Handarbeit anno dazumal

UDELFANGEN. Hunderte Besucher haben in Udelfangen hautnah erfahren, wie früher die Spreu vom Weizen und das Fett von der Milch getrennt wurde. Der Sonntag des fünftägigen Festprogramms stand im Zeichen des alten Handwerks und der bäuerlichen Tradition.

Der kleine Marcel May schrubbt mit Feuereifer ein Kleidungsstück auf einem alten Waschbrett. "Heute ist alles elektrisch, die Sachen werden rein geworfen, angeschaltet und fertig. Total langweilig", sagt der Junge. "Das hier macht richtig Spaß." Soeben habe er seiner Mutter den Vorschlag gemacht, wieder ein Waschbrett anzuschaffen. Ihre Antwort: ein klares Nein.Ein Muss: Viel Geduld und gute Wolle

So wie der Udelfangener Junge sind auch die meisten anderen Festbesucher begeistert von dem alten Handwerk, das Mitglieder der Irreler Bauerntradition zum Udelfangener Großjubiläum in dem Eifeldorf demonstrieren. Rudi Schramer und Wolfgang Haubrich bedienen alte Maschinen wie Stiften- und Flegerdrescher, Wannen und eine Häckselbank. "Heute sind sie alle durch die Riesenmähdrescher ersetzt", sagt Schramer. Ein paar Meter weiter dreht sich unermüdlich das Spinnrad von Sophie Maas. Sie hat viel Geduld und gute Schafwolle. Ein Muss, wenn das Tagewerk, ein Wollknäuel, am Abend fertig sein soll. Nebenan trennt Dorothea Jegen in einer Zentrifuge Kuhmilch in Sahne und Magermilch. "Durch die vierzehn Siebe und die Schleuderkraft wird das Fett getrennt", erklärt Jegen. Birgit Pallien, eine junge Frau aus Wintersdorf, ist erstaunt über die ausgefeilte Technik von anno dazumal. Auch am Stand des Steinmetz- und Steinbildhauer-Meisters Jürgen Meyer und des Hufschmieds Rudi Reichart machen die Festgäste Erfahrungen, die das tägliche Leben der Vorfahren prägten. "Dieses Wissen ist vor allem für die jungen Leute interessant", sagt Otto Obser (69) aus Kordel. Schon das bloße Hochheben des Krönel, eines der Schauwerkzeuge, lässt vermuten, welche Knochenarbeit hinter mancher Steinmetzarbeit steckt. Nicht fehlen dürfen alte Lanz-Traktoren. Johann Trierweiler aus Godendorf hat drei seiner Raritäten ausgestellt und zum Fachsimpeln eingeladen. Die passenden Geräusche liefert eine sechsköpfige Gruppe aus Rivenich, die mit ihren noch funktionstüchtigen, knatternden Traktoren zum Fest in die 300-Seelen-Gemeinde gekommen ist. Udelfangens Ortsvorsteher Matthias Burg ist überaus zufrieden mit dem vierten Festtag im Zeichen der Nostalgie, der mit einem Festhochamt in der 120-jährigen Kapelle begonnen hatte. Und: Die Udelfangener beweisen auch am Sonntag wieder großen Gemeinsinn: Alle sind auf den Beinen, um die Gästescharen zu bewirten.

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