Herzensangelegenheit Heimat

LEIWEN. Ein großes Projekt hat der frühere Realschulrektor Hermann Erschens nun vollendet: die Geschichte seines Heimatdorfs Leiwen als Buch herauszugeben. Seit seiner Pensionierung vor fünf Jahren steckte er jede freie Minute in das Werk, das jetzt feierlich der Gemeinde präsentiert wurde.

Mit großem Applaus bedankte sich die Gemeinde bei der Buchvorstellung anerkennend bei ihrem Dorfchronisten. Viele der Anwesenden waren sich der großen Mühe bewusst, die ein Vorhaben wie dieses mit sich bringt. Denn in den vergangenen Jahren hat Hermann Erschens unzählige Gespräche mit seinen Mitbürgern geführt, Fotos gesammelt und Akten gewälzt. Die Chronik seiner Heimat zu verfassen, war dem Deutsch- und Geschichtslehrer, der bis zu seiner Pensionierung im Januar 2001 die Friedrich-Spee-Realschule in Neumagen-Dhron leitete, immer eine Herzensangelegenheit. "Die Idee, eine Chronik zu schreiben, kam bereits 1988 im Gemeinderat auf”, erinnert sich Erschens. Während der Recherchen stellte sich jedoch schnell heraus, dass ein solches in Leiwen bisher einzigartiges Projekt viele Jahre in Anspruch nehmen würde. Riesige Aktenberge in den verschiedensten Archiven warteten auf ihre Sichtung. So mussten das Landeshauptarchiv in Koblenz sowie das Bistums- und Stadtarchiv in Trier durchforstet werden, ganz zu schweigen von Archiven in kleineren Orten. Die Pensionierung bedeutete einen großen Schub für die Arbeit an der Chronik, die aber dennoch fünf weitere Jahre in Anspruch nahm. Fakten mussten recherchiert, alte Flurnamen ausfindig gemacht werden. Eine wichtige Unterstützung waren für den Historiker neben den vielen auskunftsfreudigen Leiwenern auch Helfer, die einzelne Kapitel Korrektur lasen oder verfassten. Aus der Fülle an Akten, Fotos und Gesprächsnotizen musste Hermann Erschens dann das Wichtigste herausfiltern. "Ich wollte die Texte nicht überfrachten, sondern leserlich halten”, erklärt Erschens. Um dem Leser den Zugang zu erleichtern, wurde die Ortsgeschichte meist in die allgemeine Geschichte eingebettet. Die Chronik beginnt bei den frühesten archäologischen Zeugnissen in Leiwen, erläutert die Zeit der kurfürstlichen und später der napoleonischen Herrschaft bis 1814 und schließlich der preußischen Oberhoheit bis 1945. Auch die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus' und das traurige Schicksal der Leiwener Juden wird nicht ausgespart: "Leider wurden auch in Leiwen Andersdenkende verfolgt. Während Hitler Ehrenbürger Leiwens war, wurden fast alle Leiwener Juden im Konzentrationslager ermordet." Ein großer Teil ist auch dem heutigen Erscheinungsbild des Orts und seinen Veränderungen seit dem Krieg gewidmet. Ortsvereine, Schule, Pfarrkirche und Pfarrgemeinde, Wald und Forst, Flurnamen und Brauchtum werden in eigenen Kapiteln vorgestellt. Viele Bürger werden sich sich auf den Fotos der Vereine und Schulklassen wiederfinden. Die Ortschronik ist ein detailliertes Buch, das aber niemals spröde zu lesen ist und durchaus süffisante Geschichten erzählt. So durfte etwa der Gemeinderat im 18. Jahrhundert bei Verstößen gegen die Gemeindeordnung "auf Kosten des Verbrechers” ein Trinkgelage feiern. Nicht nur der Chronist, sondern auch seine Ehefrau Doris freuen sich, dass das Werk nun fertig ist: "Jetzt ist endlich wieder Zeit für andere Dinge." Ortsbürgermeister Claus-Peter Feller dankte im Namen der Gemeinde für die ehrenamtliche Arbeit: "In unzähligen Stunden haben Sie dieses einzigartige Werk für unser Dorf geschrieben." Ein Lob hat auch Rainer Nolden, Direktor des Stadtarchivs Trier und Herausgeber der Reihe "Ortschroniken des Trierer Lands”, in der das Buch als neuester Band 45 erscheint, übrig: "Die Leiwener Chronik ist ein tolles Werk - kaufen und lesen Sie es!” Die 730-seitige Chronik "Leiwen - Eine Ortsgeschichte” ist für 30 Euro bei der Ortsgemeinde Leiwen erhältlich.

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