"Hauptsache, es geht weiter"

Am Tag nach dem Großbrand auf dem Gelände seiner Zimmerei offenbahrt sich Firmenchef Ludwig Kohn das gesamte Ausmaß der Katastrophe. In den kommenden Tagen wird er ausschließlich damit beschäftigt sein, die völlig verkohlten Trümmer der ehemaligen Werkstatt und des Lagers wegzuräumen.

Saarburg-Beurig. Auch am Tag eins nach dem Großbrand auf dem Gelände der Zimmerei Kohn im Saarburger Stadtteil Beurig hängt Brandgeruch im Umkreis des Handwerkbetriebes in der Luft. Gerade einmal zwölf Stunden ist es her, dass die Feuerwehren aus Saarburg, Beu rig, Ayl, Ockfen und Irsch das Feuer in dem Familienbetrieb an der Klosterstraße unter Kontrolle gebracht haben. Die ganze Nacht hindurch haben vier Feuerwehrleute Wache gehalten und den Brandort beobachtet. Das gesamte Ausmaß des Unglücks wird für Ludwig Kohn, seit 1984 Inhaber der Zimmerei, erst an diesem Montagmorgen deutlich. "Verheerend" ist das Adjektiv, das einem beim Besuch der Brandstelle spontan einfällt.Ein Berg aus hinabgestürzten und verkohlten Trümmern liegt aufgetürmt inmitten des Firmenhofes. Ohne Fenster und Türen, ohne das mehrere Meter hohe Geschoss und das Dach sowie mit geschwärzter Fassade steht das ausgebrannte Werkstatt-Gebäude wie in einer Geisterlandschaft da. Vom ehemaligen Dämmstoff-Lager links daneben ist außer angeschmorten Regalstützen nichts übrig geblieben. Die beiden ausgebrannten Autos der Kohns in der danebenliegenden Garage liefern einen zusätzlichen Beweis für das enorme Ausmaß des Brandes. "Wir sind am Sonntag gegen 13.30 Uhr von einer Radtour zurückgekommen und haben uns im Garten zu einem Schläfchen zurückgezogen", berichtet Firmenchef Ludwig Kohn. "Um 16.45 Uhr bin ich aufgestanden, um unserer Tochter die Kassette im Recorder rumzudrehen. Dabei habe ich bemerkt, dass irgendetwas in der Luft knackt", führt Ehefrau Anke Kohn fort. "Dann schaue ich gegenüber auf die Werkstatt und sehe, dass dort Flammen rausschlagen."

"Den Schrei, den meine Frau ausgestoßen hat, habe ich jetzt noch im Ohr", erzählt Ludwig Kohn. Obwohl die Feuerwehren blitzschnell vor Ort gewesen seien, habe es keine zehn Minuten gedauert, bis die Flammen Werkstatt, Lager und Garage mit den Autos zerstört hätten. "Der liebe Gott hat sich im richtigen Moment eingeschaltet und den Wind drehen lassen", sagt Anke Kohn. "So ist wenigstens das Elternhaus meines Mannes verschont geblieben, in dem unser Buchhalter lebt." Vertreter der Kriminalpolizei Trier waren gestern mehrere Stunden damit beschäftigt, die Brandursache ausfindig zu machen. "Brandstiftung scheidet mit ziemlicher Sicherheit aus", schätzte Alwin Stern noch am Morgen. Bereits gegen 16 Uhr vermeldete Monika Peters, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier, einen technischen Defekt als Ursache.

Trotz denkbar "bescheidener" Situation geben sich Anke und Ludwig Kohn beeindruckend gefasst: "Das bringt viel Ärger, viel Arbeit und kommt zu einem absolut unpassenden Zeitpunkt, weil wir volle Auftragsbücher haben", sagt Anke Kohn. "Aber das Wichtigste ist, dass niemandem etwas passiert ist." Ludwig Kohn ergänzt: "Das ist schrecklich, schließlich ist das hier mein Leben. Aber das Entscheidende ist, dass es weitergeht. Und das wird es. Kollegen haben mir heute schon angeboten, mit Maschinen oder gegebenenfalls einer Werkstatt auszuhelfen."

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