Helfen, wo Armut der Alltag ist

Trier/Wasserliesch · Ein Urlaub im westafrikanischen Kandi hat den damaligen Schüler Thomas Gondring wachgerütttelt. Um Geld für Kandis Kinder zu sammeln, gründete er vor sieben Jahren am Max-Planck-Gymnasium eine Spendenaktion. Als Student hält der 21-Jährige weiter Kontakt nach Afrika - ihn fasziniert die Großzügigkeit der Menschen dort.

 Thomas Gondring hat in Afrika den Bischof von Kandi, Monsignore Clet Feliho, kennengelernt. Foto: privat

Thomas Gondring hat in Afrika den Bischof von Kandi, Monsignore Clet Feliho, kennengelernt. Foto: privat

Trier/Wasserliesch. Hütten, gebaut aus Stöcken und Tüchern. Davor ein Holztisch, auf dem Selbstgemachtes oder Benzin verkauft werden - so sieht es aus in den Straßen der Stadt Kandi im westafrikanischen Staat Benin. Mit elf Jahren war Thomas Gondring aus Wasserliesch bei Konz zum ersten Mal dort. Mit seiner Mutter besuchte er Raymond Goudjo. Der Mann aus Kandi hatte an der Universität Trier promoviert und eine Zeit lang in der Pfarrei Wasserliesch gearbeitet.
"Wir waren in einem Waisenhaus und haben Luftballons mitgebracht", erzählt der heute 21-Jährige, der an der Universität Trier auf Lehramt studiert. "Die Kinder haben sich unglaublich gefreut", erinnert er sich. Was es bedeutet, arm zu sein, verstand Gondring damals noch nicht - erst bei seinem zweiten Besuch 2005. "Da konnte ich die Armut wirklich wahrnehmen und wollte helfen."
10 000 Euro beim Spendenlauf


Damals war er Schüler am Max-Planck-Gymnasium und berichtete später seinem Lehrer von seinen Erlebnissen in Kandi. Auch seine Mitschüler informierte er im Unterricht über die Armut der Familien. Nur die Hälfte der Bevölkerung habe ausreichend Wasser, erzählt er. Die Analphabetenrate liege bei 60 Prozent. "Nur, wer eine Geburtsurkunde hat, kann zur Schule gehen", erklärt Gondring. Für eine solche Registrierung müsse eine Nomadenfamilie allerdings ein komplettes Jahresgehalt aufbringen.
Die Schüler organisierten daraufhin einen Spendenlauf, etwa 10 000 Euro kamen zusammen. Das Geld floss in den Bau einer zweiten Schule. Die Partnerschaft zwischen dem Trierer Gymnasium und der Diözese Kandi besteht weiterhin (der TV berichtete).
Auch Thomas Gondring hält weiter Kontakt - etwa zu seinem Freund David Ganye, für den Gondrings Mutter vor Jahren eine Patenschaft über die SOS-Kinderdörfer übernommen hat. "Anfangs konnten wir nicht miteinander reden, er sprach Französisch, ich Deutsch oder Englisch." Heute spreche er selbst Französisch, Ganye lerne Deutsch. "Vielleicht kann er später hier studieren", wünscht sich Gondring.
Von den Afrikanern hat der Student eine Menge gelernt. Vor allem deren Mentalität sei eine ganz andere. "Wir klagen hier über das Wetter. In Kandi nehmen die Menschen es, wie es eben kommt. Und wenn der Strom ausfällt, ist er eben weg." Beeindruckt hat ihn auch die Großzügigkeit der Afrikaner: "Es gibt weniger Egoismus. Die Armen teilen, auch wenn sie selbst gar nichts haben." ass

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort