"Haut baaken mir Waafeln"

Wasserliesch · Das Beispiel könnte Schule machen: In einer Mundart-Arbeitsgemeinschaft lernen Dritt- und Viertklässler in Wasserliesch moselfränkischen Dialekt. Damit soll ein Stück Kultur und Tradition erhalten bleiben.

 Spielerisch lernen die Kinder in der Grundschule Wasserliesch die heimische Mundart beim Singen, Sprechen – und Backen. TV-Foto: Gabriela Böhm

Spielerisch lernen die Kinder in der Grundschule Wasserliesch die heimische Mundart beim Singen, Sprechen – und Backen. TV-Foto: Gabriela Böhm

Wasserliesch. Die Einladung zum Waffelnbacken muss Annemarie Schuh (60) nicht zwei Mal aussprechen. Eifrig verteilen Dritt- und Viertklässler den Teig auf Waffeleisen, nachdem Schuh sie aufgefordert hat "Haut baaken mir Waafeln!". Beim Kochen und Backen fallen ab und zu auch moselfränkische Sätze.
Kochen und Backen - das ist eines von drei Angeboten, die zu der Mundart-AG in der Wasserliescher Grundschule gehören. Die Idee stammt von der Bildungswerkleiterin Annemarie Schuh, "damit die alte Tradition nicht verloren geht".
Auf Platt gerapt


Mit dem Projekt rannte sie in der Grundschule offene Türen ein. "Ich habe in der Schule die Kinder noch nie Mundart sprechen gehört", bestätigt Rektorin Adelheid Löwenbrück. Angenehme Nebeneffekte des ehrenamtlichen Angebots: Zeitliche Entlastung der Lehrer und "neue Gesichter" im Unterricht - "selbst, wenn es alte sind", scherzt Hans-Jürgen Adam (68).
Im Wechsel mit Annemarie Schuh und der früheren Sparkassenangestellten Irma Kirchen (72), die mit den Kindern Alltagskonversation übt, singt und spricht er mit den Kindern Mundartlieder und -gedichte. "Da haben wir auch schon mal in Wasserliescher Platt gerapt: das Rap-Houhn!", schmunzelt der ehemalige Lehrer Adam.
Die Mundart-AG sei ihres Wissens nach einmalig in der VG Konz, sagt Adelheid Löwenbrück. Zehn Kinder hätten sich nach den Sommerferien für die AG angemeldet. "Anfangs haben sie gelacht und uns teilweise nicht verstanden, wir sprechen ja grundsätzlich nur Dialekt mit den Kindern", berichtet Schuh, die sich wie ihre Kollegen viel Mühe mit der Vorbereitung und Recherche macht. Mittlerweile würden zwei Kinder in ihrer Familie Dialekt reden.
Riènt et oder räänt et?


"Damit wahren wir ein Stück Identität", freut sich das Trio. Denn sogar die sprachlichen Unterschiede zwischen ihren Heimatorten Wasserliesch und Oberbillig werden den Kindern aufgezeigt. "Bei uns heißt es: et riènt! In Wasserliesch: et räänt!", erklärt die Oberbilligerin Irma Kirchen.
"Mir macht\'s Spaß, weil es manchmal auch witzig klingt!", sagt Peter (10). Insbesondere die "Nonnefiarzjer" hätten für Heiterkeit gesorgt, erinnert sich Annemarie Schuh. "Meine Oma findet es schön, dass wir das machen!", fügt Lene (9) hinzu. Auch das Ehrenamtler-Trio hat seinen Spaß mit den Kindern: "Wir bieten es im nächsten Schuljahr noch mal an!" gsb

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