Großes Lob und scharfe Kritik für 122 Millionen Euro teure Verkehrspläne für Raum Trier

Konz/Ayl/Trier/Igel · Gleich vier große Verkehrsprojekte in der Stadt Trier und im Kreis Trier-Saarburg hat das Bundesverkehrsministerium im neuen Bundesverkehrswegeplan mit hoher Priorität aufgenommen. Das stößt nicht überall auf Gegenliebe.

Großes Lob und scharfe Kritik für 122 Millionen Euro teure Verkehrspläne für Raum Trier
Foto: Friedemann Vetter

Konz/Ayl/Trier/Igel. Für viele Menschen in der Region ist es ein Paukenschlag: Der Bund will gleich vier Verkehrsprojekte im Kreis Trier-Saaburg realisieren - darunter den Moselaufstieg, die Ortsumgehungen Ayl und Trier-Zewen sowie den vierspurigen Ausbau der Biewerbachtalbrücke. Die vier oben genannten Projekte sind im sogenannten vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplans (BVP) eingestuft. Damit rückt ihre Realisierung innerhalb der kommenden 15 Jahre näher. Eine Garantie gibt es jedoch nicht, denn es gilt noch viele planerische und rechtliche Hürden zu nehmen.

Die Projekte: Der Ausbau der Biewerbachtalbrücke (14 Millionen Euro) soll den Verkehrsfluss auf der bestehenden A 64 verbessern. Die Ayler Ortsumgehung (19 Millionen Euro) und der Moselauftieg (60 Millionen Euro) müssen gemeinsam mit der Könener Ortsumgehung betrachtet werden, die zurzeit gebaut wird. Zusammen bilden die drei Projekte die Hauptverkehrsachse zwischen Saarburg und der A 64. Ayl und Könen würden vom Verkehr entlastet. Zur Entlastung trägt auch der Bau der Ortsumgehung für Trier-Zewen (29 Millionen Euro) bei - auch im Kontext des Moselaufstiegs. Schließlich gehen die Kritiker davon aus, dass die die auch als Westumfahrung bezeichnete Strecke mehr Verkehr in den Ort bringt.

Planungsstand: Die Biewerbachtalbrücke kommt auf jeden Fall, ihr Ausbau ist fest disponiert. Die drei anderen Projekte haben eine standardisierte gesetzlich vorgeschriebene Nutzen-Kosten-Analyse bestanden - mit Werten von 3 (Ayl und Zewen) sowie mehr als 10 (Moselaufstieg). Sobald das Ergebnis dieser Wirtschaftlichkeitsprüfung niedriger als 1 ist, lohnt sich ein Vorhaben aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht mehr. Das ist bei der Trie rer Nordumfahrung der Fall. Im aktuellen BVP spielt sie deshalb keine Rolle.

Während die Umgehungen für Ayl und Zewen in frühen Planungsstadien sind, gab es für den Moselaufstieg schon ein Planfeststellungsverfahren, auf dem die neue Planung aufbauen. Allerdings hat das Oberverwaltungsgericht Koblenz die Planung 2005 gekippt, weil die rot-grüne Bundesregierung das Projekt im BVP zurückgestuft hatte und eine Realisierung in weite Ferne rückte. Deshalb muss die Planung aktualisiert werden.

Befürworter: Die Befürworter des Moselaufstiegs sagen, dass durch den Bau der Konz-Saarburger Raum an die Autobahn angeschlossen und die Stadt Trier vom Verkehr entlastet wird. Befürworter sind die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer sowie die meisten Vertreter der Wirtschaft im Kreis Trier-Saarburg und in Trier. Auch der Trier-Saarburger Kreistag, der Trierer Stadtrat und weitere Gremien im Kreis haben schon Beschlüsse und Resolutionen für den Moselaufstieg verabschiedet. Der Stadtrat Trier hat in seinem Beschluss zur Ortsumgehung Zewen darauf hingewiesen, dass beide Projekte in direktem Zusammenhang stehen.

Gegner: Während die Befürworter hauptsächlich auf der rechten Seite der Mosel angesiedelt sind, kommen die Gegner eher vom gegenüberliegenden Ufer - aus Trier-Zewen und Igel. Dort gibt es den Verein "Nein zum Moselaufstieg", der vor Gericht erfolgreich gegen das für ihn ungeliebte Großprojekt geklagt hatte. Am 20. November 1994 hatte der Verein 2000 Menschen für eine Demonstration gegen die Straße mobilisiert.

Unterstützung bekommen die Gegner nicht nur von Umweltverbänden, sondern auch von Grundbesitzern und einigen Ortsbürgermeistern. Beispielsweise in Igel oder Trierweiler dominiert die Angst, dass mit der neuen Straße zur A 64 noch mehr Verkehr in die Dörfer kommt.Extra

Wolfram Leibe, Oberbürgermeister der Stadt Trier: "Der Stadtrat hat sich bereits zum Moselaufstieg bekannt. Deshalb begrüße ich die Entscheidung des Bundes, die Stadt Trier zu berücksichtigen. Wir gehen davon aus, dass das Land jetzt in die konkreten Planungen einsteigt, darauf basierend wird dann die Stadtverwaltung aktiv. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass der Moselaufstieg zu einer deutlichen Entlastung der Moseluferstraße führt. Denn am Ende muss eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Infrastruktur stehen - dann wäre die Entscheidung ein positives Signal an die Menschen. "
Karl-Heinz Frieden, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz: "Das ist die beste Nachricht des Tages. Bisher war der Konz-Saarburger Raum abgehängt von der Autobahn. Wir wurden immer durch den Verkehr in Trier ausgebremst. Der Bau des Moselaufstiegs wäre eine ganz tolle Geschichte, denn er gewährleistet die konsequente Erschließung des ländlichen Raums."
Siegfried Büdinger, Ortsbürgermeister von Ayl, sagt: "Wir kämpfen seit Anfang der 1970er Jahre für die Ortsumgehung Ayl und hatten uns im Ortsgemeinderat bereits für einen Trassenverlauf entschieden. Die Straße war schon einmal im Bundesverkehrswegeplan unter vordringlichem Bedarf. Der Moselaufstieg ist die logische Fortführung der Ortsumgehungen in Ayl und Könen. Die direkte Anbindung an die Autobahn wird für die Region von Vorteil sein." cmk/mai/cusExtra

Großes Lob und scharfe Kritik für 122 Millionen Euro teure Verkehrspläne für Raum Trier
Foto: Friedemann Vetter

Matthias Daleiden, Ortsbürgermeister von Trierweiler: "Bei mir schlagen zwei Herzen in der Brust. Als Vorsitzender der FWG-Fraktion im Kreistag Trier-Saarburg bin ich für den Moselaufstieg, als Ortsbürgermeister von Trierweiler bin ich aber absolut dagegen, weil das mehr Verkehr nach Fusenich und Trierweiler bringt. Wir werden in dem neuen Planfeststellungsverfahren beteiligt und uns entsprechend positionieren. Wir werden uns vehement dagegen wehren und sind da mit Igel solidarisch."
Richard May, Sprecher des Vereins "Nein zum Moselaufstieg": "Die Hochstufung in den vordringlichen Bedarf gegen den bisher bei allen Projekten entscheidenden Willen des Landes trifft bei uns auf große Verwunderung, und die nun sprunghaft von unter 1 auf über 10 angestiegene Nutzen-Kosten-Bewertung ist sachlich nicht nachvollziehbar. Der Moselaufstieg vermag heute ebenso wenig wie früher die Versprechen der Befürworter zu halten. Daher wird der Verein nun erneut all seine Kräfte mobilisieren, um gegen das Projekt zu kämpfen."
Franz-Josef Scharfbillig, Ortsbürgermeister von Igel, sagt: "Es gibt in unserer Gemeinde einen eindeutigen Ratsbeschluss gegen den Moselaufstieg. Ich hoffe, dass das Land seinen Einfluss geltend macht und den Bau der Straße verhindert. Für Igel bringt der Moselaufstieg keine Verkehrsverbesserung. Die Autofahrer würden trotzdem noch durch den Ort fahren, weil sie dann schneller auf der Autobahn sind." cmk/alf

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