High-Tech-Abfuhr für das Abwasser

KORDEL. Das Abwasser der 2300 Einwohner zählenden Gemeinde Kordel geht seit einigen Tagen einen anderen Weg, bevor es in die Kyll geleitet wird: Nicht mehr durch die einstige Uraltkläranlage am Ramsteiner Weg, sondern durch das hochmoderne neue Klärwerk.

Noch umgibt sich die jüngste Errungenschaft der Verbandsgemeindewerke Trier-Land mit einer Baustellenatmosphäre. Ein Bagger der Firma Sonntag wühlt in den Resten der alten Kläranlage. Sie war vor 35 Jahren errichtet worden und "erfreute" seither die Anwohner im Tal mit ihren unverkennbaren "Aromen". An ihrer Stelle werden nun zwei Schlammspeicher und ein weiteres Nachklärbecken für die neue Anlage entstehen. Nach ihrer endgültigen Fertigstellung am Ende dieses Jahres wird sie auch die Abwässer von Welschbillig, Möhn, Träg, Kordel, Butzweiler und Beßlich aufbereiten. Die Gesamtkosten des Projekts betragen 3,95 Millionen Euro.Becken, Filter und Kompressoren

Im Mai 2005 hatten die Arbeiten zwischen dem Ramsteiner Weg und den Bahngleisen begonnen. Inzwischen sind die wichtigsten Komponenten der Anlage fertig und betriebsbereit. Dazu zählen das riesige biologische Hauptklärbecken mit integriertem Nachklärbecken sowie das Maschinenhaus mit Filteranlagen, Luftkompressoren und Schaltzentrale. Die Betriebsbereitschaft dieser Technik war die Voraussetzung für den Abriss der alten Anlage, denn wohin sonst mit dem Kordeler Abwasser? Inzwischen füllen sich das 8500 Kubikmeter fassende Hauptklärbecken und das 700-Kubikmeter-Nebenklärbecken mit Kordeler Abwasser. Über den offenen Bassins rotiert mit minimaler Geschwindigkeit ein gewaltiges Rührwerk und versetzt die Wassermassen in eine ständige Drehbewegung. Eine nennenswerte Geruchsentwicklung ist nicht feststellbar - aber eine Schaumbildung auf der Oberfläche des Bio-Beckens. "Diese Schaumbildung tritt nur beim ersten Befüllen auf, da sich die Biologie noch nicht richtig aufgebaut hat", erklären Werkleiter Jürgen Karst und Bürgermeister Wolfgang Reiland von der Verbandsgemeinde Trier-Land. Deshalb habe man den Betriebsbeginn auch in die kalte Jahreszeit verlegt, denn dies mindere eine mögliche Anfangs-Geruchsbelästigung. Auch die fabrikneue Technik im benachbarten Gebäude wurde zum Leben erweckt. Schwere Kompressoren blasen Luft in die Wassermassen und sorgen für die Sauerstoffanreicherung. In einem anderen Raum arbeitet ein vollautomatisches Rechenwerk an der Vorreinigung. Sand, Fettablagerungen und Feststoffe werden dort ausgefiltert und zur Entsorgung in Kunststoffsäcke verfüllt. Reiland und Karst verschweigen nicht, dass diese aufwändige Maschinerie vorwiegend dazu dient, das Fehlverhalten einiger Zeitgenossen auszubügeln. Die Technik steuert sich selbst

"Viele Leute werfen gedankenlos Zeug in die Toilettenspülung, das dort überhaupt nicht hineingehört. Wir müssen es dann wieder entfernen, oder die Biologie des Klärbeckens gerät aus dem Gleichgewicht", sagt Werkleiter Karst. Dass dies nun maschinell geschieht, ist besonders für die Mitarbeiter der Verbandsgemeindewerke ein großer Fortschritt - in der alten Anlage hatten sie die "angenehme" Aufgabe, die Abfälle in Handarbeit aus dem Rechenwerk zu pulen. Das Herzstück des neuen Werks ist die elektronische Schaltzentrale. Bei störungsfreiem Betrieb regelt sich die Technik selbstständig. Überwacht werden die Funktionen vom etliche Kilometer entfernten Technischen Dienstleistungszentrum (TDZ) der Werke im Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich. Dort laufen im Falle eines Falles auch die Störmeldungen ein. Dann wird entschieden, ob sich die Panne über Computer-Befehle aus der Ferne beheben lässt, oder ob ein menschlicher Eingriff direkt in der Anlage erforderlich ist. Karst: "Das erleichtert unserem Bereitschaftsdienst die Arbeit. Der kann nachts zunächst mal von zu Hause aus per Laptop auf Fehlersuche gehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort