Geschichten am laufenden Faden

Mannebach · Aus Holzfiguren werden scheinbar lebendige Wesen, geführt an feinen Fäden. Stephan Blinn aus Karlsruhe hat im Mannebacher Brauhaus 30 Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Der 59-Jährige ist nicht nur Marionettenspieler. Alle seine Geschöpfe sind in seiner Werkstatt entstanden und somit einzigartige Kunstwerke.

 Stephan Blinn mit Josephine Baker und seinem Conférencier François Gelatti.TV-Foto: Herbert Thormeyer

Stephan Blinn mit Josephine Baker und seinem Conférencier François Gelatti.TV-Foto: Herbert Thormeyer

Mannebach. Ein Varieté der besonderen Art hat im Mannebacher Brauhaus gastiert: Stephan Blinn ist ein Künstler der feinen Fäden. Er lässt Marionetten lebendig werden. Seine Geschöpfe stammen allesamt aus seiner Werkstatt. Dabei versteckt er sich nicht, sondern spielt frei auf der Bühne. Doch dieses Spiel ist so intensiv, dass der Mann am oberen Ende der feinen Fäden nach kurzer Zeit nicht mehr wahrgenommen wird.François Gelatti heißt der Conférencier, die einzige Figur, die mit der Stimme des Meisters spricht. Seit 33 Jahren ist Blinn hauptberuflich Puppenspieler, reist mit seinen Figuren rund um den Globus, und wenn er in seiner Werkstatt in Karlsruhe sitzt, erschafft er neue Geschöpfe und erweckt sie zum Leben: "Wenn sich die Figur sich nicht so bewegt, wie ich es will, arbeite ich so lange mit ihr, bis sie\'s macht."Das erfordert eine besondere Fadenführungstechnik, die nur Blinn beherrscht. Verblüffung erreicht Blinn, wenn Josephine Baker die Hüllen fallen lässt, Samson der Bodybuilder mit seinen gigantischen Muskeln spielt und vor allem, wenn Fahrradakrobat Salvatore Bicycletta in voller Fahrt halsbrecherische Kunststücke vorführt. Herbert Alken aus Trier findet: "Diese Kunst ist mal was anderes. Es ist sehr poetisch." Wie romantisch Blinn sein kann, zeigte die Schlussszene, in der ein Harlekin eine Rose entdeckt, sie ergreift, sich auf den Mond setzt, um mit ihm in die Nacht zu entschwinden. dothstephan-blinn.de. dothExtra

Archäologische Funde lassen vermuten, dass schon vor unserer Zeitrechnung bewegte Figuren zu religiösen und zeremoniellen Feiern genutzt wurden. Marionetten sind bereits im antiken Griechenland bekannt. Aristoteles beschreibt eine Figur, die den Kopf drehen, den Nacken, die Glieder und sogar die Augen bewegen konnte. Platon verwendet in seinen Schriften das Bild von der an Fäden gezogenen Puppe als Symbol für menschliche Abhängigkeit. Im asiatischen Raum entwickelt sich auch das Schattentheater, das sich zum Teil bis auf den heutigen Tag den überlieferten mythischen Stoffen widmet. Quelle: wikipedia

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