Glücksmomente im Klassenzimmer

SCHWEICH. (kat) Die Klasse 9d der Stefan-Andres-Hauptschule hat vor dem Schulabschluss ein tolles Finale hingelegt: Die Klasse belegte beim Jugendwettbewerb des Landtags mit einer Arbeit zum Thema "WM 2006 – ein Beispiel für Toleranz und Fairness" einen ersten Platz.

Jubel herrscht im Klassenzimmer der 9d. Aus Mainz kam die gute Nachricht, dass die Arbeit der 18 Schüler zum Thema "WM 2006 - ein Beispiel für Toleranz und Fairness" die Jury überzeugt hatte. Die Klasse landete bei dem Jugendwettbewerb, den die Landeszentrale für politische Bildung und der Landtag Rheinland-Pfalz ausgeschrieben hatten, ganz oben. Die Schüler hatten sich mit ihrem Klassenlehrer Mario Cossé und der Kunstlehrerin Heike Kessler-Husse einiges einfallen lassen: Sieben Nationalspieler der Deutschen Mannschaft, die einen Migrationshintergrund haben, stellten die jungen Künstler in lebensgroßen Pappfiguren dar und erarbeiteten die Steckbriefe der Kicker. Eine Lawine an Ideen kam beim Werkeln ins Rollen: Eine Umfrage zum Thema "Wie viele Schüler haben einen Migrationshintergrund an der Stefan-Andres-Hauptschule?" ergab, dass zehn Prozent der Schüler Wurzeln in anderen Ländern haben.Fahne der Heimat auf dem Bauch

Fragen wie "Was haltet ihr davon, dass es Nationalspieler mit Migrationshintergrund gibt?" wurden diskutiert. "Deutsch ist, wer einen deutschen Pass hat", sagte Stefan Blum und erntete die Zustimmung der anderen. Gemeinsam gestaltete die Klasse die Jubelpose einer Mannschaft auf einem ein Quadratmeter großen Fußballfeld. Mittels Pappfiguren hielten sie "Momente des größten Glücks" fest. Das Thema Toleranz spiegelte sich auch dort wieder: Die weißen, aussagekräftigen Skulpturen tragen die Fahnen ihrer Abstammung und ihrer Heimat auf dem Rücken und dem Bauch. Auch Fairness war ein großes Thema im Unterricht: "Wir haben alle 32 an der WM teilnehmenden Länder vorgestellt und einen Blick auf den fairen Handel geworfen", erzählt Lehrer Cossé. Fazit der 9d: Auf dem Fußballfeld wird fair gespielt, doch was global geschieht, ist nicht immer sehr fair. Und es gab Schockmomente: Natascha Schneider und Daniela Kesselheim sind entsetzt über Berichte über Kinderhandel und die Prostitution von Minderjährigen in einigen Ländern. Gemeinsam ein Projekt zu erarbeiten, hat allen Spaß gemacht, "und wir haben vieles gelernt", sagt Annika Vester. Einziger Wermutstropfen der erfolgreichen Aktion: Mainz hat nicht mitgedacht. "Der Preis ist eine Klassenfahrt", sagt Mario Cossé. Und die Preisverleihung genau am Tag der Schulentlassung. "Der Schulleiter, Hans Malburg, und drei Schüler, die das zehnte Schuljahr machen werden, fahren nach Mainz und holen die Urkunden und den Preis ab", sagt Cossé. Der Lehrer hat ausgehandelt, dass der Preis bar ausgezahlt und auf die Schüler verteilt wird. Wer hat schon Lust, nach der Schulentlassung auf Klassenfahrt zu gehen?

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