Heikles Terrain in Temmels

TEMMELS. Stinksauer sind Bauwillige in Temmels – auf "die Verwaltung" im Allgemeinen, ein Planungsbüro im Besonderen und vor allem auf ein bekanntes Tiefbauunternehmen. Der Grund: Weil die Vorarbeiten in "ihrem" Baugebiet nicht rechtzeitig fertig werden, drohen jedem von ihnen wegen der ab 1. Januar höheren Mehrwertsteuer einige tausend Euro Mehrausgaben.

Ortsbürgermeister Joachim Mimler war nicht zu beneiden. Er hatte mit der Zustimmung des Rates eine eher ungewöhnliche außerordentliche Beteiligung der Bürger zugelassen. Die nämlich sehen sich vor das derzeit unlösbar scheinende Problem gestellt: keine Wasserleitungen - kein Wasser, kein Wasser - keine Baugenehmigung, keine Baugenehmigung - verspäteter Baubeginn. Und über allem hängt das Damoklesschwert der Mehrwertsteuererhöhung. Besonders ärgerlich ist in ihren Augen, dass anscheinend kaum Abhilfe geschaffen werden kann. Ihrem Ärger machten die betroffenen Bürger in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats un-überhörbar Luft. Die Erschließungsarbeiten - unter anderem die Herstellung der Wasserversorgung und der Entsorgungsleitungen - sollten bereits am 30. September beendet sein. Zwar könnten die Baugrundstücke schon bald an die Wasserversorgung angeschlossen werden - nach dem derzeitigen Wissensstand Voraussetzung für die erforderlichen Baugenehmigungen - beim Anschluss allerdings ziert man sich bei den Wasserwerken, denn: "Die Feuerwehr muss löschen können, wenn auch nur eine Baubude brennt." Noch fehlt nämlich die wegen der ungünstigen Höhenlage des Baugebiets notwendige Wasserdruckerhöhungsanlage. Das bedeutet: Die Wasserversorgung ist nach Mitteilung in der Ratssitzung keineswegs gesichert. Und eben diese Anlage kann erst, so erklärte es der Mitarbeiter des für das Baugebiet verantwortlichen Planungsbüros, am 20. Dezember geliefert werden. Um die ohnehin ärgerliche Angelegenheit noch komplizierter zu machen, auch noch dieses: Einem Bauwilligen wurde bereits eine Baugenehmigung erteilt - ohne den angeblich ausschlaggebenden Wasseranschluss. Kein Wunder also, dass die beteiligten Bürger fragten: "Warum der und wir nicht?" Nun soll geklärt werden, ob die Übrigen ebenfalls in den Genuss der verlangten Genehmigung kommen können.Vorwurf: billig und unfähig

Am Dienstag schließlich zeichnete sich ein Lichtstreifen ab. Inoffiziell war zu erfahren, dass eine "einge-schränkte Wasserversorgung" eventuell möglich sei, und mit den Verantwortlichen der Wasserwerke verhandelt werden solle. Die Diskussion mit Bürgerbeteiligung war für den Mit-Planer ausgesprochen unerfreulich verlaufen. Und auch die Verbandsgemeindeverwaltung bekam unüberhörbar ihr Fett weg. Von absolut unzureichender Koordination der Arbeiten war die Rede und davon, dass das mit den Erschließungsarbeiten beauftragte Tiefbauunternehmen "überfordert" sei. Wörtlich: "Das war zwar die billigste Firma, aber sicher auch die unfähigste." Da half es nicht, dass der Mitarbeiter des Planungsbüros von "Schlechtwetter" als Ursache für die Verzögerung sprach und schließlich auf den Einwand, dass diese Begründung angesichts der lang anhaltenden Schönwetterphase wohl nicht zutreffen könne, sagte: "Da hat die Firma Urlaub gemacht, und wenn man das ganze Jahr über hart arbeitet, dann hat man einen Anspruch auf Urlaub." Diese eher unglückliche Formulierung trug nicht zur Beruhigung der Gemüter bei. Unabhängig von jeder möglichen "Schuldfrage" für die Verzögerung war das Argument "Schlechtwetter" dennoch nicht einfach wegzuwischen. Das schwierige Terrain macht bei Regen den Einsatz schwerer Lastwagen im Erschließungsgebiet tatsächlich unmöglich. Am Dienstag, so erfuhr unsere Zeitung, hat die Baufirma zugesagt, dass von heute an mit "verstärktem Einsatz" im Baugebiet "Auf der Kirf" gearbeitet werden soll. Ende dieses Monats soll "alles fertig" sein. Auf der Suche nach einem Schuldigen für die Verzögerung war man in jüngster Vergangenheit in Temmels schnell fündig geworden: Der Ortsbürgermeister, wurde hinter vorgehaltener Hand kolportiert, trage die "Verantwortung für die mangelnde Koordination der Erschließungsarbeiten". Joachim Mimler nutzte die Sitzung des Gemeinderats am Montagabend zur Klarstellung: Nicht er habe die Verspätungen zu verantworten; die Verant-wortung liege im Bereich des mit den Arbeiten beauftragten Tiefbauunternehmens - das keinen Vertreter in die Sitzung entsandt hatte.

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