Hermeskeil lässt die Räder rollen

TRIER. Die erste Etappe des Ruwer-Hochwald-Radwegs – der 6,2 Kilometer lange Streckenabschnitt zwischen Hermeskeil und Reinsfeld – soll am 23. Juli eröffnet werden – so will es Verbandsbürgermeister Michael Hülpes. Doch ein anderer Abschnitt wird 73 000 Euro teurer, was die Vorfreude der Kreisgremien stark verringert.

Seit 1997 die Idee entstanden war, aus der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Ruwer und Hermeskeil einen Radweg zu machen, polarisiert dieser Plan. Befürworter heben den Radweg als touristisches Vorzeige-Projekt mit großer Anziehungskraft hervor, Gegner sprechen von extremen Steigungen und vor allem zu hohen Kosten. Gerade das Kosten-Argument ist zurzeit wieder topaktuell. Die Sanierung von vier Brücken im Ruwertal wird 73 000 Euro teurer als geplant. Kein Vermögen im Vergleich mit den Gesamtkosten in Höhe von 10,5 Millionen Euro, aber dennoch schmerzhaft in Zeiten leerer öffentlicher Kassen.

„Das sind uralte Unterlagen“

Der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) Trier begründet die höheren Kosten mit dem Schlagwort „Massenmehrung“. Dieser Begriff bedarf einer Definition. „Das bedeutet ganz einfach, dass man mehr Stahl, Beton oder einen anderen Baustoff braucht als ursprünglich angenommen“, teilt der LSV auf TV -Anfrage mit. Es habe in diesem Fall Differenzen zwischen den von der Deutschen Bahn AG zur Verfügung gestellten Bestandsunterlagen und der konkreten Situation gegeben. „Das sind uralte Unterlagen“, so der LSV. „Deshalb können Korrekturen notwendig werden.“ Laut Mitteilung der Kreisverwaltung Trier-Saarburg lag der Fehler beim Stahl: Mit 0,6 Tonnen hatte man anfangs gerechnet, am Ende brauchte man neun. Der Kreisausschuss, der die Sanierung der vier betroffenen Brücken im Juni 2004 zum Preis von 222 000 Euro genehmigt hatte, war über die wegen der „Massenmehrungen“ auf 295 000 Euro steigende Auftragssumme nicht erfreut und verweigerte seine Zustimmung. „Ist es möglich, dass die Statistik erst erstellt wurde, nachdem die Ausschreibung erfolgt ist?“, fragte Wolfgang Schäfer (SPD). „So geht es wirklich nicht.“ Der Punkt wurde vertagt und die Kreisverwaltung beauftragt, die Unterlagen anzufordern und genau zu prüfen. Die Diskussion wird am 9. Mai im Kreisausschuss fortgesetzt.

Michael Hülpes will am Samstag, 23. Juli, loslegen. „Es macht keinen Sinn, einen Radweg im Herbst zu eröffnen“, sagt Hermeskeils Verbandsbürgermeister im Gespräch mit dem TV . Am Hermeskeiler Bahnhof soll der feierliche Startschuss fallen – allerdings nur für den ersten Abschnitt des Großprojekts, die Verbindung von Hermeskeil nach Reinsfeld. Das hat Hülpes mit seinem Amtskollegen Bernhard Busch aus Ruwer so abgesprochen: „Der Spatenstich fand damals in Waldrach statt, die Eröffnung sollte deshalb bei uns laufen.“ Der steigende Preis der Brückensanierung im Ruwertal betrifft den Hermeskeiler Abschnitt nicht. „Die Rodung und auch die Arbeiten an den Brücken sind fertig“, teilt Hülpes mit. „Es geht jetzt nur noch um den Ausbau der Strecke und die Beschilderung.“ Rechtlich sei alles klar, die Arbeiten könnten theoretisch morgen beginnen – allerdings fehlt noch das Votum der Kreistags, der am 18. April tagen wird. Hülpes ist sich bewusst, dass er sich mit der Festlegung auf einen Termin weit aus dem Fenster lehnt. „Ich bin überzeugt, dass dieser Zeitplan eingehalten und der Radweg zum Sommer eröffnet werden kann“, betont der Bürgermeister. „Wir machen es möglich.“