Herantasten an den Frühling

SCHWEICH. (ka) Ein Frühlingskonzert der Extraklasse bescherte die Verbandsgemeinde Schweich den Musikliebhabern in der annähernd ausverkauften Synagoge. Hochkarätige Interpreten begeisterten mit anspruchsvollen Kompositionen aus nahezu allen Stilepochen. Die Gesamtleitung hatte Musikdirektor Johannes Klar.

Applaudiert werden sollte, wie bei anspruchsvoller Musik üblich, jeweils nur zur Pause und zum Finale. Derweil hielten sich die meisten Konzertbesucher nicht daran, sondern ließen ihrer Begeisterung freien Lauf. So auch ein älterer Zuhörer. "Toll", entfuhr es ihm laut und vernehmlich, als alle ergriffen schwiegen. Das war zwar gegen die Regel, doch der alte Herr hatte den Nagel auf den Kopf getroffen - und es gab niemanden im Saal, der nicht geschmunzelt hätte. Sollte sich der sehnlichst erwartete Frühling 2004 auch nur annähernd so stark präsentieren, wie er von Elke Andiel, Sopran, am Klavier begleitet von Klauspeter Bungert, und dem Vokalensemble St. Martin Schweich, besungen, beschworen und gepriesen wurde, dürfte nach dem vergangenen Super-Sommer mit einem weiteren atmosphärischen Jahrhundert-Ereignis zu rechnen sein. In der Synagoge jedenfalls hatten Johannes Klar und seine Mitstreiter - während draußen noch eisige Temperaturen herrschten - alles getan, um dem Frühling einen warmen Empfang zu bereiten. "Einmal muss er doch kommen", erklärte Bürgermeister Berthold Biwer voller Optimismus und betonte, er sei froh, zu einem solchen Abend einladen und die Musikliebhaber im Namen der Verbandsgemeinde und Musikdirektor Johannes Klar begrüßen zu dürfen. Zunächst verhalten, vergleichbar den ersten Schneeglöckchen, die sich nur zaghaft in die noch winterliche Welt wagen, begann das Vokalensemble St. Martin mit zwei Kompositionen von Mendelsohn Bartholdy, "Neujahrslied" und "Morgengebet", das musikalische Frühlingswerben. Auch die folgenden sakralen Arien - "Panis angelicus" von C. Frank sowie "Lascia mi" und "Dank sei dir, Herr", (G. F. Händel) - vorgetragen von Elke Andiel und Klauspeter Bungert, Klavier, ließen den Frühling vorerst nur erahnen. Doch schon bald wurde das Duo Andiel/Bungert konkreter. Mit W. A. Mozarts "Sehnsucht nach dem Frühling" stellten sie die gesangliche Forderung: "Komm lieber Mai und mache", um nach dem "Frühlingsgruß" von R. Schumann und dem "Frühlingsglaube" von F. Schubert schließlich zu konstatiern: "Er ist's" (nämlich der Frühling, von H. Wolf).Kraftvoll-lyrischer Sopran

Das Eis war gebrochen. "Wach auf, meines Herzens Schöne" jubilierte das Vokalensemble. Seine männlichen Protagonisten beeindruckten mit F. Silchers "In einem kühlen Grunde". Jetzt gab es auch für Elke Andiel und Klauspeter Bungert kein Halten mehr. A. Dvoraks Zigeunermelodien waren für die Sängerin genau das Richtige, um mit allen Nuancen ihres kraftvoll-lyrischen Soprans zu brillieren. Bevor jedoch der Frühling endgültig Herr der Szene war und alle gemeinsam schmetterten "Ich hätt' getanzt heut' Nacht", sorgte Elke Andiel mit dem "Lied an den Mond" von A. Dvorak und Puccinis "Väterchen teures, höre" noch einmal für Besinnlichkeit. "Toll" war der Schlussapplaus.

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