Hahnenschrei und Kirchenglocken

LEIWEN. Was macht ein stressgeplagter Ortsvorsteher, dem seine Bürger den Lärm von Kirchenglocken, Hahnenschrei und Blaskapelle vorwerfen? Beim Mundart-Theater in Leiwen liefert der Bürgermeister schreiend die Antwort: "Eich schloon dem Kuster de Glocken oaf". Auf gut Deutsch: "Ich hau die Glocken des Küsters ab" Das kommt an beim Publikum.

 Klamauk: Ortsvorsteher Kübel (Joachim Hagen, rechts) und das Ehepaar Ludwiga (Irma Wolf) und Hans-Gerd (Werner Jostock).Foto: Michael Merten

Klamauk: Ortsvorsteher Kübel (Joachim Hagen, rechts) und das Ehepaar Ludwiga (Irma Wolf) und Hans-Gerd (Werner Jostock).Foto: Michael Merten

Mit viel Klamauk, Wortwitz und Sprachenvielfalt führte die Theatergruppe Leiwen ihr diesjähriges Mundart-Stück "Die Gedächtnislücke" auf. Der dörfliche Schwank in drei Akten, bei dem außer dem heimischen Dialekt, dem Leiwener Platt, auch Trierisch und Ruhrpott-Slang einfließen, traf genau den Nerv des Publikums, das in der Bühnensprache daheim war und sich prächtig amüsierte.Bühne wird zur Amtsstube

Zur Aufführung wurde die Bühne mit Bildern, Urkunden und Büromöbeln liebevoll zur Amtsstube des Bürgermeisters dekoriert. Akteurin Anja Skorjanec spielt zur Begrüßung der Gäste auf den Titel "Die Gedächtnislücke" an, als sie den Bühnentechniker fragt: "Wat wullt ich dann ewei soon?”. Urkomisch zeigen sich die beiden Gemeindevertreter, Vorsteher Kübel (Joachim Hagen) und Amtsdiener Sepp (Christian Stoffel). Kübel hat nicht nur mit dem Ort, sondern auch mit seiner Frau, der "Oberhenne vom Hühnerhaufen" (Anke Michels) Probleme, weil er natürlich den Hochzeitstag vergessen hat. Sepp, den die vorwitzige Verkäuferin Emma (Spielleiterin Karin Forster) im Austausch gegen Neuigkeiten mit Schnaps versorgt, pflegt seine Versoffenheit als "Investitionen in die Wirtschaft" zu deklarieren. Größtes Übel sind die schrägen Wuppertaler Ludwiga und Hans-Geerd Czibulski (Irmi Wolff und Werner Jostock). Sie traktieren Kübel mit Beschwerden: Der Hahn kräht zu laut, die Kirchenglocken und die Blaskapelle stören ihr "Mippelchen", den Hund Nofretete. Der Vorsteher, der prompt die Glocken für immer zum Schweigen bringen will, stürzt vom Kirchturm und verliert das Gedächtnis. Der Ahnungslose wird zum Spielball der Interessen Sepps, der mit haarsträubenden Intrigen nicht nur bei Sekretärin Hannelore (Christa Weis) Verwirrung stiftet. Eindrucksvolle Leistungen bieten auch der verrückte Professor (Reinhold Stoffel), die heiratswillige "aal Juffer” (Anja Skorjanec) und der schräge Hühnerbesitzer Anton (Ralf Steffes).

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