"Haben das letzte Hemd bereits ausgezogen"

MANDERN. Die Stimmung im Gemeinderat ist auf dem Nullpunkt angelangt. Doch das liegt nicht etwa an Differenzen untereinander. Im Gegenteil: Grund ist die fatale finanzielle Situation der Gemeinde mit einem Defizit von 158 000 Euro.

Bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats drehte sich alles um die finanzielle Lage. Ein Defizit von 158 000 Euro ist für eine Gemeinde wie Mandern mit ihren etwa 900 Einwohnern starker Tobak. Dementsprechend fielen auch die Reaktionen im Rat anlässlich der Haushaltsdebatte aus: Massive Vorwürfe wurden an das Land Rheinland-Pfalz gerichtet, denn die einhellige Meinung ist, dass den Ortschaften mit geringer Einwohnerzahl kaum noch Bedeutung zukomme."Große Sprünge sind nicht möglich"

Kämmerer Raimund Kramp von der Verbandsgemeinde Kell am See erläuterte Haushaltssatzung und Haushaltsplan. "Es ist alles minimal veranschlagt. Große Sprünge sind nicht möglich." Aber auch keine kleinen, die lasse die derzeitige Situation nicht zu. "Wir haben bereits das letzte Hemd ausgezogen, die Haushaltssituation ist desolat. Es wird nicht besser, sondern katastrophaler werden", sagte Alfons Bonerz (CDU). Auch die örtlichen Vereine seien davon betroffen. "Wir lähmen deren letztes Engagement. Wie das Land mit uns umgeht, das grenzt schon an Erpressung. So kann es nicht weiter gehen, dann müssen eben andere Gesetze her." In der Not hält man zusammen. So sieht auch Hermann Lehnen (SPD) in Zukunft die für ein Dorf wichtigen Komponenten schwinden: "16 000 Euro für den Unterhalt der Siebenbornhalle, 10 000 Euro Unterhalt der Sportanlage, verursacht durch die Belüftung des Rasens, 12 500 Euro Friedhofsgestaltung und -pflege, 7700 Euro Restschuld, und der Kinderspielplatz muss dringend saniert werden. Sollen wir in Zukunft auch auf diese Dinge, die ein Dorf ausmachen, verzichten?" Die Siebenbornhalle ist eine der kostenintensiven Anlagen. Doch diese Halle sei aus dem Ort nicht mehr wegzudenken, denn sie sei die ganze Woche über belegt und fülle das Innere bei allen Veranstaltungen aufs Neue, sagte Lehnen. Der Kinderspielplatz wird demnächst ebenfalls Kosten verursachen. Doch die Sicherheit für die Kinder gehe vor, da war man sich im Rat einig. Woher das Geld für all diese Dinge bei der angespannten Haushaltslage nehmen? Thomas Schichel (SPD): "Wir sind nur noch davon abhängig, wie viel Kredit man uns gewährt." Die Pflege der Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Manderen soll intensiviert werden, verkündete Ortsbürgermeister Martin Alten. Hierbei seien die Vereine gefordert. Eine Änderung der Friedhofsatzung legt die Gebühren wie folgt fest: Unverändert bleiben die Sätze für Erdbestattungen. Bis zum vollendeten fünften Lebensjahr 103 Euro, ab dem sechsten Lebensjahr 307 Euro. Erhöht wurden die Beiträge für die Urnenbestattung von 150 auf 180 Euro.

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