Großes Aufgebot zum 225. Geburtstag des Kirchenchors

Wiltingen · Der Kirchenchor Wiltingen präsentiert zur Feier seines 225-jährigen Bestehens ein großes Aufgebot: 75 statt der sonst üblichen 35 Sänger lassen ihre Stimmen erschallen. Eine Orgel und die Winzerkapelle des Orts verstärken den Chor. Für den ebenso seltenen wie runden Geburtstag hat er große Werke einstudiert, die einen stattlichen Klangkörper voraussetzen.

Wiltingen. "Den 13ten aprilis 1788 hab ich bezalt den cohrsengern ein thaler 46 albus", schrieb Pastor Flander ins Kirchenbuch. Wofür genau das Geld bestimmt war, fügte er nicht hinzu. Dieses historische Schriftstück fand Pastor Peter Tillmann 1989. Es ist das ältestes Dokument, das die Existenz eines Kirchenchors in Wiltingen belegt. Nach 225 Jahren hat sich die Zahl der Sänger eigens von 35 auf 75 mehr als verdoppelt, um das Jubiläum mit einem großen Konzert zu feiern. Der verstärkte Chor tritt am Sonntag, 23. November, in der Kirche St. Martin um 17 Uhr auf. Eine gut transportable Kleinorgel, Truhenorgel genannt, wird für das Konzert vor dem Altarraum platziert. Gespielt wird sie von Reinhold Neisius. Die Winzerkapelle unter der Leitung von Lothar Breitmeier vollendet den Klang, der die Zuhörer in der Kirche erwartet.
Im Frühjahr hat der erst 29-jährige Chorleiter Jürgen Kopp Sänger dazu aufgerufen, sich bei der Cäcilia in Wiltingen zu melden, denn: "Was wir einstudieren, braucht einen großen Chor."
Alle Musikepochen, in denen die Cäcilia ihre Existenz nachweisen kann, werden im Konzert mit Werken großer Meister abgebildet. So erklingen unter anderem Händels barockes "Halleluja", zwei sechsstimmige Stücke mit "Macht die Tore weit" von Andreas Hammerschmidt und "Abendlied" von Josef Rheinberger. Den neuen, jungen Sängern kommt der Dirigent etwa mit dem "Vater Unser" von der Schlagersängerin Hanne Haller und "Möge uns die Straße zusammenführen" des noch lebenden Komponisten Markus Pytlik entgegen. "Eine ganz moderne Messe ist die ,Missa Festiva\' von Hubert Zaindl", sagt der Chorleiter voller Stolz. Seine Aufgabe ist es, in den Proben aus erfahrenen und neuen Sängern ein wohlklingendes Ganzes zu formen. Ein Job, der einiges an Aufwand verlangt. Kopp fasst es so zusammen: "Montags der Sopran, dienstags Alt, mittwochs Bass, donnerstags Tenor und freitags alle zusammen."
Ältestes Mitglied ist 82 Jahre alt



Zwischen 15 und 82 Jahren alt sind die Sänger. Der Jüngste ist Johannes Steffen aus Wiltingen. Er singt auch in anderen Chören und findet: "Was wir proben, sind neue Lieder und gute Musik." Ältestes Mitglied des Ensembles ist Agnes Lambertz aus Wiltingen. Der Vater der 82-Jährigen war der Küster, Organist und Chorleiter Matthias Blau. Sie ist überzeugt: "Für mich gibt es nichts Schöneres als Kirchenmusik." Diese singt sie seit 1947. Ältester Sänger ist Eugen Breit aus Wawern. Der 77-Jährige sagt selbstbewusst: "Als geübter Sänger sind diese Proben für mich kein Problem." Der Wunsch des Vorsitzenden Toni Zeimet ist klar: "Hoffentlich bleiben möglichst viele Sänger, die jetzt mitmachen, bei uns." doth
Das Konzert in der Kirche St. Martin beginnt am Sonntag, 23. November, um 17 Uhr.
Extra

Chöre, die älter als 100 Jahre sind, werden mit der Zelter-Plakette, benannt nach dem Musikprofessor Carl Friedrich Zelter (1758-1832), ausgezeichnet. Der Wiltinger Kirchenchor hat die Plakette im Oktober erhalten. Vorsitzender Toni Zeimet: "Sie zu beantragen, ist bei uns lange versäumt worden. Die Verleihung wird beim Konzert öffentlich nachgeholt." dothExtra

Kurioserweise ist der Wiltinger Kirchenchor nicht der einzige in der Region, der in diesem Jahr den 225. Geburtstag feiert. Der Konzer Chor St. Nikolaus hat das Fest bereits im vergangenen Monat begangen, beim Serriger Kirchenchor ist laut der Vorsitzenden Gertrud Ollinger noch nicht klar, wann das Jubiläum begangen wird. mai

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