Gräber teurer: Freie Wähler kritisieren Verwaltung

Konz · Der Konzer Stadtrat hat am Dienstagabend außergewöhnlich hart diskutiert, als es um die Konzer Friedhöfe ging. Der Grund: Die Bürger sollen künftig mehr für die Grabherstellung bezahlen. Das muslimische Grabfeld auf dem Waldfriedhof segnete der Rat dagegen ohne größere Debatte ab.

Konz. Die Konzer Muslime dürfen ihre Toten künftig dem islamischen Ritus entsprechend ohne Sarg bestatten. Dazu wird ein islamisches Grabfeld auf dem Waldfriedhof in Konz-Roscheid angelegt. Die Auflage des Gesundheitsamts: Es muss ein Leichentuch verwendet werden, das keine Flüssigkeit durchlässt.
Neben dem islamischen Gräberfeld hat der Rat auch Rasengräber für Erdbestattungen und Urnengemeinschaftsanlagen als neue Grabarten zugelassen. Die Verwaltung sei zudem auf der Suche nach einem Standort für einen Friedwald, erklärte Bürgermeister Karl-Heinz Frieden.
Grabgebühren doppelt so hoch


Zuvor musste das Stadtoberhaupt heftige Kritik einstecken. "Wir hatten schon im vergangenen Jahr eine Preissteigerung", bemängelte Hermann-Josef Momper, Fraktionsvorsitzender der FWG, als es um die Anhebung der Gebühren für die Grabanfertigung ging. Er rechnete eine drastische Steigerung von 380 Euro auf 920 Euro in den vergangenen elf Monaten vor. Sechs FWGler stimmten gegen höhere Gebühren. Bei insgesamt vier Enthaltungen setzten die übrigen 16 Ratsmitglieder aus CDU, SPD, Grünen und FDP aber die neue Gebührensatzung durch.
Das Anlegen eines Normalgrabes kostet ab dem 1. April statt 450 nun 920 Euro, Urnengräber schlagen mit 390 statt 170 Euro zu Buche. Momper warf der Stadt vor, versäumt zu haben, mit mehreren Unternehmen über Angebote für die Grabanfertigung zu verhandeln, um so günstigere Konditionen herauszuholen. Er plädierte dafür, dass die Gebühren nur für ein Jahr und nicht wie von der Verwaltung vorgeschlagen für zwei Jahre gelten sollten, um möglichst bald neue Verhandlungen führen zu können. Für das Konzer Tälchen und Kommlingen habe es zum Beispiel ein besseres Angebot gegeben.
Frieden reagierte aufgebracht: Er lasse sich nicht vorwerfen, dass die Verwaltung nicht versucht habe, das Beste für die Bürger rauszuhandeln. Er beschuldigte Momper, eine "Milchmädchenrechnung" zu machen und mit "falschen Zahlen" zu operieren. "Nur bei uns gab es 15 Jahre lang keine Gebührenerhöhung", antwortete Frieden auf den Vorwurf, dass die Grabanfertigung in der Verbandsgemeinde Saarburg günstiger sei.
Der Grund für die höheren Gebühren ist, dass die Bürgerservice (Büs) GmbH 2011 ihren Vertrag zum Grabaushub mit der Stadt Konz nicht verlängert hatte. Bisher zahlte die Stadt Konz für das Ausheben eines Normalgrabs 358 Euro an den Büs, für ein Urnengrab 77 Euro. Das seien Konditionen aus den 90er Jahren - zu wenig, um heutzutage wirtschaftlich zu arbeiten, hieß es bei der Verwaltung. Weil die Übergangslösung nur bis Ende März läuft, stand die Stadtverwaltung unter Zeitdruck, bis April eine neue Lösung zu finden.
Der Büs unterbreitete als einziges Unternehmen ein neues Angebot für alle Konzer Friedhöfe, das weitaus teurer ausfiel als zuvor. Nach weiteren Verhandlungen kam es zu folgendem Ergebnis: Die Stadt muss für das Ausheben eines Normalgrabs 833 Euro und für die Erstellung eines Urnengrabs 297 Euro zahlen. Hinzu kommt eine Verwaltungsgebühr von 83 Euro. Da die Verwaltung bei Friedhöfen angewiesen ist, kostendeckend zu arbeiten, reicht sie die Bruttopreise nun an die Bürger weiter, die die höheren Gebühren zahlen müssen.
Extra

Die anderen Orte in der Verbandsgemeinde Konz stehen vor einer ähnlichen Situation wie die Stadt Konz. Mit Ausnahme von Nittel, Tawern und Pellingen, wo andere Firmen die Gräber ausheben, passen fast alle Gemeinden ihre Gebühren an die neuen Preise der Bürgerservice GmbH an. In Wiltingen sollen Gemeindearbeiter den Grabaushub übernehmen. Der Gemeinderat diskutiert dort heute ab 19 Uhr im Gasthaus Kratz darüber. Mehrere Gemeinden haben die Friedhofssatzungen schon angepasst. Weil noch nicht alle Räte abschließend beraten haben, könne die Verbandsgemeindeverwaltung noch keinen Überblick über alle Gemeinden liefern, hieß es auf TV-Anfrage. cmk

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