Heimfahrt wird zum Abenteuer

FELL. Feller Eltern und Schüler sind aufgebracht: übervolle Schulbusse, verlängerte Fahrtrouten, wechselnde Fahrpläne und das Gerangel um den Sitzplatz lassen die tägliche Busfahrt zur Schule zur Tortur werden. Grund: Die Moselbahn leidet als privates Unternehmen an gekürzten Zuschüssen und hat die Zahl ihrer Busse in den Spitzenzeiten reduziert.

Schülerscharen lauern am Hauptbahnhof auf den Bus, der sie nach der Schule nach Hause bringt. Geschiebe, Gedränge und ausgefahrene Ellbogen prägen das Bild beim Einsteigen. Jeder will einen der heiß begehrten Sitzplätze ergattern. "Hier braucht man schon Durchsetzungsvermögen und starke Nerven", sagt Christine Kronz. Seit sie den Führerschein hat, nutzt sie jede Gelegenheit, mit dem Auto zur Schule zu fahren. "Die Kleinen werden beim Einsteigen meist überrumpelt", hat sie beobachtet. "Vergangene Woche war es so voll, dass die Kinder bis zum Busfahrer gestanden haben", sagt ihr Sitznachbar. Heute ist es etwas entspannter: Einige Kinder sitzen mit von Anstrengung gezeichneten Gesichtern in den Bänken. Andere stehen in dicken Winterjacken im Gang des Busses oder machen es sich auf dem Boden "bequem". Alle wollen nur eines: so schnell wie möglich nach Hause. Wann genau das sein wird, wissen sie nicht. "Gestern ist der Bus über die Kenner Lay gefahren, und jetzt müssen wir auch noch nach Riol", beschwert sich Ina Hess über die seit Anfang des Jahres ausgedehnte Heimfahrt. An diesem Tag steigen die Feller Schüler um 14.15 Uhr "gut durchgeschaukelt" aus. "Die Kinder werden regelrecht in die Busse gepfercht. Meine Tochter Nina muss in diesem Jahr wegen einer Fahrplan-Änderung zehn Minuten früher den Unterricht verlassen", erbost sich Otmar Kirsten, einer der aufgebrachten Eltern aus Fell. Auch Alexander Lämmle aus Leiwen ärgert sich, dass er von dem Nachmittags-Unterricht einen Teil verpasst, "weil der Neun-Stunden-Bus jetzt früher fährt". Alf Keilen, Verkehrsplaner der Moselbahn, zeigt sich bis zu einem gewissen Punkt kompromissbereit: "Die Rioler Schüler werden zukünftig in Longuich umsteigen und getrennt von den Feller Kindern weiterbefördert. Schweich und die Kenner Lay werden nicht mehr angefahren." Auch Nina und Alexander dürfen sich freuen. "Aufgrund einiger Beschwerden fährt der Bus jetzt so, dass die Schüler keinen Unterricht verpassen", sagt Keilen. Das Planen wird laut Keilen immer schwieriger, denn auf der einen Seite gibt es keine festen Unterrichtszeiten mehr, und auf der Finanzierungsseite ist der Öffentliche Personen-Nahverkehr kein Naturschutzgebiet mehr. "Seit vier Jahren gibt es keine Zuschüsse mehr für neue Fahrzeuge, und die Ausgleichszahlungen für rabattierte Schülerfahrkarten wurden vom Land Rheinland-Pfalz erheblich reduziert", so Henrik Behrens, Geschäftsführer der Moselbahn. Als privatem Unternehmen bleibe der Moselbahn daher nur die Reduzierung .

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