Hermeskeils Jugendpfleger macht Schluss

Hermeskeil · Er war 13 Jahre lang Ansprechpartner für Jungen und Mädchen aus allen 13 Orten in der Verbandsgemeinde Hermeskeil: Doch zum 1. April wird Bernd Hermesdorf seinen Beruf als Jugendpfleger aufgeben. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die jungen Leute immer schwerer zu greifen und zu begeistern sind, sagt der 47-Jährige. Auch sein Alter spielt bei dem Entschluss eine Rolle. Die VG wird sich nun auf die Suche nach einem Nachfolger begeben.

 Oft wird er nicht mehr in den Züscher Jugendraum kommen: Hinter der Theke bespricht der scheidende Jugendpfleger Bernd Hermesdorf mit Fabian Gebels, Jan-Niklas Nonnweiler und Daniel Diener (von links) die nächsten Aktivitäten des Jugendklubs. TV-Foto: Axel Munsteiner

Oft wird er nicht mehr in den Züscher Jugendraum kommen: Hinter der Theke bespricht der scheidende Jugendpfleger Bernd Hermesdorf mit Fabian Gebels, Jan-Niklas Nonnweiler und Daniel Diener (von links) die nächsten Aktivitäten des Jugendklubs. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. "Ich habe nicht resigniert. Aber mir war von Anfang an klar, dass ich diesen Beruf nicht bis zum Rentenalter mache. Es ist also vollkommen natürlich, dass die Sache irgendwann mal zu Ende geht." Das sagt Bernd Hermesdorf, der seit 13 Jahren Jugendpfleger der VG Hermeskeil ist. Seitdem zählt die Betreuung der Jugendklubs, die in allen Orten eigene Räume haben, zu seinen Aufgaben.
Er hat zudem Freizeitangebote entwickelt, die sich teils ganz fest etabliert haben. Die Ritter auf der Grimburg und der VG-Ferienspaß sind dafür Beispiele. Darüber hinaus stand er den jungen Leuten mit Rat und Tat zur Seite, wenn diese selbst Veranstaltungen wie das "Easter Fever" in Reinsfeld oder "Die Halle bebt" in Bescheid auf die Beine stellten.
Gerade in den zurückliegenden Jahren habe er aber verstärkt festgestellt, dass sich das Verhalten der Jugendlichen geändert hat, sagt der Diplom-Sozialpädagoge. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass für die jungen Leute soziale Netzwerke wie Facebook, aber auch Online-Spiele eine immer wichtigere Rolle spielen.
Dazu kommt, dass er von vielen Jugendlichen die Rückmeldung bekommen hat, "dass sie immer mehr Stress um die Ohren haben, zum Beispiel in der Schule", so Hermesdorf. Das hatte auch Auswirkungen auf die Arbeit des 47-Jährigen: "Jugendliche sind wie eine Uhr. Man darf sie nicht immer nur aufziehen, sondern muss sie auch mal gehen lassen. Viele von ihnen wollen im Jugendraum einfach nur ihre Ruhe haben. Sie haben dann keine Lust darauf, wenn auch noch ich komme und etwas von ihnen will." Deshalb sei es schwieriger geworden, die Jungen und Mädchen dazu zu bewegen, sich mit Veranstaltungen in ihren Dörfern zu engagieren.
Er habe selbst den Eindruck, "dass meine Begleitung nur etwa in der Hälfte der Jugendklubs so fruchtet wie früher", räumt Hermesdorf offen ein.
Deshalb hat der Lampadener für sich einen Entschluss gefasst, über den er vor wenigen Tagen die Jugendklubs und seinen bisherigen Arbeitgeber, die VG, informiert hat.
Hermesdorf wird zum 1. April mit seiner Arbeit als Jugendpfleger aufhören und hat deshalb gekündigt. "Ich mache jetzt einen Schnitt und genehmige mir eine Auszeit. Für die Zukunft habe ich zwar Ideen, aber noch keine konkreten Pläne."
Sein Noch-Chef bedauert Hermesdorfs Entscheidung: "Es wird schwer sein, ihn zu ersetzen", sagt VG-Bürgermeister Michael Hülpes. Ausdrücklich betont Hülpes, dass die VG-Gremien und die Ortsbürgermeister "die Arbeit des Jugendpflegers hoch geschätzt haben und wir ihn liebend gern weiterbeschäftigt hätten. Er war die ideale Besetzung." Man müsse es aber akzeptieren, wenn Hermesdorf "nun ein Alter erreicht hat, bei dem er sagt, dass er diesen Beruf nicht mehr weitermachen will", so Hülpes.
Klar ist, dass die VG einen Nachfolger für Hermesdorf suchen wird. In dieser Woche wird die Vollzeitstelle neu ausgeschrieben. Bewerber können sich dann bis zum 9. Februar melden. Der ausgewählte Kandidat wird seinen Dienst am 1. April antreten. Stellvertretend für die Ortsbürgermeister sagt der Gusenburger Josef Barthen auf TV-Anfrage: "Es ist natürlich bedauerlich, wenn wir mit Bernd Hermesdorf jemanden verlieren, zu dem wir jahrelang einen engen Kontakt hatten. Andererseits bietet sich aber auch eine Chance, wenn ein Neuer kommt, der altersmäßig nah an den Jugendlichen dran ist. Man muss jetzt mal schauen, was für Bewerbungen kommen."Extra

Jan-Niklas Nonnweiler (Neuhütten) und Frederik Kuhn (Züsch): "Es ist schade, dass Bernd aufhört. Ohne ihn wäre vor zwei Jahren unser Jugendklub nicht eröffnet worden. Wenn er nicht da gewesen wäre, hätten wir wahrscheinlich auch keine Veranstaltungen auf die Reihe bekommen. Dann wären wir pleite, und unser Raum wäre schon wieder zu. Wir haben beispielsweise eine Tombola fürs ganze Dorf gemacht und im Ort den Leuten den Rasen gemäht. Dafür haben die uns dann Geld gespendet." Sophia Reichert, Reinsfeld: "Unser Jugendklub war von der Arbeit von Bernd Hermesdorf voll überzeugt. Man konnte ihn jederzeit anrufen, wenn es mal ein Problem gab. Bei uns kommen regelmäßig etwa 15 Jugendliche in den Klub, und wir wollen uns dort nicht nur treffen und abhängen, sondern auch Aktionen machen. Deshalb finde ich es gut, dass die VG einen neuen Jugendpfleger einstellen will. Außerdem ist es so, dass wir gerade dabei sind, einen Schwung von Jüngeren in den Jugendklub einzuarbeiten. Dafür ist ein fester Ansprechpartner wichtig. ax

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