Grundschulen auf dem Prüfstand

Kell am See · Brandschutz und Bildung sind die beiden Bereiche, für die die Verbandsgemeinde (VG) Kell am See ihr Geld ausgeben will. Der Rat hat den Etat 2011 einstimmig verabschiedet. Bei den künftigen Investitionen in Grundschulgebäude soll zunächst aber geklärt werden, welche Standorte langfristig überlebensfähig sind.

(ax) Der Verbandsgemeinderat hatte es am Donnerstagabend mit einem eher unerfreulichen Jubiläum zu tun. Das Gremium verabschiedete den 20. defizitären Haushalt in Folge. Das Minus ist aber stark zurückgegangen - und zwar von 277 000 Euro (2010) auf nunmehr 58 000 Euro. Die Erklärung für dieses bessere Ergebnis hängt mit einer Schule zusammen: Die VG hat zum 1. August 2010 die Trägerschaft für die Realschule plus Kell/Zerf an den Kreis abgegeben. Sie muss nun also nicht mehr die mit dieser Bildungsstätte verbundenen Unterhaltungs- und Personalkosten tragen.

Bürgermeister Werner Angsten (CDU) wies aber darauf hin, dass bei der VG noch die Altschulden auf dem Gebäude verblieben sind. Sie liegen bei 1,8 Millionen Euro. "Das bedeutet für uns eine jährliche Zinsbelastung von 140 000 Euro." Es war jedoch nicht die Realschule, die bei der Ratsdiskussion im Fokus stand, sondern es waren die Grundschulen. Davon gibt es vier (Hentern/Lampaden, Mandern, Zerf, Schillingen), deren Träger die VG ist. Bei der Grundschule Greimerath ist es die Ortsgemeinde.

Im Etat-Entwurf war vorgesehen, dass in die vier VG-Gebäude knapp 200 000 Euro für neue Investitionen gesteckt werden. Diese Ausgaben werden vorerst zurückgestellt. Denn der Rat war einstimmig dafür, dass zunächst im Frühjahr ein Konzept erstellt wird. Es soll die Frage nach den künftigen Grundschul-Standorten in der VG klären.

"Wir dürfen nur noch in die Gebäude investieren, die eine Überlebenschance haben", sagte SPD-Sprecher Manfred Rauber. Dem Vorstoß des Waldweilerer Ortsbürgermeisters schlossen sich alle anderen Fraktionen an.

Anfang 2010 musste bereits die Grundschule in Waldweiler, die von Erst- und Zweitklässlern besucht wurde, aus Sicherheitsgründen schließen. Die 32 Kinder sind seitdem in Mandern, wo vorher schon die Dritt- und Viertklässler unterrichtet wurden. Die VG hatte das Waldweilerer Schulhaus später an einen Privatmann verkauft und diesen Standort auch deshalb aufgegeben, weil in Zukunft die Schülerzahlen in den beiden Orten rückläufig sein werden. Diese Entwicklung trifft auch andere Grundschulen in der VG. So wird an der Grundschule Hentern/Lampaden 2012 nur noch mit neun neu eingeschulten Kindern gerechnet.

Meinung

Unpopulär, aber richtig

Die Schule muss genauso wie die Kirche im Dorf bleiben. Das ist nicht nur in der VG Kell bei vielen Bürgern ein fester Glaubenssatz. Wenn jetzt eine politische Debatte über mögliche Schließungen von Grundschulen beginnt, ist das sicher unpopulär. Es bleibt jedoch eins festzuhalten: Da es absehbar ist, dass in der VG Kell bald einfach zu wenige Kinder da sind, dann kann man nicht um jeden Preis an Zwergschulen festhalten und Investitionen tätigen, die nur noch für eine begrenzte Zeit von Nutzen sind. So traurig die durch den demografischen Wandel hervorgerufene Entwicklung ist. Sie ist nicht mehr aufzuhalten, und es dürfte vor allem für den Standort Hentern/Lampaden sehr eng werden. a.munsteiner@volksfreund.de

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