Gründerzentrum statt Geschäft

Bescheid · Alle Bemühungen waren vergeblich: Weil sich kein neuer Pächter findet, sieht die Gemeinde Bescheid keine Chance mehr für eine Wiedereröffnung des verwaisten Dorfladens. Aus dieser Notlage heraus musste die Gemeinde über eine neue Nutzung des Gebäudes im Ortskern nachdenken. Sie will daraus ein kleines Gründerzentrum machen und Jungunternehmer nach Bescheid locken.

 Bescheids Ortsbürgermeister Raimund Olinger wirft einen Blick in den Flyer, der Jungunternehmern die Ansiedlung im Hochwaldort schmackhaft machen soll. Die Gemeinde will das Gebäude im Hintergrund, in dem früher der Dorfladen untergebracht war, zu einem kleinen Gründerzentrum umfunktionieren. TV-Foto: Axel Munsteiner

Bescheids Ortsbürgermeister Raimund Olinger wirft einen Blick in den Flyer, der Jungunternehmern die Ansiedlung im Hochwaldort schmackhaft machen soll. Die Gemeinde will das Gebäude im Hintergrund, in dem früher der Dorfladen untergebracht war, zu einem kleinen Gründerzentrum umfunktionieren. TV-Foto: Axel Munsteiner

Bescheid. Ortsbürgermeister Raimund Olinger steht im Herzen von Bescheid vor dem Haus in der Dhrontalstraße 4. Erst zwei Jahre ist es her, dass die 500 000 Euro teuren Sanierungsarbeiten an diesem gemeindeeigenen, denkmalgeschützten Gebäude beendet wurden und darin der Dorfladen eröffnete.
Doch die großen Erwartungen für das vorher lange vorbereitete Projekt erfüllten sich nicht. Im Gegenteil: Heute sind Olinger und der Rest des Rats um eine große Enttäuschung reicher. Weil zu wenige Kunden kamen, warf der Pächter des Geschäfts schon im Herbst 2012 das Handtuch. Der Laden wurde geschlossen, und seitdem stehen die Räume im Erdgeschoss leer (der TV berichtete mehrfach). "Wir haben wirklich alles versucht, um einen Nachfolger zu finden. Aber alle Bemühungen haben leider nichts gebracht. Deshalb müssen wir nach einer Alternative suchen, wie das Gebäude künftig genutzt werden kann", so Olinger.
Kosten für zwei Gebäude


Sicher: Der Multifunktionsraum im ersten Stock wird regelmäßig genutzt. So wird er häufiger für Familienabende vermietet, eine Gruppe nutzt ihn zur wöchentlichen Skatrunde, und auch der Rat tagt dort. Aber die Gemeinde hat in der alten Schule schon seit Jahrzehnten ihr Bürgerhaus und muss somit zurzeit gleich zwei Gebäude unterhalten.
Auch im Nachhinein würden die Bescheider Politiker aber zur Sanierung des Hauses im Ortskern stehen, so Olinger. Denn: "Es war ja nicht so, dass wir das Geld in die Dhron geworfen hätten und es weggelaufen wäre. Wir haben dafür ja auch etwas hergerichtet. Man darf nicht vergessen, dass das Haus eine Ruine und ein Schandfleck war. Jetzt haben wir mitten im Ort ein Gebäude, in dem alles da und alles neu ist."
Doch welche Möglichkeiten der Nachnutzung sehen die Bescheider? Aufschluss darüber gibt eine frisch gedruckte Broschüre, die Olinger in der Hand hält und die in Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde Hermeskeil entstanden ist. "Die Idee ist, aus dem Gebäude ein kleines Gründerzetrum zu machen", sagt VG-Büroleiter Werner Haubrich. Die Gemeinde will vor allem Jungunternehmer, die sich eine Existenz aufbauen wollen, ansprechen und die Ansiedlung im 420 Einwohnerdorf schmackhaft machen. Deshalb wird der Großteil der 1000 Flyer an der Uni und bei der IHK Trier oder am Umwelt-Campus Birkenfeld ausgelegt.
Die 120 Quadratmeter große Fläche des früheren Bescheider Dorfladens wird ab sofort vermietet. "Auch die Vermietung der Räume im Obergeschoss wäre möglich. Das ist dann Verhandlungssache", sagt Olinger. Da unten im Laden noch zwei Kühlzellen vorhanden sind, "würde sich dieser Bereich beispielsweise für ein Catering-Unternehmen anbieten. Aber grundsätzlich sind wir natürlich völlig offen, wie die Räume genutzt werden", betont der Gemeindechef. Um Jungunternehmern einen Anreiz zu schaffen, verweist die Gemeinde nicht nur auf die gute Verkehrsanbindung an die A 1.
Vor allem will die Gemeinde die Existenzgründer mit besonders günstigen Mietkonditionen anlocken (siehe Extra). "Wir starten also einen komplett neuen Anlauf und hoffen, dass wir diesmal damit auch Erfolg haben", so Olingers Fazit.Extra

In ihrem geplanten Gründerzentrum würde die Gemeinde Bescheid von Jungunternehmern im ersten halben Jahr weder Miet- noch Nebenkosten für die Räume verlangen. Danach sind bis zum zwölften Monat nur die Nebenkosten fällig. Bis zum 18. Monat wird dann lediglich ein Mietpreis von 2,50 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten erhoben. In der Folge vereinbaren beide Parteien den Mietpreis miteinander. Interessenten können sich mit Ortsbürgermeister Raimund Olinger (Telefon 06509/232, E-Mail: raimund.olinger@gmx.de) oder mit Günter Weber von der VG-Verwaltung Hermeskeil (Telefon 06503/809150, E-Mail: g.weber@hermeskeil.de) in Verbindung setzen. ax

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