Hermeskeiler Wasserspeicher wird angezapft

Hermeskeil/Nonnweiler · Die Primstalsperre ist das wichtigste Trinkwasserreservoir für die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil. Bald soll der Stausee auch rund 80 000 Menschen im Kreis Birkenfeld mit dem kostbaren Lebensmittel versorgen. Dafür beginnt im Herbst der Bau einer 30 Kilometer langen Transportleitung. Die Hermeskeiler müssen aber trotz der vielen neuen Abnehmer nicht befürchten, dass bei ihnen das Wasser knapp wird.

Hermeskeil/Nonnweiler. Die Primstalsperre nahe des saarländischen Orts Nonnweiler (siehe Extra) ist der Ausgangspunkt für ein Großprojekt, das im Herbst 2013 in Angriff genommen wird. Es wird voraussichtlich eine Bauzeit von drei Jahren in Anspruch nehmen und circa 20 Millionen Euro kosten. Konkret geht es dabei um eine 30 Kilometer lange Leitung, die von der Primstalsperre aus bis zur Steinbachtalsperre bei Idar-Oberstein verlegt wird.
Warum wird die Verbindung gebaut? Mit der neuen Leitung - das Rohr hat einen Durchmesser von 50 Zentimetern - soll die Trinkwasserversorgung im Kreis Birkenfeld langfristig gesichert werden. "Der Hintergrund ist, dass wir die Zeit überbrücken müssen, bis die Steinbachtalsperre saniert ist. Im laufenden Betrieb ist das nicht möglich", sagt Horst Kürschner, Leiter des Wasserzweckverbands Kreis Birkenfeld. Die 1967 errichtete Steinbachtalsperre muss abgelassen werden, damit die ebenfalls auf drei Jahre angesetzten Sanierungsarbeiten beginnen können.
Damit die Menschen im Kreis Birkenfeld dann nicht auf dem Trockenen sitzen, muss vorher die Trinkwasseranbindung von der Primstal- zur Steinbachtalsperre fertig sein.
Wo wird die Leitung verlegt? Die Trassenführung steht so gut wie fest. Von der Primstalsperre wird das Wasser zunächst in Richtung Hunnenring hochgepumpt. Der Weg des Rohrs geht dann weiter entlang der Dollberge - erst auf saarländischem Gebiet und dann im Kreis Birkenfeld - bis in die Nähe von Börfink. Am höchsten Punkt oberhalb von Hattgenstein wird ein neuer Hochbehälter, das sogenannte Wasserschloss, gebaut. Von dort fließt das Wasser bergab Richtung Steinbachtalsperre.
Zum größten Teil wird die Leitung in Staatswaldgebieten verlegt, die bald auch Teil des Nationalparks werden sollen. Das sei aber kein Problem und "wurde mit dem Umweltministerium abgeklärt", so Kürschner.
Wie viel Wasser fließt nach Birkenfeld ab? Der Kreis-Zweckverband hat ein Wassergewinnungsrecht von jährlich 3,5 Millionen Kubikmeter erworben. Die Primstalsperre hat aber ein maximales Fassungsvermögen von 20 Millionen Kubikmeter Wasser, so die Auskunft von Heinz Luxemburger, Vorsteher des Talsperrenverbands Nonnweiler.
Rund neun Millionen Kubikmeter Wasser stehen als Kühlwasser für die Kraftwerke in Bexbach und Fenne (bei Völklingen) zur Verfügung. Drei Millionen Kubikmeter sind für die Talsperre Nonnweiler Aufbereitungsgesellschaft reserviert, die große Teile des Kreises St. Wendel mit Trinkwasser versorgt. 750 000 Kubikmeter darf die VG Hermeskeil aus der Primstalsperre entnehmen. Das Trinkwasser wird von dort 210 Höhenmeter hinauf zur 1999 fertiggestellten Hermeskeiler Aufbereitungsanlage gepumpt. Somit bleibt laut Luxemburger im Stausee selbst nach dem Bau der neuen Überleitung gen Birkenfeld ein Puffer von fast vier Millionen Kubikmeter. Er wird unter anderem zur Wasserverbesserung und -regulierung der Prims vorgehalten. "Engpässe bei der Trinkwasserversorgung sind also nicht zu befürchten", betont Luxemburger. Sollte es - wie im Sommer 2003 - zu extremer Trockenheit kommen, sei sichergestellt, "dass die Trinkwasserversorgung Vorrang hat" und die Zufuhr zu den Kraftwerken dann zurücksteht.
So sehen es die Hermeskeiler: Bürgermeister Michael Hülpes betont, dass die VG mit dem Bau der neuen Leitung "keine Probleme hat. Das Reservoir der Primstalsperre ist so riesengroß, dass wir keine Bedenken haben müssen." Obwohl man im Stausee theoretisch 750 000 Kubikmeter abzapfen könnte, liegt der tatsächliche Wasserverbrauch in der gesamten VG nur bei rund 600 000 Kubikmetern. Dabei ist die Primstalsperre nicht die einzige Versorgungsmöglichkeit. Das Trinkwasser, das in den VG-Haushalten aus den Wasserhähnen fließt, stammt zudem unter anderem aus der Diebeskopfquelle bei Damflos. Auch im Bereich Gusenburg und Beuren gibt es Quellen für die Trinkwasserversorgung. Wie die Hermeskeiler wird auch der Kreis Birkenfeld künftig Kunde des Talsperrenverbands und kauft diesem Wasser ab. Mitglieder des Talverbands sind das Saarland und der Kreis St. Wendel.
Extra

Der Bau der Primstalsperre begann 1978. Seit März 1982 ist sie in Betrieb. Wenn der Stausee voll ist, enthält er als Speicherraum eine Menge von 20 Millionen Kubikmetern Wasser. Der jährliche Zufluss an Wasser ist aber noch größer. Rund 26 Millionen Kubikmeter gelangen über mehrere Bäche in den See. Zu 95 Prozent kommt dieses Wasser aus Rheinland-Pfalz - vor allem aus dem Altbach und der Prims, die im Bereich Neuhütten/Züsch beziehungsweise Damflos entspringen. Die Oberfläche der Primstalsperre ist rund 100 Hektar groß, davon liegen 42 Prozent in Rheinland-Pfalz. Zum Vergleich: Die Steinbachtalsperre hat eine Wasseroberfläche von 33 Hektar und einen Speicherraum von 4,8 Millionen Kubikmeter Wasser. Ähnlich sind die Dimensionen der Riveristalsperre nahe Trier. ax

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