Gusterather für offenes Gespräch mit Edeka

Im Gusterather Gemeinderat herrscht Verdruss über die Informationspolitik im Nachbarort Pluwig. Zu wechselhaft seien die Nachrichten über eine mögliche Einzelhandelsansiedlung zwischen den Orten. Nun wollen die Gusterather den Dingen selbst auf den Grund gehen.

Gusterath. Kommt ein großflächiger Einzelhandel auf die grüne Wiese zwischen Gusterath und Pluwig? Wird es Edeka sein oder ein anderer? Soll doch nur die in Pluwig ansässige Edeka-Discountertochter "Treff 3000" verlagert werden? Plant Pluwig dort vielleicht noch mehr - etwa ein Gewerbegebiet? Dem Gusterather Gemeinderat erscheinen die Nachrichten aus dem Nachbarort zu verworren, vermisst wird Offenheit. In seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag beschloss der Rat daher einstimmig, Vertreter des Edeka-Konzerns zu einer Bürgerfragestunde einzuladen. Anschließend will das Gremium über das weitere Vorgehen beraten. Und es soll auch überlegt werden, wie sich das bestehende Einzelhandelsangebot im Ort verbessern lässt.

Aus nichtöffentlichen Gesprächen und Beratungen der Gemeinderäte Pluwig und Gusterath waren in den vergangenen Wochen Teilinformationen und Halbwahrheiten nach draußen gesickert und hatten die Gerüchteküche kräftig zum Brodeln gebracht (der TV berichtete).

Inzwischen geht der Pluwiger Ortsbürgermeister Wolfgang Annen die Sache offener an und spricht von einem zeitgemäßen neuen Standort für den Edeka-Discounter "Treff 3000" (TV vom 30. Oktober). Die neue Offenheit war für den Gusterather Ortsbürgermeister Alfred Bläser das Signal, die Sache auf die Tagesordnung der jüngsten öffentlichen Ratssitzung zu setzen. Bläser: "Mich hat es sowieso verwundert, dass dieses Thema nicht von Beginn an offen angegangen wurde. Aber wir haben dann dem Wunsch des Pluwiger Kollegen Annen entsprochen."

Orakelsprüche aus dem Nachbarort



Der erwartete große Zuschaueransturm blieb zur Sitzung am Donnerstagabend aus. "Es sind jedoch deutlich mehr Leute gekommen als gewöhnlich", versicherten erfahrene Ratsmitglieder. Eine gute Stunde lang erging sich dann der Rat darin, die Einzelhandels-Ansiedlungs-Orakel aus dem Nachbarort zu deuten. Dabei wurde dem Zuhörer schnell klar: Auf Bitten der Pluwiger Seite hatten sich Ortsbürgermeister Bläser und die meisten Ratsmitglieder zwar an das "Geheimhaltungsabkommen" gehalten, doch zielgerichtete Informationen oder eine direkte Beteiligung der Gusterather Kommunalpolitiker gab es in den vergangenen Wochen nicht.

Die Verärgerung darüber war im Gusterather Rat ebenso deutlich wie das Bestreben, das noch bestehendende kleine Einzelhandelsgeschäft im Ort zu schützen. Tenor: "Pluwig will uns nur ins Boot holen, um gemeinsam die magische 3000-Einwohner-Grenze zu überschreiten." Sie wäre nach dem Landesentwicklungsprogramm eine Voraussetzung zur Genehmigung eines großflächigen Einzelhandels.

Meinung

Atmosphäre vergiftet

Die Informationspolitik des Pluwiger Ortsbürgermeisters Wolfgang Annen über die mögliche Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandels hat sich als Fehlschlag erwiesen: Die anfängliche Verschwiegenheit ließ die Gerüchte ins Kraut schießen. Und der aus politischer Höflichkeit mitschweigende Gusterather Gemeinderat war kaum besser informiert als der Rest der Bevölkerung. Nun ist die Atmosphäre vergiftet, der Nährboden für Misstrauen gelegt. Auch Annens jüngster Hinweis, es gehe doch nur um die Sicherung der Edeka-Tochter "Treff 3000", versehen die Gusterather nun mit einem Fragezeichen. Ihr Beschluss, den Konzern direkt zum Gespräch zu laden, ist Zeichen dieses Misstrauens. f.knopp@volksfreund.de

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