Endfinanzierung Kita-Ausbau (50 000 Euro). Die Verschuldung Tawerns betrug Anfang 2014 rund 3,36 Millionen Euro. Bis Ende 2015 steigt sie auf 4,83 Millionen Euro. f.k.

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