Glaube im Alltag
Überall in und um Trier ziehen die Martinszüge - seit Sonntag schon und bis morgen noch: Kinder und Eltern, Musik und viele bunte Lichter, oft mit viel Liebe gebastelt zu Hause oder im Kindergarten. Manchmal feiern sie vor dem Losgehen einen kurzen Gottesdienst; sie denken daran, wie Sankt Martin als Soldat in einer kalten Herbst- oder Winternacht seinen Mantel zerschneidet und einem armen Menschen am Straßenrand die eine Hälfte abgibt.
Erzählt wird auch, wie Martin dann nachts im Traum Jesus sieht - der trägt seinen halben Mantel und sagt: Was du für meinen ärmsten Bruder getan hast, hast du für mich getan ... Mit Trier hat der historische heilige Bischof Martin noch eine andere Geschichte. Martin war ja nach diesem Traum Christ geworden und bald auch Bischof von Tours; und als Bischof war er wenigstens zweimal in der Kaiserstadt Trier. Beim ersten Besuch hat er 371 ein Hospiz für Arme gegründet - ungefähr da, wo an der Moselbrücke noch heute das Martinskloster steht. Der zweite Besuch dann, in den achtziger Jahren, brachte dem Bischof Martin eine Niederlage ein. Da gab es in der Kirche theologische Streitereien; ein spanischer Bischof war als Ketzer angeklagt und zum Tod verurteilt. Der heilige Martin hat sich dafür eingesetzt, dass die Bischöfe und der Kaiser doch lieber mit diesem Priszillian und seinen Leuten reden sollten und sie bekehren. Leider vergeblich: Die angeblichen Ketzer wurden öffentlich hingerichtet. Miteinander reden, miteinander Christen sein, statt sich gegenseitig zu verketzern: Das ist der Weg, auf dem die Christen in Trier zur Wallfahrt 2012 unterwegs sind. Bischof Martin würde auf diesem Weg sicher mit uns gehen - meinetwegen: auch reiten. Altfried G. Rempe ist Pastoralreferent in Trier.