Häuptling wie aus dem Bilderbuch

LANGSUR. Jörg Reidenbach nickte zufrieden, als die Kinder in lautes Geheul ausbrachen. Auch seine wahrscheinlich letzte Lektion hatten die Schüler schnell gelernt: dass Indianer nicht klatschen, sondern losheulen, wenn sie applaudieren. Nach 35 Jahren als Leiter der Grundschule Langsur ging "Häuptling" Reidenbach am Freitag in den Ruhestand.

Vor seinem Abschied ließ sich der 60-jährige Pädagoge von Kollegen und den "Kreideindianern" lachend an den Marterpfahl binden. Er sei überrascht von diesem originellen Abschied, sagte Reidenbach sichtlich gerührt. In Trier geboren, trat Reidenbach im Jahr 1965 in den Schuldienst ein und kam ein Jahr später an die Grundschule Langsur, die er 35 Jahre lang leiten sollte.Beruf immer als Berufung gesehen

Ortsbürgermeister Karl Heinrich Orth würdigte Reidenbach als einen Lehrer, der "in seiner Art immer bescheiden" geblieben sei und sich - etwa an Nikolaus oder bei den Martinsumzügen - sehr engagiert habe. "Die Gemeinde war froh, dass er hier in der Schule unterrichtet hat", sagte Orth. Wolfgang Reiland, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land, würdigte Reidenbach als einen Pädagogen, der "seinen Beruf als Lehrer immer auch als Berufung gesehen" habe. Er erinnerte an die Verhältnisse an den Schulen in den sechziger Jahren, als Reidenbach angefangen habe zu unterrichten. Seitdem habe sich viel verändert an den Schulen, und "es ist nicht immer einfach für die Lehrer, da mitzuhalten". Allerdings wäre "es früher undenkbar gewesen", dass sich ein Schulleiter von seinen Eleven an einen Marterpfahl hätte binden lassen. Wer die Nachfolge von Jörg Reidenbach antritt, ist noch offen. Zunächst wird Anja Arens die Schule kommissarisch leiten. Reidenbach will sich nun stärker seinen Hobbys Wandern, Radfahren und Lesen widmen, aber auch neue "ehrenamtliche Aufgaben übernehmen". Mit der Schule in Langsur wird er zumindest indirekt verbunden bleiben: Seine Frau unterrichtet dort weiterhin als Lehrerin.

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