Hartes Holz, einträgliches Geschäft

WINCHERINGEN-SÖST. Hurling ist in Irland eine Art Nationalsport, während das dem Hockey nicht unähnliche Mannschaftsspiel diesseits des Ärmelkanals kaum Beachtung findet. Der Verschleiß an Hurling-Spielstöcken ist derart groß, dass die Hersteller inzwischen auf Holz aus Wäldern der Region, beispielsweise aus dem Forstrevier Palzem, setzen.

 Gerald O’Connor (Foto) und sein Team kamen eigens aus Irland, um das Eschenholz für die begehrten Hurleys zu fällen. TV-Foto: Hermann Pütz

Gerald O’Connor (Foto) und sein Team kamen eigens aus Irland, um das Eschenholz für die begehrten Hurleys zu fällen. TV-Foto: Hermann Pütz

An einem nebligen Morgen in einem Waldstück nahe dem Wincheringer Ortsteil Söst: Das Knattern von Motorsägen ist zu hören, Stimmen schallen durchs Unterholz. Sechs Männer in zünftiger Waldarbeiter-Kleidung sind damit beschäftigt, Baumstümpfe mit einer Länge von etwa einem Meter aus dem Waldboden "herauszuarbeiten". Dazu legen sie zunächst den unteren Teil jedes Stamms - dort, wo das Wurzelwerk beginnt - mit Brechstangen frei. Anschließend kommen die Kettensägen zum Einsatz, mit deren Hilfe Gerald O'Connor und seine Kollegen die Baumstümpfe abschneiden. Wurzelansatz muss erhalten bleiben

"Dazu verwenden wir eine spezielle Schnitttechnik", erklärt O'Connor. Sie sei nötig, damit der Wurzelansatz erhalten bleibe. Denn dieser Teil des Stamms sei besonders hart und damit für die Herstellung von Hurleys, den Hurling-Spielstöcken, bestens geeignet. Gerald O'Connor und sein Team gehören einer Firma an, die sich auf die Hurley-Herstellung spezialisiert hat. Erst wenige Stunden vor ihrem Einsatz in dem Waldstück bei Söst ist die aus der Stadt Boncole im irischen County Wexford stammende Truppe auf dem Flughafen Hahn gelandet. Dass die Sechs den weiten Weg über den Ärmelkanal auf sich genommen haben, hat seinen Grund. Denn das Holz für die in Irland begehrten Hurleys wird auf der britischen Insel langsam knapp. "Der Verschleiß an Spielstöcken ist enorm. Rund 100 000 Stück werden in Irland jedes Jahr gebraucht", berichtet Förster Peter Strupp, Leiter des Forstreviers Palzem, zu dem auch das Söster Waldstück gehört. Er erklärt weiter: "Die Stöcke werden traditionell aus Eschenholz gefertigt. Auf den schweren Böden des Saargaus bilden die bei uns häufig zu findenden Eschen starke Wurzelanläufe aus, die ideal für die Hurley-Herstellung sind." Den Kontakt zu dem irischen Hersteller habe man über einen im Schwarzwald ansässigen Holzvermarkter geknüpft. Rund 150 Eschenstümpfe buddeln die Männer um Gerald O'Connor aus den Waldböden bei Söst und dem Merzkirchener Ortsteil Körrig an diesem Tag aus. "Anschließend wird das Holz in so genannte Abrollcontainer verladen, nach Karlsruhe und von dort nach Irland transportiert", erläutert Peter Strupp. Auf der Insel werden aus dem Eschenholz vom Saargau die begehrten 64 bis 97 Zentimeter langen Hurleys hergestellt.Rest des Baumes für Parkett- oder Ofenholz

Der Verkauf des Eschenholzes aus dem Forstrevier Palzem als Ausgangsmaterial für Hurling-Stöcke ist ein einträgliches Geschäft. "Rund 200 Euro zahlen die Hersteller pro Festmeter und damit etwa das Vierfache des Preises, der für Eschenholz gezahlt wird, das zur Herstellung von Parkett verwendet wird", erklärt Peter Strupp. Konkret heißt das: Jeder Eschenstumpf schlägt - bei einer durchschnittlichen Stückmasse von 0,15 Festmetern - mit rund 30 Euro zu Buche. Den übrigen, oberhalb des einen Meter langen Stumpfs abgesägten Teil jeder Esche vermarktet das Forstamt Saarburg wie üblich - je nach Qualität - als Parkett- oder Brennholz. Gerald O'Connor und seine Kollegen werden noch ein paar Tage in Deutschland verbringen, bevor sie sich wieder auf den Weg über den Ärmelkanal machen. Auch O'Connor hat einst mit Begeisterung und mit vollem Körpereinsatz Hurling gespielt. Zurückbehalten hat er eine etwas lädierte Nase und eine Verletzung seiner rechten Hand. Hurling ist eben nichts für Weicheier. Waldarbeit allerdings auch nicht.

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