Glaube im alltag

Es ist die Zeit der Jahresrückblicke auf besondere Ereignisse, auf Menschen mit herausragenden Leistungen, auf Grauenhaftes und Kurioses, auf Tops und Flops - was immer sich vermarkten lässt. Sensationslust und Gefühle werden gleichermaßen angesprochen.

Ebenso automatisch kommen mit dem Jahreswechsel Prognosen und Vorhersagen zum Neuen Jahr für Politik und Wirtschaft, Sport und Freizeitverhalten, Persönliches und Gesellschaftliches. Besonders häufig kommt in diesen Tagen das Wort von Krisen jedweder Art vor. Sinn und Ziel all dieser Veranstaltungen und Veröffentlichungen scheinen kaum über die Jagd nach Einschaltquoten oder Verkaufszahlen hinauszugehen. Dennoch treffen sie auf das Bedürfnis, am Übergang von einem Jahr zum nächsten innezuhalten. Ein solcher Zwischenstopp bewährt sich auch im persönlichen Leben: Ein gründlicher Rückblick auf das vergangene Jahr - am besten mit dem alten Kalender - fördert manch Vergessenes wieder zutage. So kann ein vordergründig eher negativer Gesamteindruck relativiert werden durch schöne Erlebnisse und Ereignisse, die ich im Alltag einfach hingenommen und dann vergessen hatte. Oder mir fällt lange Überfälliges wieder ein: ein aufgeschobenes Gespräch, die Klärung eines Konflikts, ein ausgefallenes Treffen. So kann ich Versäumtes nachholen, Unfertiges abschließen und mich von Dingen oder Plänen verabschieden. Gleichzeitig prüfe ich meinen Weg, kann wenn nötig eine Richtungsänderung vornehmen. An dieser Stelle begegnen sich Vergangenheit und Zukunft. Wenn ich ehrlich mit meiner Vergangenheit umgehe, finde ich ausreichend Hinweise für den Teil der Zukunft, den ich selbst gestalten und beeinflussen kann. Genau darin liegt der Sinn von Rückblick und Erinnerung. Ingrid Müller Pastoralreferentin in Trier

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