Kell am See/Mandern. In den über 200 Häusern des Landal-Ferienparks am Keller Stausee wird bislang mit Flüssiggas aus unterirdischen Tanks geheizt. Im Werk des Automobilzulieferers Thyssen Krupp Bilstein in Mandern mit seinen mehr als 1000 Mitarbeitern und seinem 90 000 Quadratmeter großen Betriebsgelände wird Heizöl für die Wärmeversorgung eingesetzt.
Beides wird sich noch in diesem Jahr ändern. Denn die zwei wichtigsten Unternehmen in der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See stellen auf einen neuen Energieträger um: Erdgas. Beide Firmen haben mit den Stadtwerken Trier (SWT) langfristige Lieferverträge abgeschlossen, über deren genaue Dauer und Preise SWT auf TV-Anfrage keine näheren Angaben macht.
Doch damit Erdgas überhaupt im Feriendorf am Keller Stausee und im Manderner Bilstein-Werk ankommen kann, müssen die SWT zunächst eine Leitung dorthin verlegen.
Denn das vorhandene SWT-Erdgasnetz endet bisher in Reinsfeld. Von dort wird nun als Abzweig eine neue, elf Kilometer lange Leitung verlegt. Die rund 2,3 Millionen Euro teuren Arbeiten dafür sollen - abhängig vom Wetter - im März beginnen. Zunächst ist ein 1,2 Kilometer langes Teilstück in der VG Kell an der Reihe. Dort installieren die VG-Werke in derselben Trasse auch Rohre für eine neue Wasserleitung.
Im Anschluss werden laut SWT drei oder vier Arbeitskolonnen parallel im Einsatz sein, um die 16 Zentimeter dicken Rohre für Erdgas im Untergrund zu vergraben. Nach Auskunft von SWT-Projektleiter Rudolf Weiler wird die Leitung später 1,25 Meter unter der Erdoberfläche liegen. Es handelt sich um eine Hochdruckleitung, in der das Erdgas mit Hochdruck befördert wird.
Der Zeitplan für den Bau der Leitung ist straff: Lieselotte Wegener, Parkmanagerin des Feriendorfs, hofft darauf, "dass wir bis Juni alle Häuser auf Erdgas umrüsten können".
Bei Bilstein rechnet Werkleiter Jan Quast damit, dass man dort im September auf Erdgas umstellen kann. "Wir wechseln zu einer sauberen, sicheren und zukunftsfähigen Energieversorgung, die keine Transportlogisitk erfordert und damit wetterunabhängig ist", sagt Quast.
Die SWT bezeichnen ihr kommendes Großprojekt im Hochwald als "Herausforderung." Denn: "Der zusammenhängende Bau einer elf Kilometer langen Gashochdruckleitung ist für uns eine Premiere", sagt SWT-Vorstand Arndt Müller.
Die Unternehmen beziehen nach Auskunft von SWT zusammen eine Erdgasliefermenge von etwa acht Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus liegt der Jahresverbrauch zwischen 15 000 und 20 000 Kilowattstunden.Extra

Die neue Erdgas-Trasse berührt die Gemeinden Kell, Schillingen, Mandern und Waldweiler. Alle vier Orte haben durch Konzessionsverträge den SWT erlaubt, dass auf ihrem Gebiet die Erdgasleitung verlegt werden darf. "Wir sind natürlich sehr daran interessiert, dass später eventuell auch private Haushalte mit Erdgas beliefert werden können", sagt der Manderner Ortsbürgermeister Tim Kohley im TV-Gespräch. Diese Möglichkeit wollen die SWT langfristig bieten. Zunächst liege der Fokus zwar auf der Fertigstellung der Leitung, um die zwei Großabnehmer Landal und ThyssenKrupp Bilstein anzuschließen. Allerdings betont SWT-Vorstand Arndt Müller: "Neben Kell und Mandern planen wir auch den Bau von Entnahmestellen für Schillingen und Waldweiler. Damit schaffen wir die Voraussetzungen für einen Netzausbau in den Gemeinden". In diesen Übergabestationen kann der Druck auf unter ein Bar reduziert werden, damit auch zum Beispiel Heizungen in Häusern mit Erdgas versorgt werden können. An private Verbraucher als potenzielle Kunden wollen die SWT aber erst zu einem späteren Zeitpunkt herantreten. ax