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WASSERLIESCH. Bis zum vergangenen Jahr konnte die Ortsgemeinde Wasserliesch einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Das ist jetzt vorbei. Weil alle Rücklagen aufgezehrt sind, gerät auch die Gemeinde an der Obermosel in die roten Zahlen.

Jahrelang befand sich die Ortsgemeinde Wasserliesch in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Sie zehrte von ihren Rücklagen, einem Finanzpolster, das einen ausgeglichenen Haushalt garantierte. Seit Beginn dieses Jahres steht es damit anders. Erstmals seit Jahren weist der Haushalt, den Bürgermeister Herbert Rausch in der Ratssitzung am vergangenen Montag vorlegte, ein Defizit von 111 000 Euro aus.256 Euro Schulden auf jeden Einwohner

Der Fehlbetrag würde sogar noch höher ausfallen, wenn ein Rest aus der Rücklage den Sturz in die roten Zahlen nicht abfedern würde. 112 000 Euro standen dafür noch zur Verfügung. Ohne diesen Zufluss würde der Haushalt sogar mit 223 000 Euro in den Miesen stehen. Damit findet sich Wasserliesch als wahrscheinlich letzter Ort der Verbandsgemeinde im großen Club der Kommunen mit defizitärem Etat wieder. 582 500 Euro wird Ende 2006 der Schuldenstand in der Gemeinde betragen, das sind 256 Euro auf jeden Wasserliescher - Säuglinge und Greise eingeschlossen. Jetzt sind die allgemeinen Rücklagen aufgezehrt. Und eine neue Rücklage von 220 000 Euro, die aus Veräußerungserlösen stammt, soll zur Fertigstellung eines Baugebiets verwendet werden und ist damit zweckgebunden. Im Rat stieß die schlechte Nachricht vom Defizit auf resigniertes Achselzucken. Finanzspielräume gibt es nicht mehr. Fast alle Ausgaben werden durch übergeordnete Vorschriften erzwungen. Und den Vereinen in Wasserliesch noch die letzten Zuschüsse zu streichen, wagte niemand auch nur vorzuschlagen. Ratsmitglied und Ex-Bürgermeister Josef Reinert brachte die allgemeine Stimmung auf den Punkt: "Das ist so auf Dauer nicht haltbar. Die Gemeinden bleiben auf der Strecke." Der Haushalt wurde schließlich einstimmig verabschiedet. Erfreulicher gestaltet sich die Bilanz der kommunalen Forstwirtschaft. Der wachsende Bedarf an Brennholz sorgt in Wasserliesch für eine Steigerung des Holzeinschlags von fast 100 Prozent und für tiefschwarze Zahlen. Ob die in anderen Orten durchgeführte Privatisierung noch bessere Ergebnisse bringen würde, blieb strittig. Immerhin sollen jetzt Fachleute dazu befragt werden. VG-Beigeordneter Bernhard Henter schlug ein Gespräch mit einem Experten und mit dem Bürgermeister einer Gemeinde vor, deren Forstwirtschaft privatisiert worden ist, - und mit Bürgermeister Manns. Der ist immerhin Vorstandsmitglied im Städte- und Gemeindebund. Ironische Spitzen gegen Privatisierung

Dieser Vorschlag traf auf allgemeine Zustimmung, obwohl sich ein Ratsmitglied ironische Spitzen auf die "Vorteile" der Privatisierung bei Post und Bahn nicht verkneifen konnten. Der Holzeinschlag in den Wasserliescher Forsten wird jedenfalls weiter gesteigert, allerdings maßvoll. Bürgermeister Herbert Rausch: "Man muss ja nicht gleich den ganzen Wald abholzen." Eine gleichermaßen lustige und ärgerliche Begebenheit kam dann unter "Verschiedenes" zur Sprache. Auf der Granahöhe wurden von einem Lastwagen 23 alte Reifen abgeladen. Um die Entsorgung darf sich jetzt die Gemeinde kümmern. Der Verursacher ist natürlich unbekannt.

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