Hier haben reisende Römer gerastet

Tawern · Der Ursprung von Tawern liegt in einer antiken Raststätte auf dem Weg von Trier nach Luxemburg. Der Verein Römisches Tawern kümmert sich um das kulturelle Erbe des Dorfes. Jetzt hat er die Neugestaltung des sogenannten Vicus Tabernae mit Hilfe von EU-Fördergeld abgeschlossen.

 Auf den Spuren der alten Römer: Gerhard Michel erklärt in der renovierten Anlage „Vicus Tabernae“. TV-Foto: Elisabeth Dahmen

Auf den Spuren der alten Römer: Gerhard Michel erklärt in der renovierten Anlage „Vicus Tabernae“. TV-Foto: Elisabeth Dahmen

Tawern. Seine Augen strahlen, wenn er von seinem Projekt erzählt. Und Gerhard Michel hat einen Grund dafür. Er ist Vorsitzender des Vereins römisches Tawern, der in diesem Jahr die Überreste der antiken Wegstation Vicus Tabernae mit viel Aufwand renoviert hat.
Jetzt kann sich jeder vorstellen, wie es vor über 2000 Jahren hier ausgesehen hat. "Viele der Originalmauern sind noch erhalten. Wir haben die alten Gemäuer verstärkt und Informationstafeln angebracht", erklärt Michel.
Vicus bedeutet Straßendorf und Tabernae so viel wie Essen, Schlafen, Wohnen und Handwerk. Kurz: Bei der Anlage handelt es sich um eine Art Raststätte aus den Jahren um 15 vor Christus. Damals führte der Haupthandelsweg von Rom über Marseille, Lyon, Metz und Luxemburg nach Trier. Alle 30 Kilometer gab es Vici (Mehrzahl von Vicus), an denen sich die Reisenden erholen konnten. So auch in Tawern, wo unter anderem Schenken und Gaststätten, eine Schmiede, Wagenbauer und Textilgeschäfte existierten.
Antikes Erbe im Blick


Bereits 1986 wurde auf dem Metzenberg in Tawern die Tempelanlage gefunden. In der Zeit von 1994 bis 1997 wurden dann aufgrund einer Neubausiedlung in Tawern weitere Ausgrabungen gemacht, zu deren Funden insbesondere "Vicus Tabernae" gehört. 1996 wurde der Verein Römisches Tawern gegründet, der sich seitdem um das antike Erbe des Orts kümmert.
Zunächst gestaltete sich die Arbeit schwierig. Nach einigen Jahren, in denen die Raststätte zwar besichtigt werden konnte, dennoch nicht viel Informationen für Touristen hergab, beschloss man, den Platz zu renovieren. Vor fünf Wochen sind nun die Bauarbeiten beendet worden.
Etwa 33 000 Euro wurden in den vergangenen Jahren bereits ausgegeben (siehe Extra). 2012 gab es für weitere 12 000 Euro neue Schilder und Informationstafeln. Originalmauern wurden ausgebessert, und die damalige sieben Meter breite Handelsstraße wurde dem Original nachempfunden.
Hoffen auf mehr Touristen


"Ungefähr die Hälfte des Geldes wurde durch die EU-Initiative Leader finanziert", erklärt Gerhard Michel. Die restlichen Ausgaben kamen hauptsächlich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Führungen zusammen. "Durch die Investitionen wird Tabernae sicherlich mehr Touristen anziehen", sagt Michel.
Für ihn ist das Projekt mehr als reine Freizeitbeschäftigung: "Immer mehr zu verstehen, wie die Römer vor so vielen Jahren am gleichen Ort wie wir hier gelebt haben, ist schon etwas Einmaliges."
Führungen und weitere Informationen unter www.roemisches-tawern.de
Extra

Ein zentrales Element am Vicus-Standort ist ein großer Panzerglaskasten, in dem im Format 1:75 der Vicus Tabernae nachgebaut ist. Das Modell samt Überdachung und Panzerkasten hat 20 000 Euro gekostet. Besonders das Schmucktor ist auffällig, weil es von allen vier Seiten einsehbar ist. Im gesamten römischen Reich gab es nur vier solcher Tore. Ein weiteres Ausgrabungsprojekt gibt es derzeit in Kastel-Staadt. Dort wird das alte Römertheater freigelegt und rekonstruiert. In dieses Projekt fließen insgesamt 145 000 Euro. Die EU übernimmt davon 98 000 Euro. Anders als in Tawern beteiligt sich auch die Gemeinde - mit 27 000 Euro. cmk

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