Glaube im Alltag

An Pfingsten nutzen viele Menschen die freien Tage und verreisen. Auch in der Region Trier gibt es während dieser Zeit viele Urlauber.

So saßen letztes Jahr Pfingsten bei unserem Familienessen der Pfarrei auch zwei Jugendliche; einer von ihnen schweigsam. Als der Pastor ihn nach seinem Namen fragte, antwortete er in französischer Sprache; er war ein Austauschschüler. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich unsicher fühlte oder nachdenklich - spricht der andere meine Sprache? Verstehe ich ihn? So viel Unbekanntes. Aber dass Menschen verschiedene Sprachen sprechen, zeigt sich auch in unserem Alltag; selbst wenn wir nicht mit Menschen anderer Muttersprachen zusammen sind. Wie oft stellen wir fest, dass wir den Nächsten nicht verstehen. Trotz langen Gesprächen und gutem Willen können wir Missverständnisse, Verletzungen und Streitigkeiten manchmal nicht aus der Welt schaffen. Auch zwischen den Generationen, zwischen Jung und Alt, wird in verschiedenen Sprachen gesprochen. Warum tun wir uns so schwer damit, füreinander Verständnis aufzubringen? Ist Pfingsten, die Überwindung der Sprachbarrieren, die die Folge des Turmbaus zu Babel waren, denn heute nicht mehr wirksam? Ich glaube doch! Nehmen wir das Pfingstfest als eine Art "Sprachurlaub", in dem wir unsere Muttersprache, auch die der Kirche neu lernen. Denn die Muttersprache der Menschen ist weder Deutsch, Latein oder gar Englisch. Die Muttersprache aller Menschen ist die Liebe. Liebevolle Blicke, gemeinsames Tun und gegenseitige Achtung sind die Vokabeln, die uns der Geist lehrt. Wenn wir diese Vokabeln lernen, nicht nur in der Schule und während des Schüleraustausches, sondern bereits im Kindergarten, in unseren Arbeitsbereichen, im Krankenhaus und Altenheim dann wird das Pfingstwunder erneut geschehen, bei mir und bei Ihnen. Rüdiger Glaub-Engelskirchen ist Gemeindereferent in Hermeskeil.

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