Gesucht wird ein Manager für Karthaus

Konz · Nach der großen Bürgerbeteiligung und -befragung präsentieren Stadtplaner die ersten Ergebnisse zum Förderprogramm Soziale Stadt in Konz-Karthaus. Eine erste Konsequenz: Künftig soll sich ein Quartiersmanager um die Probleme des Stadtteils kümmern.

 Ein Ergebnis der Analyse: In Konz-Karthaus gibt es mehr Kinder als in anderen Konzer Stadtteilen. Hier stehen ein paar von ihnen vor der Bühne bei der Karthäuser Kirmes. TV-Foto: Christian Kremer

Ein Ergebnis der Analyse: In Konz-Karthaus gibt es mehr Kinder als in anderen Konzer Stadtteilen. Hier stehen ein paar von ihnen vor der Bühne bei der Karthäuser Kirmes. TV-Foto: Christian Kremer

Konz. "Karthaus ist frustriert." Das klingt fatal. "Es gibt viele Engagierte, man muss sie nur zusammentrommeln", spiegelt schon mehr Hoffnung wider. Beide Aussagen stammen von Kar thäusern, mit denen die Stadtberatung Dr. Sven Fries gesprochen hat. Das Büro aus Ostfildern in Baden-Württemberg, südöstlich der Landeshauptstadt Stuttgart, berät die Stadt Konz bei dem Förderprogramm Soziale Stadt Kar thaus (siehe Extra). Im städtischen Bauausschuss hat Fries am Dienstagabend erste Ergebnisse seiner Studien vorgestellt.
Klosterbereich sticht heraus


In den vergangenen Monaten haben die schwäbischen Stadtplaner das Konzer Quartier genau unter die Lupe genommen. Sie haben die Infrastruktur untersucht und Gespräche mit Schlüsselpersonen geführt - zum Beispiel mit den Leitern der Grundschule und des Kindergartens, Vertretern der evangelischen Kirchengemeinde und Geschäftsleuten. Zudem haben sie Zahlenwerke wie die Kriminal- und Jugendgerichtshilfestatistiken und die Bevölkerungsstruktur analysiert. Hinzu kommen die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung während der Karthäuser Kirmes und einer Umfrage, an der sich 20 Prozent der 3152 Karthäuser beteiligt haben (der TV berichtete).
Mit Hilfe dieser Datenbasis wollen die Planer in Zusammenarbeit mit den Bürgern, der Verwaltung und Politikern aller Parteien die Lebensqualität in Karthaus verbessern.
Positiv fällt nach den vorbereitenden Studien die Entwicklung am Kloster auf. Für die 191 Kinder bis fünf Jahre in Karthaus entsteht bald ein nagelneuer Kindergarten. Außerdem gibt es bald eine Mensa für die Ganztagsschule.
Die restliche Infrastruktur ist jedoch schlecht. Beispielhaft dafür ist eine weitere Aussage aus der Studie: "Die Tankstelle ist der Supermarkt des Stadtteils." Nur einen Bäcker und einen Metzger gibt es noch in Karthaus, obwohl dort mehr als 16 Prozent der 18 670 Konzer leben.
Erste Förderanträge 2012


Um den zahlreichen Problemen beizukommen, soll nun eine Stelle für einen Quartiermanager geschaffen werden. "Es soll einen Stadtteilkümmerer geben", sagt Fries. "Das muss jemand sein, der in der Gemeinde wirbelt und zugleich mit der Verwaltung und der Politik strategisch arbeitet."
Dieter Klever (FWG), Stadtratsmitglied und Ortsvorsteher im Konzer Tälchen, hält einen eigenen Karthäuser Ortsvorsteher für sinnvoll. Einen Quartiersmanager könne man sich dann sparen.
Ähnlich sieht es Alfons Maximini, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat. Er plädierte schon 2001 als Kandidat im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt für Ortsbeiräte in Kar thaus, Roscheid und Berendsborn. Für ihn sei der Vorschlag neu, sagt Bernhard Henter, Fraktionssprecher der CDU im Stadtrat. "Wenn wir für Karthaus einen Ortsvorsteher einführen, müssen Roscheid, Konz-Mitte und Berendsborn ebenfalls einen bekommen", gibt er zu bedenken.
Bürgermeister Karl-Heinz Frieden ist mit den Fortschritten der Sozialen Stadt Karthaus zufrieden. "Das ist ein schnellfahrender Zug", meint er. Für 2012 wolle die Stadt erste Förderanträge erstellen. "Nur mit einem guten Konzept sind wir in der Lage, die knappen Mittel aus dem Programm Soziale Stadt für Konz abzugreifen", betont Fries. Er rechnet mit vier bis fünf Millionen Euro, die in den nächsten zehn Jahren aus dem Programm nach Konz fließen.Meinung

Bürgerbeteiligung weiter gefragt
Die zu erwartenden Bauprojekte im Rahmen des Förderprogramms werden die Situation in Karthaus wahrscheinlich nicht von Grund auf ändern. Vier bis fünf Millionen Euro reichen zum Beispiel nicht aus, um den hässlichen Bahnhof zu sanieren. Das Gute an dem Programm ist die Bürgerbeteiligung, durch die eine Dynamik entstehen könnte, die sich positiv auf das Zusammenleben auswirkt. Mit Hilfe des geplanten Quartiersmanagements - sei es über einen Ortsvorsteher, ein externes Büro oder eine Verwaltungskraft - könnten sich engagierte Kar thäuser zusammenfinden. Gemeinsam könnten sie die Situation in ihrem Stadtteil verbessern, wenn sie möglichst viele Menschen aufrütteln. Ein Termin, den sich jeder Karthäuser, dem etwas an seinem Stadtteil liegt, in seinen Kalender schreiben sollte, ist die Infoveranstaltung Mitte Oktober. Das ist die letzte Gelegenheit, sich zu beteiligen, bevor ein Konzept für die nächsten Jahre erstellt wird. c.kremer@volksfreund.de Das Förderprogramm Soziale Stadt wird gemeinsam vom Bund, den Ländern und den Kommunen finanziert. Es zielt ab auf die Stabilisierung und Aufwertung von Ortsteilen, in denen soziale Missstände herrschen und städtebauliche sowie wirtschaftliche Probleme bestehen. Gefördert werden nicht nur Bauprojekte, sondern vor allem auch soziale Initiativen. Passende Projekte werden zu 70 Prozent von Land und Bund gefördert, 30 Prozent muss die Stadt tragen. Bisher hat die Stadt Konz 100 000 Euro aus dem Fördertopf bekommen. Damit finanziert sie unter anderem die Arbeit des Planungsbüros Stadtberatung Fries. Der nächste wichtige Termin, an dem die Stadt alle Karthäuser Bürger zur Beteiligung aufruft, ist eine Infoveranstaltung am Montag, 17. Oktober. Das konkrete Konzept, nach dem sich das Vorgehen der nächsten zehn Jahre richtet, soll am 13. Dezember im Stadtrat beschlossen werden. cmk

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