Hermeskeiler Feuerwehrauto löscht im Film

Historische Mehrteiler sind im Fernsehen ein beliebter, weil spannender Stoff. Am kommenden Wochenende wird ein "Star auf vier Rädern" aus Hermeskeil mit dabei sein, wenn es um Deutschlands bekanntestes Luftschiff geht: die Hindenburg. Ausgestrahlt wird das zweiteilige Doku-Drama zur besten Sendezeit: am Sonntag und Montag, 6. und 7. Februar, jeweils ab 20.15 Uhr bei RTL.

 Zeitzeugen aus Fleisch und Blut und aus Blech: Hans Scherer (links) mit dem ehemaligen Wehrleiter Ernst Blasius vor dem Löschfahrzeug der Amtsfeuerwehr Hermeskeil aus den letzten Kriegsjahren. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Zeitzeugen aus Fleisch und Blut und aus Blech: Hans Scherer (links) mit dem ehemaligen Wehrleiter Ernst Blasius vor dem Löschfahrzeug der Amtsfeuerwehr Hermeskeil aus den letzten Kriegsjahren. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Hermeskeil. Mitten zwischen den vielen, Jahre und Jahrzehnte alten Fahrzeugen, Handspritzen, Löschkarren, Vitrinen und Schränken mit Feuerwehr-Devotionalien steht das "Model aus dem Fernseh-Movie" eigentlich ziemlich unbefangen herum. Ganz in dunkles, eintöniges Grau getaucht, wartet der Mercedes LLG, ein sogenanntes "Leichtes Löschgruppenfahrzeug" zwischen den vielen anderen, meist strahlend roten, blechernen Löschkameraden des vorigen Jahrhunderts darauf, dass sich irgendwann die Tore des Feuerwehrmuseums im Hermeskeiler Industriegebiet öffnen. "Amtsfeuerwehr Hermeskeil" prangt als Schriftzug an beiden Türen. Dabei hat der 60 PS starke Mercedes nicht nur eine bewegte Vergangenheit, sondern auch schon einen Auftritt unter den Scheinwerfern eines Fernseh-Studios hinter sich.

Verrottet gefunden, mühevoll restauriert



Ernst Blasius, langjähriger Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Hermeskeil, war im vergangenen Jahr mit dem Oldtimer, den die Hermeskeiler Wehr einst in völlig verrottetem Zustand im saarländischen Britten gefunden und in mühevoller Kleinarbeit wieder aufgebaut hatte, in Köln bei RTL. "Das Auto war zwar fahrbereit, aber das Risiko war uns dann doch zu groß. Deswegen haben wir es auf den Hänger geladen und sind damit nach Köln gefahren" erzählt Blasius, dessen Reich derzeit die Lagerhallen des stillgelegten Werks im Industriegebiet "Grafenwald" sind.

Viele Stunden verbringt er dort, genau so wie etliche Feuerwehrkameraden aus Hermeskeil und Umgebung. Sie, handwerklich alle versiert, arbeiten in mühevoller Kleinarbeit daran, die wertvollen Fahrzeuge und Ausstellungsstücke aus der wechselvollen Wehrgeschichte des Hochwalds aufzuarbeiten. "Unser Auto wird am Sonntag direkt neben der Hindenburg stehen. Es ist in den Momenten am besten zu sehen, wenn die Leute in das Luftschiff einsteigen, weil es direkt daneben platziert wurde", erzählt Blasius, der vor Ort selbst an einer aktiven Teilnahme in dem RTL-Streifen vorbei schlitterte. "Leider waren keine historischen Kostüme vorhanden. Hier hätten wir welche gehabt. Na ja, jetzt ist es vorbei."

Einer, der den grauen Blech-Kameraden noch aus dessen Einsatzzeit in den Wirren der letzten Kriegsjahre kennt, ist als Zeitzeuge und historischer Berater des fast siebzig Jahre alten Fahrzeugs dabei. Hans Scherer, als Standesbeamter in Hermeskeil und Umgebung über Jahrzehnte hinweg eine Institution als Amtsperson, erinnert sich an jene Zeit und berät die Feuerwehr-Männer, die sich um das Museum und dessen Aufbereitung kümmern.

Der bald 84-Jährige ist wie ein offenes Buch lebendiger Hochwaldgeschichte und schildert lebhaft einen Einsatz genau dieses grauen Löschfahrzeugs, das am Sonntagabend im RTL-Fernsehen zu sehen ist. "Am 19. Dezember 1944 hatte es im Klösterchen - so nennen die Hermeskeiler das Franziskanerkloster - nach einem Bombenangriff gebrannt. Da wurde das Feuerwehrauto am einzigen Hydranten, den es damals noch gab, für die Löscharbeiten hingestellt."

1942 nahm Scherer seine Ausbildung als Lehrling "auf dem Amt" auf. Heute sind die Männer der Feuerwehr froh um einen derart kompetenten Zeitzeugen. "Hans hilft uns mit vielen Schilderungen und Erzählungen, die unsere Jahrgänge ja gar nicht mehr kennen können. Und er kann wunderbar mit viel Begeisterung erzählen", sagt Blasius.

10 370 Reichsmark kostete das "LLG" damals. In der Region Hermeskeil war es das erste motorisierte Feuerwehr-Fahrzeug. Jetzt, fast 70 Jahre später, tritt der im historischen Grau wiederhergestellte Mercedes an der Seite des berühmtesten deutschen Luftschiffes auf: Ein Hermeskeiler, zwar nicht auf, aber zumindest neben der Hindenburg.

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