Heikle Mission im Hang

Saarburg · Um Punkt 13 Uhr war das Seil der Saarburger Sesselbahn gestern wieder frei. Zehn von Orkan Xynthia auf die Anlage geworfene Bäume hatten drei mutige Fachleute innerhalb von fünf Stunden per Drehleiter und weiterem Gerät weggeschafft.

"In den Urlaub" steht auf dem Straßenschild, das die Besucher des Landal Green Parks über zahlreiche Serpentinen vom "Hagen" auf den Warsberg führt. Für drei Männer, die gestern Morgen um kurz vor acht Uhr diese Strecke befahren und nach der zweiten Kurve in den Wald abbiegen, ist dieses Motto gestern allerdings eher blanker Hohn.

Statt in den Urlaub geht es für Feuerwehrmann Martin Esser, Forstwirt Gangolf Schmitt und Alois Marx, Betriebsleiter der Saarburger Sesselbahn, zu knochenharter Arbeit und einer durchaus heiklen Mission.

"Um zwölf Uhr am Sonntag hat mich die Feuerwehr benachrichtigt, und ich bin sofort in den Wald gefahren", berichtet Alois Marx gestern an Ort und Stelle. Etwa 40 Meter oberhalb des Seilbahn-Einstiegs habe sich das Chaos in vollem Ausmaß offenbart. Zehn Weißtannen mit Baumlängen von bis zu 30 Metern hatte Orkantief Xynthia entwurzelt und quer über das Seil der Sesselbahn geworfen.

"Der Boden war einfach zu nass und hat den völlig gesunden, etwa 60 Jahre alten Bäumen keinen Halt mehr gegeben", erläutert Forstwirt Gangolf Schmitt. Nur an dieser einen Stelle habe es die Tannen umgehauen. "Obwohl ganz oben der Wind noch viel stärker geblasen hat", sagt Marx. 130 Stundenkilometer seien gemessen worden.

Gestern Morgen dann rückt Martin Esser von der Saarburger Feuerwehr mit der Drehleiter des Kreises Trier-Saarburg an. "Mit dem Fahrzeug hier in den schmalen Waldweg überhaupt reinzukommen und es abzustellen, ist schon eine Sache für sich", erzählt er. "Aber eine Alternative haben wir nicht."

Über die Drehleiter und den Korb, in dem er und Gangolf Schmitt stehend so nah wie möglich an die Bäume heranfahren, schneiden sie mit der Motorsäge zunächst die Baumkronen ab. Mit Hilfe eines großen Rückenschleppers und einer daran befestigten Drahtseil-Konstruktion ziehen sie schließlich Baum für Baum aus dem Hang-Gelände heraus.

"Das ist wie Mikado", kommentiert Gangolf Schmitt. "Ich bin nass geschwitzt", gesteht Martin Esser und wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn. "Das hier ist mir wirklich nicht einerlei." Seit 1967 ist er Feuerwehrmann, mehr als 1000 Baumschneide-Aktionen lägen wohl hinter ihm. "Wenn man mit der Drehleiter auf festem Boden steht, ist das okay. Aber hier haben wir volles Risiko. Das stark gespannte Seil kann zurückschlagen, dann haut es uns aus dem Korb. Und auch auf den Baumstämmen ist unheimlicher Druck. Man muss jeden Schritt mit Sachverstand angehen." Fünf Stunden später ist das betroffene Seilstück von den Baumstämmen befreit. "Ich bin froh, dass es vorbei und niemandem etwas passiert ist", sagt Marx. "Das war großer Nervenkitzel." Für Marx geht die Arbeit an der Bahn indes weiter. Wenn er alle Sessel abmontiert hat, wird das erst im November 2009 für rund 31 000 Euro neu angeschaffte Seil geprüft. Zunächst von ihm, voraussichtlich in der kommenden Woche dann von einer Delegation der Universität Stuttgart aus dem Bereich Fördertechnik. "Die durchleuchten das Seil hier nach einem magnetinduktiven Verfahren und können anschließend sofort eine Prognose abgeben, ob es beschädigt ist oder nicht."

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