Gute Zeugnisse

70 000 Euro Einnahmen durch "Knöllchen" hat die Stadt Konz in ihrem Jahreshaushalt eingeplant. Eine ganze Reihe Autofahrer bemüht sich redlich, das Soll zu erfüllen, obwohl Konz im Innenstadtbereich rund 1000 kostenfreie Parkplätze vorhält.

 Dreist: Auf den beiden Behindertenparkplätzen vor der Sparkasse in Konz parkt der Transporter einer Autovermietung diagonal auf der Behinderten vorbehaltenen Fläche. Der Kombifahrer hatte Glück, dass keine der beiden Konzer Hilfspolizistinnen in der Nähe war. TV-Foto: Klaus Dieter Jaspers

Dreist: Auf den beiden Behindertenparkplätzen vor der Sparkasse in Konz parkt der Transporter einer Autovermietung diagonal auf der Behinderten vorbehaltenen Fläche. Der Kombifahrer hatte Glück, dass keine der beiden Konzer Hilfspolizistinnen in der Nähe war. TV-Foto: Klaus Dieter Jaspers

Konz. Das blau-weiße Piktogramm verkündet eindeutig: Dieser Parkplatz ist Schwerbehinderten vorbehalten. Es "bewacht" zwei Stellplätze am Rewe-Kreisel. Die sind keine zwanzig Meter vom Eingang zu einer Orthopädiepraxis entfernt, deren oft stark gehbehinderte Patienten über den kurzen Weg zum Arzt glücklich sind - oder wären, wenn "ihre" Parkplätze nicht gelegentlich von gedanken- oder gar rücksichtslosen Zeitgenossen missbraucht würden.Drei bis vier "Knöllchen" klemmen die beiden Konzer Politessen, die als "Hilfspolizistinnen" den ruhenden Verkehr kontrollieren, durchschnittlich während einer (Halb-) Schicht jenen Mitmenschen hinter die Scheibenwischer, die ihre Fahrzeuge ohne amtliche Berechtigung auf Behinderten-Parkplätzen abstellen. Dieses Papier ist blau-weiß, enthält - in seiner neuesten Version - alle Angaben, die für eine schnelle Überprüfung notwendig sind, und muss während der Parkdauer deutlich sichtbar hinter der Frontscheibe ausgelegt werden. Wer aus Bequemlichkeit oder Unaufmerksamkeit einen Behindertenparkplatz ansteuert, wird fühlbar zur Kasse gebeten. 35 Euro kostet der Missbrauch dieser "sozialen Einrichtung".Dreistes Verhalten ist eher selten

Da helfen keine Ausreden aus der Standardreihe "Ich hab' das Schild nicht gesehen", "Ich war so in Eile", "Es hat ja nur ein paar Minuten gedauert" oder gar "Ich hab' das Schild daheim vergessen". Die beiden Konzer Politessen lassen sich davon, entsprechend ihren Dienstvorschriften, nicht beeindrucken. Einmal sieht die Reservierung von Behindertenparkplätzen keine Ausnahme vor, und zum Zweiten hilft auch die Zuflucht vom Vergesslichkeitsbekenntnis nicht weiter: Die Damen können auf einer Liste an Ort und Stelle die rechtmäßigen Inhaber aller in Konz ausgegebenen Parkausweise identifizieren. "Obendrein", versichert unsere Begleiterin, "kennen wir die meisten unserer hiesigen Behinderten." Gelegentlich helfen auch andere lokalspezifische Kenntnisse weiter, zum Beispiel dann, wenn die Familienverhältnisse eines Delinquenten bekannt sind. Einer habe einen Behindertparkplatz belegt und einen alten, auf den Namen seiner Ehefrau ausgestellten Ausweis auf das Armaturenbrett gelegt. Die Zweifel an der Gültigkeit des Parkausweises kamen - trotz der Behauptung: "Meine Frau ist noch oben beim Arzt" - nicht von ungefähr. "Das wäre eine lange und erfolglose Behandlung gewesen. Ich wusste, dass die Frau schon vor einigen Jahren gestorben war", berichtet die Hilfspolizistin. Derart dreiste Versuche, sich vor fälligen Knöllchen zu drücken, sind allerdings äußerst selten.Überhaupt stellt unsere Begleiterin den Konzer Autofahrern ein gutes Zeugnis aus: "Die sind fast alle höflich und zahlen widerspruchslos." Nur einmal sei sie "in Bedrängnis geraten. Da habe ich mich zurücknehmen müssen, weil der Falschparker aggressiv war." Eingemischt habe sich keiner der schnell zusammengekommenen "Zaungäste", und geholfen habe schon gar niemand.Bei der Runde durch die Stadt ist niemand aufgefallen, der unberechtigt einen Behindertenparkplatz benutzt hätte, andere Parksünder schon. Die vergessene Parkscheibe oder die überzogene Parkdauer fallen eher geringfügig ins Gewicht: Da beginnt der "Tarif" bei fünf Euro.

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