Glaube im Alltag

Fünfhundert Jahre: Das ist in Trier kurz. Vor gerade mal fünfhundert Jahren hat der damalige Bischof den Heiligen Rock zum ersten Mal gezeigt, zur Verehrung durch Kaiser und Volk.

Seitdem erst gab es die Wallfahrt nach Trier, zur Tunika Christi. Zeitgenosse Martin Luther hat das für Gedöns gehalten. "Beschiss mit unseres Herrn Rock zu Trier", hat er polemisiert. Ohne zu bestreiten übrigens, dass da wirklich Jesu letztes Hemd zu sehen wäre. Der Dr. Martinus - auch er steht am Anfang einer Geschichte von bald fünfhundert Jahren: 1517, wenige Jahre nach der ersten Heilig-Rock-Wallfahrt, hat er seine Thesen publiziert. Gegen den Handel, der damals mit dem "Ablass" getrieben wurde - als könnten die Sünderinnen und Sünder sich trotz ihrer Taten einen Platz im Himmel abonnieren. Auch die Pilger in Trier bekamen so einen Ablass. Dieses Geschäft mit den Seelen hat Luther kritisiert; zu Recht! Das ist lange her. Schon 1996, bei der letzten Wallfahrt, ging es friedlich und ökumenisch zu. Und die Katholiken freuen sich, dass die evangelischen Christen auch die Wallfahrt 2012 wieder ganz ausdrücklich mittragen. Das, finde ich, wäre auf die Dauer doch auch ein Fest wert - mindestens so wichtig wie das Reformationsfest, das die "Protestanten" am Montag feiern. Eine zweite Reformation, eine Erneuerung der ganzen und vereinigten Kirche steht ja leider immer noch aus. "Und führe zusammen, was getrennt ist" - betet die Wallfahrt. Die Einheit der Kirche, so hat es der Papst in Luthers Kloster in Erfurt gesagt, ist kein Geschenk, das er aus Rom mitbringen kann. Gott wird das Getrennte zusammenführen; wir müssten aber auch endlich die Hände aufhalten. Pastoralreferent Altfried Rempe

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