Groß und Köhl im Clinch

REINSFELD. Redeschlacht ohne Sieger: Beim TV -Forum am Dienstagabend in der Kulturhalle Reinsfeld lieferten sich Befürworter und Gegner der Windkraft einen teils sehr emotional geführten verbalen Schlagabtausch.

 Engagierte Diskussion: Beim TV -Forum in Reinsfeld zum Thema Windkraft mischten die Gäste kräftig mit und schalteten sich immer wieder ins Gespräch ein.Fotos: Friedemann Vetter

Engagierte Diskussion: Beim TV -Forum in Reinsfeld zum Thema Windkraft mischten die Gäste kräftig mit und schalteten sich immer wieder ins Gespräch ein.Fotos: Friedemann Vetter

Trotz eines regelrechten Schneesturms, der eine halbe Stunde vor Beginn des Forums einsetzte, fanden mehr als 100 Besucher den Weg nach Reinsfeld und diskutierten zwei Stunden lang ausgiebig. Sie kamen zum Teil von weit her, etwa aus Prüm oder Hetzerath. TV -Redakteur Jörg Pistorius verstand es als Moderator im Verlauf der Diskussion immer wieder geschickt, die Experten auf dem Podium aus der Reserve zu locken. Landrat Richard Groß (CDU) wollte keinesfalls als Windkraft-Gegner gelten, ließ aber später dennoch recht eindeutig seine Haltung erkennen. Sein Credo lautet: "Am Ende des ganzen Prozesses werden wir im Kreis Trier-Saarburg schätzungsweise 60 bis 70 Anlagen haben. Das reicht völlig aus." Eines wurde schnell deutlich: Das Thema Windkraft spaltet. Die Einen setzen wie der Reinsfelder Ortsbürgermeister Rainer Spies (SPD) oder sein Beurener Kollege Manfred Köhl (SPD) auf die ökologischen Vorteile dieser regenerativen Energie und erhoffen sich finanzielle Zugewinne für ihre Gemeinden. Befürworter wie Ursula Stimmler (SPD im VG-Rat Hermeskeil) sehen dabei keine "Verschandelung" der Landschaft: "Beim Mobilfunkmast in Züsch hat sich auch keiner beklagt." Die Anderen wie Landrat Groß oder der Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) fürchten hingegen, dass sich das Landschaftsbild des schönen Hochwalds durch den "Wildwuchs" von Windrädern nachhaltig verschlechtert, was ihrer Meinung nach negative Auswirkungen auf den Tourismus haben wird. Viele sehen auch Gefahren durch eventuell brennende Windräder (Hülpes: "Eine Schwachstelle") oder beklagen sich über Lärmbelästigungen. Die beiden Lager stehen einander unversöhnlich gegenüber. Eine Annäherung gab es beim TV -Forum nicht, es wird sie wohl auch niemals geben. Altbekannte Argumente wurden ausgetauscht, das Für und Wider aus Sicht der jeweiligen Partei ausführlich beleuchtet. Es gab jedoch einen Aspekt, der relativ neu ist. Die Auseinandersetzung zwischen der Ortsgemeinde Beuren, die an der Autobahn gerne Windkraftanlagen installieren würde, jedoch im Flächennutzungsplan nicht als Standort vorgesehen ist, und dem Kreis steuert auf einen neuen Höhepunkt zu. Landrat Groß stellte unmissverständlich klar: "Es wird keine weiteren Windräder mehr geben, es sei denn, die Landesregierung zwingt uns dazu. Doch dagegen werden wir uns mit aller Kraft wehren." Der Kreistag und der Vorstand des Naturparks Saar-Hunsrück wünschten mehrheitlich keinen weiteren Standort in Beuren. Ortsbürgermeister Köhl werde keinen Erfolg haben. "Sie werden gekämpft haben wie ein Löwe, aber das war´s dann." Diese Aussage brachte den Beurener Ortsbürgermeister Manfred Köhl auf die Palme. "Der Landrat äußert sich eindeutig als Windkraftgegner und tritt sogar mit Drohungen an die Öffentlichkeit", ärgerte er sich. Und fügte hinzu: "Sie werden sich noch wundern!" Auf Nachfrage von Moderator Jörg Pistorius wollte Köhl seine Aussage nicht präzisieren. Er stecke mitten in den Verhandlungen und könne noch nichts weiteres sagen. Der Landrat wittert jedoch schon, aus welcher Richtung Ungemach droht. "Der Köhl hat seine SPD-Parteikollegen in Mainz aktiviert. Offenbar ist geplant, Windräder auch in Waldgebieten zuzulassen und die Kreise zur Genehmigung solcher Anlagen zu zwingen." Zunächst einmal muss allerdings die Verbandsgemeinde Hermeskeil entscheiden, welche Standorte sie vorschlagen will. "Wir sind zuständig und müssen von unserer Planungshoheit Gebrauch machen", appellierte VG-Bürgermeister Michael Hülpes . In Hermeskeil werde es definitiv keine Windräder geben, und die Gemeinde wünsche auch woanders keine weiteren, betonte CDU-Fraktionschef Dr. Karl Heege in einem kurzen Auftritt am Mikrophon. In welche Richtung die VG marschiert, wird sich rasch zeigen. Am Mittwochabend tagte der VG-Rat (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet), um unter anderem über den Flächennutzungsplan und damit über die Standorte zu befinden. Eines scheint bereits gewiss: Das Thema Windkraft wird aktuell bleiben und die Gemüter erhitzen.

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