Grusel und Ablehnung in Issel

SCHWEICH-ISSEL. Ähnlich wie Hermeskeil und Bitburg will auch die Stadt Schweich am Geschäft mit den Krematorien teilhaben. Einem privaten Investor wurde schon die Option für einen Standort im Gewerbegebiet Schweich-Issel eingeräumt. Ein umstrittenes Projekt – besonders in der Isseler Bevölkerung bahnt sich heftigster Widerstand an.

Was viele Bürgerinnen und Bürger besonders aufregt, ist die Heimlichkeit, mit der das Unternehmen "Krematorium" ihrer Meinung nach problemlos die Fachausschüsse und den Ortsbeirat Issel passiert hatte. Auch Stadtbürgermeister Vitus Blang befürwortet mit Blick auf die Gewerbesteuer die Ansiedlung und erklärt, das Vorhaben sei doch kein Geheimnis. Der Standort des Krematoriums neben der B 53 im Gewerbegebiet Issel liege weit entfernt von jeder Wohnbebauung, argumentieren Blang und andere Kommunalpolitiker. Außerdem unterliege der Betrieb einer solchen Anlage strengsten emissionsrechtlichen Auflagen. Dabei wird offenbar übersehen, dass in unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem Gelände zweier Fuhrunternehmen, mehrere Wohnhäuser an der Straße "Am Bahndamm" stehen. In Zukunft Angst vor Nordwind

Erstmals öffentlich beraten werden soll das Projekt in der nächsten Stadtratssitzung am 15. März. "Die wollen das dann wohl beschließen und Fakten schaffen. Die Bevölkerung sollte offenbar überrumpelt werden", glaubt der Isseler Rüdiger Molz. Ihm ist ebenso unwohl wie vielen anderen Bewohnern des Schweicher Stadtteils. Vielen gruselt es bei dem Gedanken, "bei Nordwind Luft zu atmen, in der menschliche Verbrennungsrückstände enthalten sein könnten". Hinzu komme eine tägliche Karawane von Leichenwagen durch Schweich und Issel. Es werden auch schon Berechnungen angestellt, wie viele Leichen so eine Anlage pro Tag verbrennen kann. Fuhrunternehmer Alfred Guckeisen, der später von seinem Wohnzimmer aus auf den Schornstein des Krematoriums schauen kann, hat sich im Internet schlau gemacht: Bei einer Anlage mit nur einer Feuerstätte könnten es bis zu 150 Verbrennungen pro Woche sein. Außerdem sei nicht auszuschließen, dass die Anlage später um eine zweite Feuerstätte erweitert werden könnte. "Ich will nicht, dass der Name Issel mit einem Krematorium in Verbindung gebracht wird - so wie Rivenich mit der Tierkörperverwertungsanlage", sagt Rüdiger Molz, der bis Freitagnachmittag schon 50 Unterschriften im Ort gesammelt hatte, und fügt hinzu: "Hoffentlich ist es noch nicht zu spät." Er und andere befürchten auch Nachteile für die weitere Entwicklung von Issel und Schweich sowie eine Wertminderung ihrer Immobilien. Die Fragen wiederholen sich: "Was wird aus dem geplanten, 700 Meter entfernt liegenden Neubaugebiet Ermesgraben? Werden in Zukunft weitere Firmen bereit sein, sich im Gewerbegebiet anzusiedeln?" Anlieger überlegen Konsequenzen

Fuhrunternehmer Edwin Gangolf, ebenfalls Anlieger der Straße "Am Bahndamm", denkt schon laut darüber nach, seinen Betrieb nach Föhren umzumelden.

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