Heilwasser aus dem Brouder-Buer

FISCH. Die Gemeinde Fisch ist um eine Attraktion reicher. Außer der Jakobus-Kirche und dem gleichnamigen Pilgerweg, der durch den Ort führt, gibt es seit Kurzem ein weiteres Bauwerk, das nach dem im spanischen Santiago de Compostela begrabenen Heiligen benannt ist: den Jakobus-Pavillon.

 Besichtigen die Brunnenstube im Keller des Jakobus-Pavillons (von links): Künstlerin Agnes Esser, Bürgermeister Leo Lauer, Ortsbeigeordneter Günther Hunsicker, Martin Lutz (Ortsbürgermeister von Merzkirchen), Landtagsabgeordneter Alfons Maximini, Ortsbürgermeister Dieter Schmitt, Landtagsabgeordneter Bernd Henter und Pfarrer Peter Leick. Im Bild vorne rechts: Architekt Gerd Kintzinger. Foto: Hermann Pütz

Besichtigen die Brunnenstube im Keller des Jakobus-Pavillons (von links): Künstlerin Agnes Esser, Bürgermeister Leo Lauer, Ortsbeigeordneter Günther Hunsicker, Martin Lutz (Ortsbürgermeister von Merzkirchen), Landtagsabgeordneter Alfons Maximini, Ortsbürgermeister Dieter Schmitt, Landtagsabgeordneter Bernd Henter und Pfarrer Peter Leick. Im Bild vorne rechts: Architekt Gerd Kintzinger. Foto: Hermann Pütz

Dass in und um die Pfarrkirche St. Jakobus nahe Fisch häufig Besucher aus aller Herren Länder anzutreffen sind, ist nicht ungewöhnlich. Denn das kleine Gotteshaus liegt an dem alten Jakobus-Pilgerweg von Trier nach Santiago de Compostela in Spanien, wo der Heilige begraben ist. Neu ist hingegen, dass in den vergangenen Wochen offenbar mehrfach Menschen zu beobachten waren, die - mit diversen Behältern ausgerüstet - im Keller des gegenüber der Kirche liegenden Sandstein-Pavillons verschwunden sind. Ortsbürgermeister Dieter Schmitt hat eine Erklärung dafür: "Es gibt Leute, die auf die angebliche Heilwirkung des Wassers aus dem ‚Brouder-Buer' schwören." Allerdings: "Chemische Untersuchungen konnten bislang keine entsprechende Bestätigung liefern."Bürger sind vom Pavillon begeistert

Auch wenn das im Keller des Jakobus-Pavillons aus einem Metallrohr sprudelnde Nass keine besondere Wirkung hat, so sind vor allem die Leute aus Fisch dennoch begeistert von der kleinen Quelle und dem, was die Gemeinde in den vergangenen Monaten daraus gemacht hat. Dabei war die kleine Wasserquelle fast schon in Vergessenheit geraten. Nach Ansicht der Historiker war sie einst dafür verantwortlich, dass sich im fünften Jahrhundert eine fränkische Sippe in der Nähe niederließ. Die entstandene Siedlung erhielt den Namen "Litdorf". In der Zeit um das 16. Jahrhundert fielen die Bewohner vermutlich der Pest zum Opfer, und außer ein paar Mauerresten blieb einzig die heutige Pfarrkirche St. Jakobus übrig. Die gegenüber dem Gotteshaus liegende Quelle bezeichnen die Leute aus Fisch als "Brouder-Buer" (Bruder-Brunnen). Der Name geht auf den letzten Eremiten zurück, der im 18. Jahrhundert in einer Klause an der Kirche lebte. Um die Quelle zu schützen, wurde sie in den 60er-Jahren mit einer Betonkonstruktion überbaut. Im vergangenen Jahr begann die Gemeinde, den Brouder-Buer und das Umfeld neu zu gestalten (der Trierische Volksfreund berichtete). Das Betonmauerwerk verschwand, und an seiner Stelle entstand ein Sandstein-Pavillon mit "Brunnenstube" im Kellerbereich, deren Wände inzwischen künstlerisch ausgestaltet wurden. Angesichts der erwarteten Bausumme von rund 70 000 Euro hatten sich die Fischer Ratsherren zuvor die Frage gestellt, ob das Projekt gerechtfertigt sei, denn mangels Tourismus im Ort sei ein daraus resultierender finanzieller Vorteil kaum zu erwarten, so der Tenor. Der Geschichte des Ortes verpflichtet

Ausschlaggebend für die Realisierung war am Ende nicht zuletzt die "Verpflichtung gegenüber der Geschichte unseres Ortes", wie es in einer Ratssitzung hieß. Fördermittel aus dem europäischen Leader+-Programm wurden beantragt und genehmigt. Ein anderer Teil der Bausumme stammt aus der Gemeindekasse. Den Rest - insgesamt 15 000 Euro - haben hauptsächlich die Mitglieder des Gemeinderates in Eigenleistung erbracht. Erst vor kurzem wurde der Jakobus-Pavillon fertig gestellt. In einer Feier segnete Pfarrer Peter Leick das Bauwerk ein. Als "Paradebeispiel, wie man Geld zur Entwicklung des ländlichen Raums sinnvoll einsetzen kann", bezeichnete Bürgermeister Leo Lauer das Projekt. Für das "hohe Maß an Eigenleistung" lobte Landrat Günther Schartz die Fischer, "die es immer wieder schaffen, in ihrer Gemeinde Akzente zu setzen".

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