Goldenes Jahr in Reinsfeld

REINSFELD. An Pfingsten brechen in Reinsfeld goldene Zeiten aus. Dreien von über das Jahr elf Ehepaaren steht an diesem Wochenende die Feier ihrer Goldenen Hochzeit ins Haus.

 Hedwig und Helmut Dengler sind nur eines von insgesamt elf Reinsfelder Paaren, die im Lauf des Jahres ihre Goldene Hochzeit feiern.Foto: Ursula Schmieder

Hedwig und Helmut Dengler sind nur eines von insgesamt elf Reinsfelder Paaren, die im Lauf des Jahres ihre Goldene Hochzeit feiern.Foto: Ursula Schmieder

Vor 50 Jahren jagte in Reinsfeld offensichtlich eine Feier die nächste. Davon zeugen zumindest die insgesamt elf Goldenen Hochzeiten, die in diesem Jahr in der Gemeinde anstehen. Wären die Termine über das Jahr verteilt, kämen die Reinsfelder praktisch das ganze Jahr über nicht mehr aus dem Feiern heraus. Da sich darüber aber vor 50 Jahren anscheinend keiner den Kopf zerbrach, gibt es am Pfingstsamstag gleich drei Mal Gold zu feiern. Neben Juliane und Helmut Eiden sowie Charlotte und Reinhold Großmann sind Hedwig und Helmut Dengler Paar Nummer drei in dieser Runde. Dengler erinnert sich noch gut, wie das vor 50 Jahren so war. "Damals gab es ja noch den Brautunterricht, und da waren wir mit fünf oder sechs Paaren", hat Helmut das Bild vor Augen, als er und seine Zukünftige den Worten des Pfarrers lauschten. "Wir waren eigentlich die jüngsten damals", sind sich die beiden, damals 22 und 23 Jahre jung, ziemlich sicher. Andere Paare hätten sich nach Krieg und Gefangenschaft erst einmal Zeit mit dem Heiraten gelassen. Sie aber wollten die Familiengründung nicht auf die lange Bank schieben. Daher waren sie ihren beiden Söhnen und der Tochter nicht nur junge Eltern, sondern haben auch viel von ihren fünf Enkeln im Alter von zehn bis 23 Jahren. Doch die frühe Hochzeit verlangte beiden einiges ab, mussten sie doch auch ihr Häuschen bezahlen. Während andere Frauen sich Haushalt und Kindern widmeten, verdiente daher Hedwig, unterstützt von ihrer Mutter, in der Schneiderei des Reinsfelder Schneidermeisters Michael Kolz dazu. Seither hat sich vieles in Reinsfeld geändert. Abgesehen davon, dass die Straße in der Siedlung schon lange nicht mehr voller Kinder ist, sind die ganzen Familienstrukturen anders. So war es zu Denglers Jugendzeit noch üblich, dass die jungen Männern zuhause blieben und ihr Geld abgaben. Auch deshalb seien viele erst mit Ende 20 zum Traualtar gegangen. Hauptauslöser für den Hochzeits-Boom war jedoch das Kriegsende. "In den 50er Jahren ist es den Leuten besser gegangen und sie haben sich mal getraut", spricht Ortsbürgermeister Rainer Spies von der damaligen Aufbruchstimmung. Hans Scherer, langjähriger Hermeskeiler Standesbeamter, bestätigt das. "Das war so eine Nachkriegserscheinung", beschreibt der 78-Jährige die Jahre um 1950. Das sei auch den Heiratsbüchern anzusehen, die viel dicker gewesen seien. Viel Platz im Sitzungssaal für Trauungsgäste

Nach Schätzung von Nachfolger Wolfgang Nellinger gingen damals pro Jahr 120 bis 140 Paare in Hermeskeil zum Standesamt, ein echter Eheschließungsboom. Heute seien es zwar noch 80 oder 90 Paare, doch ohne die Trauungen ausländischer Staatsangehöriger sowie Zweit- oder Mehrfach-Hochzeiter sähe das anders aus. Für den Standesbeamten hat sich jedoch mehr geändert. Früher sei ja die kirchliche Trauung die "große" gewesen, weshalb Brautpaare oft allein gekommen seien und behördliche Trauzeugen in Anspruch nahmen. Heute ist Nellinger froh, im Sitzungssaal viel Platz für die Trauungsgäste zu haben. Nellingers Bilanz des halben Jahrhunderts daher: "Die Zeiten haben sich geändert - auch was das Heiraten betrifft".

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