Heiße Sache: Alt-Asphalt kalt wiederverwendet

Trier-Heiligkreuz · Trier-Premiere: In der Berliner Allee wird erstmals bei einer Fahrbahnerneuerung im Stadtgebiet das Kaltrecycling-Verfahren angewandt. Eine Methode mit vielen Vorzügen: Der Aufwand an Zeit und Energie ist viel geringer als bei herkömmlicher Art, was zudem die Kosten deutlich senkt.

 Tatort Berliner Allee: Der tonnenschwere Kaltrecycler fräst an Ort und Stelle den alten Asphalt ab, mischt ihn, trägt ihn wieder auf und walzt ihn. TV-Foto: Friedemann Vetter

Tatort Berliner Allee: Der tonnenschwere Kaltrecycler fräst an Ort und Stelle den alten Asphalt ab, mischt ihn, trägt ihn wieder auf und walzt ihn. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier-Heiligkreuz. Fahrbahnerneuerung der herkömmlichen Art ist eine sehr dezentrale Angelegenheit. Erst wird Baustoff zu einer Mischanlage transportiert, dort aufbereitet und dann per Lastwagen zum Einbauort transportiert, wo zuvor die alte Fahrbahn aufgefräst wurde. Das Kalt recycling hingegen spielt sich an einem einzigen Ort ab: an der Straße, die erneuert werden soll, und unter Wiederverwendung des alten Materials.
Die Firma Schnorpfeil mit Hauptsitz Treis-Karden und 700 Beschäftigten, davon 115 in der Niederlassung Trier, setzt seit drei Jahren auf das neue Verfahren. Sie besitzt einen von deutschlandweit drei Kaltrecyclern (auch Mixpaver genannt). Vorwiegend hat sie den einschließlich der vorausfahrenden Wassertank- und Bitumenemulsionstankwagen 40 Meter langen Gerätezug auf Autobahnen sowie Bundes- und Landesstraßen eingesetzt. Nun wird erstmals auch im Trierer Stadtgebiet "kaltrecycelt". Einsatzort: die Berliner Allee. Dort sind die Voraussetzungen gegeben: "Im Gegensatz zu den meisten anderen Innerortsstraßen liegen keine Strom- und Wasserleitungen unter der Fahrbahn", erklärt Tiefbauamtschef Wolfgang van Bellen. Weitgehend freies Feld also für den Kaltrecycler, der auf einer Fläche von rund 4300 Quadratmetern die marode Straße mit einer Schicht erneuert, die Asphalteigenschaften besitzt. Aus Sicht von Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani "ein prima Sache. Es werden Gesteins- und Deponieressourcen sowie Energie gespart, rund 120 LKW-Fuhren entfallen, und das Verfahren kostet weniger Geld und Zeit als herkömmlicher Straßenbau. Wenn das Wetter mitspielt, können wir die Berliner Allee nach gut sechs Wochen Bauzeit Ende November wieder für den Verkehr freigeben. Und dann hält sie 30 bis 40 Jahre."
Firmenchef Christoph Schnorpfeil sieht den Einsatz des rund 2,5 Millionen Euro teuren Kalt recyclers in Heiligkreuz auch "als Werbeveranstaltung für uns und das neue Verfahren. Wir hoffen auf weitere Aufträge im Trierer Stadtgebiet, zumal alle unsere bisherigen Auftraggeber sehr zufrieden mit den Resultaten waren." Der 41-jährige Unternehmer weiß auch, "dass Stadt- und Landstraßen völlig unterschiedlich sind. Wo Versorgungsleitungen unter der Fahrbahn verlaufen oder die Straße zu eng oder zu kurvig ist, muss auf die herkömmliche Tour gearbeitet werden."
Theoretische Einsatzmöglichkeiten gibt es auf der cityseitigen Moseluferstrecke, wo der Abschnitt der Zurmaiener Straße zwischen Moselstadion und Jugendherberge dringend saniert werden muss. "Das aber tun wir erst, wenn es verbindliche staatliche Zuschusszusagen gibt", betont Baudezernentin Kaes-Torchiani.
Die laufende Fahrbahnerneuerung der Straße nach Mariahof zwischen Druckenmüllerstraße und Unterm Wolfsberg (1,3 Kilometer) kostet rund 826 000 Euro. Die Landeszuweisungen betragen 65 Prozent (540 000 Euro), der städtische Anteil (35 Prozent) beträgt 286 000 Euro.Extra

Kaltrecycling "in situ": Unter Kaltrecycling versteht man die Aufbereitung von wiederverwendeten Baustoffen ohne Wärmeenergie; das Lateinische "in situ" bedeutet "an Ort und Stelle". Die Firma Schnorpfeil setzt zum Fahrbahnrecycling einen so genannten Mixpaver ein, der Asphaltfräse, Mischanlage und Walz asphaltfestiger in einem Gerät kombiniert. "Unter Zugabe von Zement und Bitumen entsteht in kurzer Zeit eine neue Tragschicht", sagt Unternehmenschef Christoph Schnorpfeil. rm.

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