Spende Weniger Kamelle, aber eine gute Tat: Hermeskeiler Narren sparen an Wurfgut und spenden an die Tafel

HERMESKEIL  · Die soziale Seite der Narretei: Der Hermeskeiler Karnevalsverein Ruck Zuck spendet einen Teil der Kosten für Wurfmaterial des Rosenmontagsumzugs an Tafel. Die Narren wollen damit ein Zeichen setzen.

Lebensmittel im Wert von 1000 Euro übergaben die Karnevalisten an die Tafel.

Lebensmittel im Wert von 1000 Euro übergaben die Karnevalisten an die Tafel.

Foto: Herbert Thormeyer

Es braucht schon einen großen Anhänger, um das alles zur Tafel in Hermeskeil zu transportieren, was der Karnevalsverein Ruck Zuck für die Tafel eingekauft hat. Die Spende hat einen Wert von 1000 Euro. KV-Vorsitzender Jörg Hartig erklärt: „Die Tafel hat bereits unseren Ehrenorden bekommen, der mit 500 Euro dotiert ist.“

Aber die Verfechter des Frohsinns wollten noch weitergehen. Die Idee: Wir reduzieren das Wurfmaterial für den Rosenmontagszug um den Wert von 1000 Euro und kaufen dafür Lebensmittel, die von der Tafel an Bedürftige weitergegeben werden. „Da haben wir im Vorstand nicht lange diskutiert. So ein Entschluss geht bei uns Ruck-Zuck“, erzählt der Vorsitzende.

Welche Sachen besonders gebraucht werden schrieben Andreas Webel, Vorsitzender des Tafelvereins, und seine Mitstreiter auf eine Liste. Nur gesunde Sachen, also keine Süßigkeiten, standen da drauf.

Andreas Webel erinnert sich: „Vor zehn Jahren haben wir noch so viele Lebensmittel bekommen, dass wir gar nicht wussten, wohin damit.“ Der Grund: Damals gab es noch nicht so viele Bedürftige. Das hat sich inzwischen gerade umgekehrt. In der Corona-Zeit haben Leute ihre Jobs verloren und der Ukraine-Krieg verteuerte fast alles.

Die Spenden der Geschäfte werden immer weniger, die Bedürftigen immer zahlreicher, denn, so Webel: „Die Läden sind auch bei ihrem Einkauf vorsichtiger geworden und kalkulieren schärfer.“

Die Zahl der Bedürftigen musste von der Tafel auf 400 begrenzt werden. Nur noch Menschen, die in der Stadt oder den Dörfern der Verbandsgemeinde Hermeskeil wohnen, können Lebensmittel bekommen, wenn sie ihre Bedürftigkeit nachweisen. Dazu gehören mittlerweile auch rund 50 Geflüchtete aus der Ukraine, nicht jedoch die Menschen aus der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) in der ehemaligen Kaserne. Sie werden mit Essen versorgt.

Trotzdem werde das Lager an den geöffneten Donnerstagen von 11 bis 12 Uhr immer schneller leer. In dieser Zeit können 70 bis 80 Haushalte mit Lebensmitteln versorgt werden. 40 ehrenamtliche Helfer, darunter zehn Fahrer, die die Läden ansteuern, arbeiten mit.

Möglichst vielfältig soll das Sortiment sein. Frisches Gemüse und Obst gibt es je nach Saison. „Die Leute sollten sich von Haltbarkeitsdaten nicht abschrecken lassen. Das ist alles noch genießbar“, stellt Andreas Webel klar.

Mit zur Übergabe waren die närrischen Majestäten Valerie I. und Lars II. gekommen. „Gerade in schwierigen Zeiten ist das eine tolle Aktion und sie erreicht garantiert die richtigen Leute“, sagt Valerie, und fordert andere Vereine und Institutionen zur Nachahmung auf. Beide packten beim Ausladen mit an, trotz vollem Ornat.

Eines stellt KV-Vorsitzender Jörg Hartig klar: „Die Narren am Rande des Rosenmontagszuges brauchen nicht zu fürchten, dass es kein Wurfmaterial mehr gibt. Es ist halt diesmal nur etwas weniger.“ Niemand gehe mit leeren Taschen nach Hause.

Der Verein will ein Vorbild sein. „Der Karneval ist mehr als Feiern. Es gehört auch soziales Engagement dazu“, findet Hartig. Schöner wäre es jedoch, wenn überhaupt keine Tafel gebraucht würde und sich alle jeden Tag aus eigener Kraft gesund ernähren könnten.

Die Tafel ist telefonisch unter 0176/ 76755234 und per Mail tafel-hermeskeil@web.de zu erreichen.

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